Spuren nach Syrien

Videobotschaft von Amedy Coulibaly - Hayat B. soll in das Kharidschitenkalifat geflohen sein

Der folgende Beitrag ist vor 2021 erschienen. Unsere Redaktion hat seither ein neues Leitbild und redaktionelle Standards. Weitere Informationen finden Sie hier.

Die Terrorgruppe Islamischer Staat (IS) hat in Tweets, Freitagspredigten und einer Audio-Botschaft die "Verantwortung" für den Terroranschlag auf die Redaktion des französischen Satiremagazins Charlie Hebdo übernommen, bei dem am Mittwoch zwölf Menschen ums Leben kamen und zahlreiche weitere schwer verletzt wurden. Außerdem feiert man die Tat als Beginn einer Reihe von Anschlägen in den Ländern, die sich an der Anti-Terror-Allianz gegen das Kharidschitenkalifat beteiligen.

Wir konkret der Befehl war, der aus Syrien kam, wird aus den Bekennerbotschaften nicht klar. Der IS hatte aber in der Vergangenheit mehrfach öffentlich zu Anschlägen aufgerufen, nachdem ihm die westlichen Geiseln zum Köpfen ausgegangen waren. Mit den Taten sollten die Regierungen der Länder Anti-Terror-Allianz, zu der auch Deutschland gehört, unter Druck gesetzt werden.

Die Verantwortungsübernahme des IS scheint auf den ersten Blick einer Bekennerbotschaft von von al-Qaida auf der arabischen Halbinsel und der Angabe des Senders BFM-TV zu widersprechen, er habe in einem Telefonat mit dem Attentäter Chérif Kouachi erfahren, dass die Täter von einer jemenitischen Islamistengruppe finanziert wurden. Chérifs Bruder und Mittäter Said Kouachi soll 2011 eine Ausbildung in einem Terrorcamp im Jemen absolviert haben. Damals gehörte der Vorgänger der Terrorgruppe IS noch zu al-Qaida - erst 2013 erfolgte die Abspaltung, weil man sich in Syrien nicht über das Vorgehen und die Führung einigen konnte.

Hayat B. bei Schießübungen mit einer Armbrust (2010).

Darauf, dass die beiden Brüder Chérif und Said Kouachi zumindest glaubten, ihre Tat auch im Interesse des IS auszuführen, deutet eine gestern aufgetauchte Videobotschaft ihres mutmaßlichen Komplizen Amedy Coulibaly hin, der am Donnerstag eine Polizistin und am Freitag vier Menschen in einem jüdischen Supermarkt in Paris erschießen konnte, bevor er selbst ums Leben kam.

Er leistet in dem Video dem IS-Anführer Abu Bakr al-Bagdadi den Treueeid und nennt explizit die Beteiligung seines Heimatlandes an den Kämpfen in Syrien und im Irak als Motiv für seine Taten. Außerdem behauptet er, diese seien mit denen von Chérif und Said Kouachi, koordiniert gewesen. Auch einige Geiseln im Supermarkt soll er gezwungen haben, in eine an seinem Bauch befestigte Kamera zu blicken und den IS zu grüßen.

Von Hayat B., der nur nach religiösem Ritus angetraute Ehefrau Amedy Coulibalys, wurde am Wochenende bekannt, dass sie sich wahrscheinlich im Kharidschitenkalifat aufhält. Der Tageszeitung http://www.lemonde.fr/societe/article/2015/01/10/hayat-boumeddiene-a-quitte-le-territoire-francais-le-2-janvier_4553529_3224.html?xtmc=hayat_boumeddiene&xtcr=2 zufolge soll sie bereits am 2. Januar über Madrid in die Türkei ausgereist sein und dort sechs Tage später die Grenze nach Syrien überschritten haben, die an mehreren längeren Abschnitten vom IS kontrolliert wird.

Hayat B. im Bikini (vor 2009)

Angeblich wurde die 26-Jährige bei ihrer Reise von einem Mann begleitet, dessen Bruder bereits vor dem Charlie-Hebdo-Anschlag ins Visier der französischen Sicherheitsbehörden geraten war. Damit ihr Vorhaben nicht auffiel, soll sie ein Rückflugticket gebucht und den Rückflug nicht angetreten haben.

B. ist seit fünf Jahren polizeibekannt. Damals wurde sie im Rahmen von Ermittlungen zu einem Fluchtversuch des Metro-Anschlagsserientäters Smaïn Aït Ali Belkacem befragt und rechtfertigte islamistischen Terror. Die 26-Jährige stand außerdem in engem Kontakt mit Izzana H., der Ehefrau von Chérif Kouachi.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

Mit Ihrer Zustimmmung wird hier eine externe Buchempfehlung (Amazon Affiliates) geladen.

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen (Amazon Affiliates) übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.