Sind Blogger Journalisten?

Nachdem nun erstmals ein Blogger zu Pressekonferenzen im Weißen Haus zugelassen wurde, sehen das manche als ersten Schritt zur Etablierung der Weblogs

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Die Blogger sind zum modischen Phänomen geworden. Tatsächlich haben sich viele Blogs etabliert und sieben sowie bewerten in einem mehr oder weniger spezifischen Kontext Neuigkeiten und Auffälligkeiten. Manche Informationen werden dadurch erst hoch gespült und schließlich auch von den größeren Medien aufgenommen, die mittlerweile selbst, um den Anschluss nicht zu verlieren, gelegentlich ihr Spektrum durch Blogs meist von Mitarbeitern erweitert haben. Dass Blogger politisch bedeutsam sind, wurde zuletzt im Präsidentschaftswahlkampf deutlich, was dazu führte, dass auch die Parteien Blogs anboten. Als symbolischen Erfolg kann man nun sehen, dass der erste unabhängige Blogger vom Weißen Haus zu den Pressekonferenzen zugelassen wurde.

Das mag allerdings auch seinen Grund darin haben, dass das Weiße Haus unter Kritik gekommen ist, Journalisten gegen Geld Werbung für die eigene Politik machen zu lassen. Und dann hatte auch noch ein "Online-Journalist" von einer News-Site namens Talon News, die von Anhängern der Republikaner betrieben wurde und meist nur Informationen der Regierung weiter gegeben hat, seit zwei Jahren Zugang zum Weißen Haus. Aufgefallen war der "Reporter", weil er nicht nur gelegentlich Fragen stellen durfte, sondern diese auch immer schön brav waren.

Der Skandal (GannonGuckertGate) brach aus, nachdem - über den Blog (!) Americablog.org, den John Aravosis, ein homosexueller Aktivist, macht - bekannt wurde, dass "Jeff Gannon", dessen richtiger Name James Guckert ist, auf seiner Website Fotos hatte (hier dokumentiert), die ihn nackt zeigten. Er bot sich auch als Begleitung an und betrieb beispielsweise die Websites HotMilitaryStud.com und MilitaryEscorts.com. Zudem wird gerade untersucht, ob möglicherweise Guckert daran beteiligt war, die Identität der CIA-Mitarbeiterin Valerie Plame aufzudecken, was in den USA eine Straftat ist. Sie ist die Frau des Diplomaten Joseph Wilson, der den angeblichen "Yellowcake"-Deal Saddams mit Niger als Fake entlarvt hatte.

Dass gerade ein mit den Republikanern und der Regierung verbundener Reporter nebenberuflich als Aktmodell und Prostituierter auftrat, ist nicht nur wegen der Homosexuellen-feindlichen Stimmung im konservativen Lager peinlich, sondern auch deswegen, weil man angeblich den richtigen Namen von Gannon im Weißen Haus nicht kannte. Wer zu den Pressekonferenz zugelassen wird, muss sich natürlich identifizieren, was den Schluss nahe legt, dass entweder die Überprüfungen im Weißen Haus lasch sind oder man doch Gannon als Guckert kannte. Guckert erklärte, er habe keinen Presseausweis gehabt, da der Senat als erste Anlaufstelle ihm keinen geben wollte, weil er keinem normalen Medium angehörte. Zu den Pressekonferenzen im Weißen Haus wurde jeweils auf Anfrage unter Angabe seines Namens, der Sozialversicherungsnummer und des Geburtsdatums befragt.

Bobby Eberle, der Talon News betrieb, hat vorübergehend die Website geschlossen, angeblich, um sie noch besser zu machen. Eberle betreibt auch die Website GOPUSA.com, ein Informationsportal für Republikaner und andere Konservative, für das "Jeff Ganon" auch aus dem Weißen Haus "berichtet" hat. Bevor Talon zunächst einmal die Webtüren schloss, wurde Guckert entlassen, der dank seiner Prominenz aber nun versucht, seine Website (A Voice of New Media - so feared by the Left that it had to take me down) gut zu verkaufen und sich als Blogger einen Name zu machen.

"Was ist Journalismus?"

