SpaceX will weitere 30.000 Satelliten in Umlaufbahn bringen
Über die Umweltbelastung wird für die vielen Raketenstarts kaum gesprochen, Experten vermuten, SpaceX könne ITU mit Anträgen blockieren, um Auflagen zu umgehen oder Konkurrenten zuvorzukommen
Die Vermüllung des erdnahen Weltraums ist schon jetzt ein Problem und wird rasant zunehmen, wenn Unternehmen nun in schneller Folge Zehntausende von kleineren Satelliten in eine LEO-Umlaufbahn bringen. Neben Überwachung und Raketen- sowie Hyperschallwaffen-Abwehrsysteme geht es vornehmlich darum, Satellitensysteme zur weltweiten Abdeckung für einen schnellen Internetzugang zu ermöglichen.
Auch wenn der Weltraum allen gehört, sind die Regeln lax und genehmigen neben der ITU nationale Behörden das Anbringen der Satelliten und die damit verbundenen Tausenden von Raketenstarts, um die Massen in den Weltraum zu bringen. Wie stark die Raketenstarts die Klimaerwärmung forcieren werden, scheint niemanden wirklich zu interessieren. Der Start einer Falcon-9-Rakete belastet nach Berechnungen die Atmosphäre mit 640 Tonnen CO2-Äquivalent. Dazu kommen Rußpartikel in großer Höhe, die die Temperatur auf der Erde beeinflussen könnten. Möglich wäre auch wieder ein Abbau der Ozonschicht.
Die kleinen und billigen Satelliten mit einer relativ kurzen Lebensdauer werden auch allein schon wegen ihrer Zahl öfter defekt. Ob sie tatsächlich dann allesamt durch Eintritt in die Atmosphäre verglühen werden oder doch immer mehr auch als Müll um die Erde kreisen, wird man sehen müssen. Befürchtet wird, dass sich der Weltraumschrott massiv vermehren wird. Dazu können die Satellitennetze auch die weitere Raumfahrt behindern und ein zunehmendes Problem stellt die Nutzung von Funkfrequenzen dar.
SpaceX von Elon Musk hat mit StarLink eine Genehmigung für das bislang größte Satellitennetz mit 12.000 Satelliten mit einem Gewicht von je 225 kg erhalten (Allein SpaceX will 12.000 Satelliten in eine Umlaufbahn bringen). Bislang sind im Mai 2019 60 Satelliten, die mit eigenem Antrieb versehen und damit manövrierbar sind, um etwa Kollisionen auszuweichen oder in die Atmosphäre einzutreten, in eine Umlaufbahn gebracht. Drei der Satelliten waren im Juni bereits funktionsuntüchtig. Anfang September gab es ein Problem, als ein Satellit drohte mit dem ESA-Erdbeobachtungssatelliten ADM-Aeolus zu kollidieren, aber SpaceX auf Anfragen nicht reagierte und die ESA den Kurs ihres Satelliten verändern musste. Nächstes Jahr sollen Hunderte von Satelliten in den Weltraum gebracht werden.
Zu den 12.000 Satelliten sollen nun alleine von SpaceX 30.000 weitere kommen. Der Antrag wurde der ITU über die FCC eingereicht, die 20 Anträge für jeweils 1500 Satelliten in Höhen zwischen 328 und 580 km. Nach Antragstellung muss innerhalb von 7 Jahren ein Probesatellit mit den geeforderten Frequenzen 90 Tage lang in eine Umlaufbahn gebracht werden. Sind die Frequenzen genehmigt, müssen andere Betreiber dafür sorgen, dass keine Störungen geschehen. Die Genehmigungsprozedur soll nun auf der Ende November startenden World Radiocommunication Conference für große Satellitennetzwerke verschärft werden, aber nur insofern, dass die Betreiber in einer noch festzulegenden Zeitspanne einen Prozentteil der geplanten Konstellation in den Weltraum bringen müssen, um die Rechte am Frequenzspektrum aufrechtzuhalten.
Zweifel bestehen, ob SpaceX wirklich weitere 30.000 Satelliten in den Weltraum bringen will
Es könnte auch nur der Versuch sein, sich schon mal die Option für einen Ausbau zu sichern. SpaceX sagte dazu, es gehe darum, die Kapazitäten für das erwartete Wachstum der Kundenanforderungen bereitstellen zu können. Experten vermuten, wie Forbes berichtet, SpaceX würde mit den 20 neuen Genehmigungsanträgen die ITU gezielt überlasten wollen, um mit dem Aufbau des Satellitennetzes Anforderungen aus dem Weg zu gehen, die gesetzten Grenzen der Interferenz mit anderen Satellitensystemen zu unterlaufen. Die Bearbeitung der 20 Anträge könne frühestens 2023 abgeschlossen sein. Nach der ITU darf eine Satellitenkonstellation pro Antrag eine gewisse Interferenz verursachen. Wenn man sie in 20 Anträgen aufteilt, ließe sich die Grenze für die Gesamtkonstellation entsprechend erhöhen, im Prinzip verzwanzigfachen.
Nach dem Satellitenexperten könne das Motiv von SpaceX, weitere 30.000 Satelliten genehmigen zu lassen, darim liegen, das Starlink-System schon vor der Genehmigung betreiben zu können, während die Konkurrenten noch auf die ITU-Genehmigung warten müssten: "Die FCC hat SpaceX die Genehmigung erteilt, mit dem Aufbau und dem Betrieb zu beginnen, während es noch geprüft wird. SpaceX treibt das extrem aggressiv voran."