Solar-Revolution: Wie China und Brasilien den globalen Energiemarkt prägen
Energie und Klima – kompakt: Solarboom in der Volksrepublik stellt den Rest der Welt in den Schatten. Brasilien holt auf, Deutschland verliert an Boden. Das sind die Trends.
Der Ausbau der erneuerbaren Energieträger nimmt weltweit und vor allem in China immer mehr Fahrt auf. Die Plattform Rethink Technology Research schätzt, dass allein im zweiten Quartal 2023 rund um den Globus Solaranlagen mit einer Leistung von 92 Gigawatt (GW) installiert wurden. Rund 55 Prozent entfielen davon auf China, wo 51,3 GW ans Netz gingen.
Der Anteil der anderen Weltregionen mit Ausnahme Lateinamerikas ist im Vergleich zum Vorjahr rückläufig. Dort hat vor allem der Solar-Ausbau in Brasilien zugelegt, wo nach Angaben des brasilianischen Portals Solar in den ersten sieben Monaten mehr als 7,4 GW hinzukamen – eine beachtliche Steigerung, aber immer noch weit von den chinesischen Verhältnissen entfernt.
Zum Vergleich: In Deutschland sind derzeit 73,81 GW Leistung in Solaranlagen installiert.
Ein Gigawatt (GW) Leistung bedeutet, dass die entsprechenden Anlagen bei optimalen Bedingungen in einer Stunde eine Gigawattstunde (GWh) oder eine Million Kilowattstunden Strom produzieren können.
Hierzulande sind von Januar bis Ende Juli rund 6,3 GW neu ans Netz gegangen. Damit werden inzwischen die hiesigen Ausbaurekorde von Anfang des letzten Jahrzehnts etwas übertroffen, doch die Zeiten, in denen Deutschland Solar-Vorreiter war, sind längst vorbei. Dafür sorgte seinerzeit die viel zu rasche Absenkung der Vergütungssätze, die die schwarz-gelbe Mehrheit unter Angela Merkel 2011 beschloss und damit rund 70.000 Arbeitsplätze vernichtete.
Aber zurück zu Entwicklung in China. Im Vergleich zum Vorjahr hat der Ausbau in China um gut 150 Prozent zugelegt. Geht es in diesem Tempo weiter, könnten in diesem Jahr im Land der Mitte 140 oder sogar 200 GW neue Solarleistung ans Netz gehen, wie die auf die Branche ausgerichtete Nachrichten-Plattform Reve meint. Damit wäre der chinesische Solar-Ausbau gemessen am Strombedarf etwa zwei- bis dreimal so schnell wie der deutsche.
Nach dem ursprünglich vorwiegend große Freiflächenanlagen errichtet wurden, hat in der Volksrepublik auch die Installation von kleineren Anlagen auf Dächern stark zugenommen. Das Schwergewicht liegt dabei auf den nordöstlichen Provinzen, wo zugleich viel Windenergie in die Netze gespeist wird.
Da Solarstrom eher zu Zeiten mit wenig Wind anfällt, ist die Motivation offensichtlich, das Stromangebot gleichmäßiger zu gestalten. Daher gibt es auch zunehmend Anforderungen an Betreiber neuer Windparks und Solaranlagen vor Ort für Stromspeicher zu sorgen.
Daneben wird der Ausbau der Solarenergie als Bestandteil der Politik zur Armutsbekämpfung eingesetzt, um auf den Dörfern für zusätzliches Einkommen zu sorgen. Dabei kommen sowohl Anlagen auf den Dächern als auch auf Wiesen und Feldern zum Einsatz, sofern eine Doppelnutzung möglich ist.
In diversen Ländern gibt es nämlich inzwischen Versuche, Landwirtschaft und Solarenergie miteinander zu verbinden. Die einfachste Methode ist es, Schafe unter den Anlagen grasen zu lassen, wofür etwa die US-amerikanische Solar Grazing Association wirbt.
In Deutschland hat man, wie seinerzeit berichtet, bereits vor einigen Jahren gute Erfahrungen mit Solaranlagen auf Äckern gemacht. In normalen Jahren fiel die Ernte unter ihnen etwas geringer als auf Vergleichsflächen aus, in Hitze- und Dürrejahren jedoch besser. Jedenfalls soll der Ansatz in Baden-Württemberg in den nächsten Jahren weiter erforscht werden.
Derweil geht Chinas Solarindustrie auch vermehrt aufs Wasser. Nahe der Hafenstadt Tianjin am Gelben Meer wurde etwa eine schwimmende Solaranlage mit einem Gigawatt Leistung auf einer Salzfarm errichtet. Installiert wurden Module, die Sonnenlicht von beiden Seiten aufnehmen und so auch die vom Wasser reflektierte Strahlung nutzen können, schreibt die Plattform Saur Energy. Die Beschattung würde zugleich die in der Salzlake betriebene Aufzucht von Schrimps produktiver machen.
Ferner gibt es in China Pläne, auch in den Küstenmeeren schwimmende Solaranlagen zu betreiben. Der Ansatz könnte, wie kürzlich berichtet, insbesondere rund um den Globus in einigen tropischen Regionen erfolgversprechend sein.
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