Jetzt also hat erstmals ein "richtiger" Blogger, der allerdings zuvor als Journalist gearbeitet hat und seinen Blog in dem Journalisten-Service Mediabistro.com betreibt, die Möglichkeit erhalten, an einer Pressekonferenz teilzunehmen. Garrett M. Graff betreibt den Blog FishbowlDC, wo er seine Bemühungen schildert, bis er Erfolg hatte. Graff erklärt, er habe sich vor allem aufgrund des Gannon-Falls um eine solche Zulassung bemüht. Zur Debatte stünde die Frage:

Who can cover the White House now? Who's a journalist in this day and age? Who's legitimate? All still open questions.

Zuvor hatte er bereits Gannon-Guckert ein Interview geführt, in dem dieser seinen Fall so verstanden wissen sollte, dass es hier auch um die Frage gehe, ob Blogger als Journalisten anerkannt werden sollen oder müssen:

It has given journalism a wake-up call that it needs to look at the new media. The online journalists are doing the work that the mainstream media used to do. These online guys are doing good stuff--even the people who are digging up stuff on me did great work. This has really stirred up a very healthy debate about journalism: Who's a journalist? What's journalism?... We're really moving the ball forward on some new ways of information gathering.

Klärung rechtlicher Fragen steht an

Die Frage geistert allerdings schon länger umher und wurde besonders anlässlich des Falls wieder akut, als Blogger aus der rechten Ecke es zuwege brachten, Eason Jordan, den Nachrichtenchef von CNN, aus seinem Posten zu vertreiben (Jordangate: Lynchmob oder neuer Citizen-Media-Ethos?. Schon zuvor waren Blogger erfolgreich, um Kerrys Chancen als Präsidentschaftskandidat wegen seiner Zeit im Vietnamkrieg zu schmälern oder die Umstände herauszustellen, wie Bush seinen Militärdienst in den USA abgeleistet hat.

Aktuell ist die Frage, ob Blogger Journalisten sind, in den USA auch gerade im Kontext eines Gerichtsprozesses. Apple Computer hat Klage gegen die Betreiber einiger Websites - Thinksecret.com, Appleinsider.com und PowerPage.org -gestellt, die angeblich Geschäftsgeheimnisse veröffentlicht haben. Apple verlangt vom Gericht, die Identität der Blog-Betreiber feststellen zu lassen. Dabei geht es um ein kalifornischen Gesetz, dass Journalisten dafür schützt, ihre Quellen offen legen zu müssen. Würde der Richter also die Blogger als "Journalisten" einstufen, würde diese deren Privilegien genießen. Im Kongress wird zudem der Free Flow of Information Act verhandelt, der angestellten und frei für Medien arbeitenden Journalisten ermöglichen würde, dass sie ihre Quellen auch in einem Gerichtsprozess nicht preis geben müssen. Davon aber wären bislang Autoren ausgenommen, die nur online ohne Anbindung an anerkannte Medien arbeiten.

Ungemach könnte freilich durch das Wahlkampf-Finanzierungsgesetz kommen, das die Federal Election Commission nach einem Urteil nun auch auf das Internet erweitern muss. Dann könnte, wie das republikanische Kommissionsmitglied Bradley A. Smith meint (he coming crackdown on blogging), auch ein Blog oder andere Internetveröffentlichungen oder Mailaussendungen unter das Gesetz fallen. Schon ein Link auf die Seite eines Politikers könnte dann als Wahlkampfhilfe zählen und untersagt sein, je nachdem, welcher Wert diesem zugerechnet wird.

The real question is: Would a link to a candidate's page be a problem? If someone sets up a home page and links to their favorite politician, is that a contribution? This is a big deal, if someone has already contributed the legal maximum, or if they're at the disclosure threshold and additional expenditures have to be disclosed under federal law. Certainly a lot of bloggers are very much out front. Do we give bloggers the press exemption? If we don't give bloggers the press exemption, we have the question of, do we extend this to online-only journals like CNET?

Auch hier spielt wieder die Frage eine wichtige Rolle, ob Blogs als "Presse" gelten oder nicht. Die Presse fällt nämlich natürlich nicht unter das Wahlkampf-Finanzierungsgesetz, da das sonst das Ende der Pressefreiheit wäre. Aber wie weit reicht die Meinungsfreiheit?