Spaß mit dem Cola-Automaten

Werbung erobert die Welt der Online-Games

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Herunterladbare Level-Erweiterungen, Firmen-gespornserte Flash-Vergnügen - immer mehr Firmen entdecken Computerspiele als Werbemedium. Der neueste Trend: Werbeelemente, die direkt in den Spielfluss integriert sind.

"Der Sommer ist auch für deine Sims heiß. Lade dir den neuen Pepsi Automaten herunter und stille den Durst deiner Sims mit einem erfrischenden Soda." Rund eine Million Spieler des Simulationsspiels "The Sims" ließen sich das nicht zwei Mal sagen. Sie besorgten sich das Ad-On aus dem Netz, installierten es und flößten ihren virtuellen Schützlingen Soft Drinks aus dem Hause Pepsi Cola ein. Als Dank dafür führten ihre Figuren auf dem Bildschirm funky Dance-Moves auf.

Computer- und Videospiele sind schon lange ein beliebtes Medium der Werbewirtschaft. Kaum ein Sportspiel kommt ohne Bandenwerbung aus. Auch kostenlose Promotion-Spiele sind nicht erst seit dem Mohrhuhn ein beliebtes Werbemittel. Doch mit dem Verschmelzen von Spielewelten und Internet bekommt die Entwicklung eine neue Dimension. Werbung ist nicht mehr nur ein Randobjekt, sondern Teil der Handlung. So kann sie praktisch nicht mehr ignoriert werden. Außerdem können Kampagnen zielgruppengenau platziert werden, und es gibt genau messbare Response-Raten. Werber und Entertainment-Wirtschaft sind davon begeistert.

Und die Spieler? Die finden das ebenfalls toll - meint zumindest Beth Larson, die Vizepräsidentin für Werbung bei Electronic Arts (EA), einem der größten Game-Hersteller. "Interaktive Werbeinhalte verbessern den Spielfluss", erklärte Larson kürzlich auf der Internet World in Los Angeles. Bestes Beispiel dafür seien die Sims, von dem ihre Firma mittlerweile 30 Millionen Einheiten verkauft hat. Bei dem Spiel müssen virtuelle Figuren möglichst erfolgreich durch eine Simulation des wahren Lebens gebracht werden. Schulabschluss, Liebesbeziehung, Karriere, Heirat, Kinder - und Kommerz. Die Spieler wollten eine Simulation des echten Lebens, und das schließe eben auch echte Produkte mit ein, so Larson.

Mehr Erfolg mit Dell-Computern

Allerdings müsse man oft erst einmal die Werbekunden an diese neuen Kampagnenformen gewöhnen. Viele Firmen wollten gerne ein Spiel haben, in dem das eigene Produkt eine tragende Rolle bekommen soll. Doch wer will schon Jump and Run-Games mit Autoreifen oder Milchtüten als Hauptfiguren spielen? Deshalb favorisiere man bei EA laut Larson, Firmen in bereits existierende Spiele einzubinden. Einfach zu realisieren seien auch klassische Advergames, also kleine Flash-Spiele mit Werbebildern und -botschaften. EA benutzt zur Verbreitung oder Verlinkung dieser Spiele seine Website Pogo.com.

Weiter gehen will EA in Zukunft mit den Sims. Bisher hat sich die Werbung dort auf Ad-Ons wie den Pepsi-Automaten beschränkt. Doch in den nächsten Wochen wird das Spiel um eine eigene Online-Welt erweitert. In klassischer Rollenspieler-Manier können Sims-Spieler ihre Charaktere dann mit anderen online interagieren lassen. Mit dabei sein werden wohl auch in den Spielablauf integrierte Werbe-Elemente. Beth Larson veranschaulicht mit einem Beispiel, worauf sich die Spieler gefasst machen können:

Du musst dich ernähren. Dafür brauchst du einen Job. Um einen Job zu bekommen, brauchst du einen Computer. Vielleicht bekommst du den Job eher, wenn du einen Dell-Computer hast ...

Natürlich müsse man aufpassen, welche Zielgruppe man wie erreichen könne. Der Pepsi-Automat war für die Sims optimal. Im ebenfalls von EA vertriebenen Ultima Online hätte er jedoch sicher zu einem Aufstand der Spieler geführt. Generelle Bedenken gegen die Vermischung von Inhalten und Werbung sind Beth Larson jedoch fremd:

So etwas kann man in einem Printmagazin nicht machen, weil es ein Eingriff in redaktionelle Inhalte wär. Aber in einem Spiel ist es ohne weiteres möglich.