Sonnenernte auf dem Acker

Seite 2: Wie wirtschaftlich ist APV?

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Die oben genannte Anlage in Heggelbach wird zwar bisher noch vom Bundesministerium für Forschung und Technologie unterstützt. In vier Jahren soll sie aber die Treibhausgase, die bei ihrer Produktion entstanden sind, kompensiert haben und anschließend mindestens 21 Jahre lang sauberen Strom liefern.

Dabei entspricht die jährliche Menge dem Bedarf eines 62 Vier-Personen-Haushaltes. Weil die Solarzellen hier das vom Boden zurückgespiegelte Licht nutzen, könnten sie übers Jahr gesehen sogar 15 Prozent mehr Solarstrom ernten, heißt es.

Etwa die Hälfte des anfallenden Stroms kann die Heggelbacher Dorfgemeinschaft tatsächlich selbst verbrauchen. Der Rest geht ins Stromnetz. Die Stromentstehungskosten für Investitionen, Betrieb und Instandhaltung liegen derzeit bei neun Cent je Kilowattstunde.

Damit sind die Anlagen auf dem Acker zwar günstiger als kleine Dachanlagen, allerdings immer noch teurer als Freiflächenphotovoltaik, bei der die Solarmodule dichter nebeneinander auf kleineren Stahlgerüsten stehen. Würde der Solarstrom direkt vor Ort gespeichert und genutzt, könnten sich aber für die Landwirte zusätzliche Einkommensquellen auftun.

So könnten sie zum Beispiel mit dem selbst erzeugten Solarstrom ihre eigenen Elektrofahrzeuge betreiben. Leider wurden die Einspeisevergütungen der Freiflächenanlagen gestrichen, bedauert Betriebsleiter Thomas Schmid gegenüber dem Deutschlandfunk. Weil Äcker mit APV nicht mehr als landwirtschaftliche Flächen gelten, gebe es für sie auch keine Subventionen mehr. Der Demeter-Landwirt fordert deshalb eine Änderung der Rahmenbedingungen.

Den Experten zufolge werden die Kosten für Photovoltaik-Anlagen auf Freiflächen kontinuierlich sinken. In fünf bis acht Jahren könnten die Anlagen auch ohne finanzielle Förderung durch das Erneuerbare-Energien-Gesetz wirtschaftlich rentabel werden. Stephan Schindele, Projektleiter am Fraunhofer-Institut, spricht sich dennoch für eine staatliche Förderung aus, wie es sie in Frankreich, Japan und China bereits gibt.

Agrophotovoltaik sei ein vielversprechender Ansatz, um die Landnutzungseffizienz zu erhöhen und den Mix aus der von der Landwirtschaft erzeugten erneuerbaren Energien zu erweitern, erklärt Iris Lewandowski, Leiterin des Fachgebiets Nachwachsende Rohstoffe und Bioenergiepflanzen an der Universität Hohenheim.

Glaubt man den Wissenschaftlern, werde die Nutzung von Sonnenenergie auf dem Acker eher gesellschaftlich akzeptiert als Photovoltaik auf freien Flächen oder Windkraft- bzw. Biogasanlagen. Sicher wäre die Technik noch zu verbessern und die Kosten zu minimieren. Dennoch zeigt das Acker-Solar-Projekt am Bodensee schon jetzt, wie Energieerzeugung und landwirtschaftliche Nutzung hierzulande in Einklang gebracht werden könnte.

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