Sozialer Zusammenhalt in Deutschland "gut"?
Seite 3: Soziale Kohäsion in dicht besiedelten Gebieten tendenziell geringer
- Sozialer Zusammenhalt in Deutschland "gut"?
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- Soziale Kohäsion in dicht besiedelten Gebieten tendenziell geringer
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Daneben entdeckt die Bertelsmann Stiftung einen Zusammenhang zwischen Wertepräferenzen und dem sozialen Miteinander. "So ist in Regionen, in denen humanistische Werte, wie Ehrlichkeit oder Verantwortungsbewusstsein, eine große Rolle spielen, der Zusammenhalt höher, die Bevorzugung von Sicherheitswerten, wie Schutz vor Gefahr, Stabilität oder auch Harmonie, geht hingegen mit geringerem sozialem Zusammenhalt einher."
Dafür haben die Forscher auch eine Erklärung: " Wer vor allem um seine Sicherheit fürchtet, öffnet sich anderen Menschen gegenüber vermutlich weniger und hält mit ihnen auch nicht in dem Maße zusammen, wie dies bei Menschen der Fall ist, die Offenheitswerte ... präferieren." - Denkbar wäre aber auch, dass gefühlter geringer regionaler Zusammenhalt das Bedürfnis nach Sicherheit und Stabilität wachsen lässt.
Einen "vergleichsweise schlechten Zusammenhalt" attestiert die Bertelsmann Stiftung nicht nur ostdeutschen, sondern auch einigen westdeutschen Regionen, zum Beispiel im nördlichen Niedersachsen sowie im Süden und Osten von Nordrhein-Westfalen. Selbst wenn darunter strukturschwache ländliche Regionen seien, lege die aktuelle Studie nahe, dass die soziale Kohäsion in weniger stark besiedelten Regionen tendenziell höher ist als in dicht besiedelten Gebieten.
Eine mögliche Begründung dafür sehen die Autoren der Studie darin, dass das Auseinanderdriften zwischen Arm und Reich in den Großstädten/Stadtstaaten besonders augenfällig sei. Schlecht schnitten die Stadtstaaten auch bei der "Anerkennung sozialer Regeln" ab.
"Umso bedeutsamer" sei es, dass in allen Stadtstaaten die Akzeptanz von Diversität sehr hoch sei, obwohl hier mehr Menschen mit Migrationshintergrund leben. Städtische bzw. dicht besiedelte Räume sind demnach tendenziell aufgeschlossener für eine heterogene Bevölkerung, weisen aber gleichzeitig eine erhöhte Anfälligkeit für Armut und Konflikte auf.
Paradebeispiel: Hamburg, ausgesprochen tolerant gegenüber Migranten und Ausländern, aber mit vielen berichteten "Problemen" vor Ort und einem vergleichsweise gering ausgeprägten Zusammengehörigkeitsgefühl der Einwohner.