SpaceX: Explosion trübt siebten Starship-Testflug

Der eingefangene Booster
(Bild: SpaceX)
Rückschlag für SpaceX: Beim siebten Test der Schwerlastrakete Starship gelingt die Booster-Landung. Die zweite Stufe verlor jedoch nach wenigen Minuten den Kontakt.
Das US-Raumfahrtunternehmen SpaceX hat am Donnerstag seinen Starship-Prototypen zum siebten Mal getestet. Dabei gelang es, die untere Raketenstufe nach dem Start wieder einzufangen. Die obere Stufe ging jedoch verloren, wie das Unternehmen mitteilte.
Das Starship, das aus der unteren "Super Heavy"-Stufe und dem eigentlichen Raumschiff besteht, hob um 23:37 Uhr mitteleuropäischer Zeit vom Starbase-Gelände des Unternehmens in Boca Chica, Texas ab.
Sieben Minuten später konnte die 70 Meter lange untere Stufe mithilfe der "Chopstick"-Greifarme am Startturm eingefangen werden. Dieser Schritt war zuvor nur einmal geglückt.
Kontaktverlust führte zu Explosion des Raumschiffs
Doch abgesehen davon verlief der Flug diesmal überhaupt nicht nach Plan. Laut den SpaceX-Kommunikationsverantwortlichen Kate Tice und Dan Huot ging der Kontakt zur oberen Stufe rund achteinhalb Minuten nach dem Start verloren.
Offenbar kam es zu einer Anomalie, nachdem zunächst alle sechs Raptor-Triebwerke gezündet hatten. "Gegen Ende des Aufstiegs sahen wir, dass die Triebwerke ausfielen", so Huot. Kurz darauf bestätigte SpaceX den Verlust des Raumschiffs.
Ursprünglich sollte die 50 Meter lange obere Stufe einen Großteil des Weges um die Erde zurücklegen und nach 66 Minuten im Indischen Ozean westlich von Australien niedergehen.
Auch eine Satellitensimulation stand auf dem Plan: Die Oberstufe hätte rund 17,5 Minuten nach dem Start zehn Attrappen aussetzen sollen, die in Größe und Gewicht den Starlink-Satelliten der nächsten Generation ähneln.
Erstflug der neuen Oberstufe
Wie SpaceX im Vorfeld mitteilte, handelte es sich bei der am Montag eingesetzten Oberstufe um eine neue Version mit zahlreichen Upgrades. So wurde unter anderem die Größe der vorderen Klappen reduziert und deren Position verändert, um die Belastung beim Wiedereintritt zu verringern.
Auch das Antriebssystem wurde überarbeitet. Neben einem um 25 Prozent erhöhten Treibstoffvolumen kamen eine neue Treibstoffzuleitung und eine verbesserte Antriebselektronik zum Einsatz. Letztere steuert die Ventile und Sensoren. Durch die Modifikationen wuchs die Länge des Raumschiffs um rund zwei Meter.
Die untere Raketenstufe unterschied sich dagegen nur geringfügig von früheren Versionen. Erstmals kam jedoch ein gebrauchtes Raptor-Triebwerk zum Einsatz, das bereits beim fünften Testflug mitgeflogen war.
In einer ersten Stellungnahme erklärte SpaceX auf der Kurznachrichtenplattform X, dass das Unternehmen die Flugdaten nun auswerten werde, um die Ursache des Kontaktverlusts zu verstehen. "Bei so einem Test liegt der Erfolg darin, was wir lernen, und der heutige Flug wird uns dabei helfen, die Zuverlässigkeit des Starship zu verbessern", hieß es.
Ziel: Flüge zum Mond und Mars
SpaceX entwickelt das Starship-System mit dem Ziel, damit eines Tages Menschen zum Mond und Mars zu bringen. Das Unternehmen arbeitet dabei auch mit der US-Raumfahrtbehörde Nasa zusammen, die Astronauten im Rahmen ihres Artemis-Programms auf den Erdtrabanten schicken will.
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Die Wiederverwendbarkeit von Booster und Raumschiff soll die Kosten künftiger Missionen deutlich senken. SpaceX erhofft sich davon auch den Aufbau dauerhaft bewohnter Außenposten.
Das am Montag getestete Starship-System war jedoch noch nicht die finale Version. Erst die derzeit in Entwicklung befindliche zweite Variante soll eine Nutzlastkapazität von mindestens 100 Tonnen in den niedrigen Erdorbit befördern können.
Die auf 150 Meter vergrößerte dritte Version soll nach Unternehmensangaben sogar bis zu 200 Tonnen transportieren können – doppelt so viel wie die aktuell stärkste Schwerlastrakete SLS der Nasa.
Erfolg für die Konkurrenz
Nur einen Tag vor dem Starship-Test gab es auch Neuigkeiten von der Konkurrenz: Das Raumfahrtunternehmen Blue Origin von Amazon-Gründer Jeff Bezos führte den ersten Testflug seiner Orbitalrakete New Glenn durch. Diese erreichte zwar die geplante Umlaufbahn, landete jedoch nicht wie vorgesehen auf einer schwimmenden Plattform (Telepolis berichtete).
Mit der New Glenn will Blue Origin künftig in den Markt für orbitale Satellitenstarts einsteigen, der bisher von SpaceX mit der Falcon-9-Rakete dominiert wird. Deren Erststufe ist im Gegensatz zu New Glenn bereits wiederverwendbar.