Ständige Impfkommission: Aktualisierte Impfempfehlung zu Covid-19

Seite 2: Aktuelle Impfempfehlungen der Stiko

Wie meinen bisherigen Ausführungen zum Thema der Covid-19-Impfungen5 liegt auch den folgenden Ausführungen der schon mehrfach zitierte umfangreiche Artikel der Stiko zugrunde.6

Die Covid-19-Impfempfehlungen der Stiko haben seit Beginn der Impfkampagne im Winter 2020/2021 das vordringliche Ziel, schwere Verläufe (Hospitalisierungen und Todesfälle) und Langzeitfolgen von Covid-19 zu verhindern sowie Beschäftigte in der medizinischen und pflegenden Versorgung vor Sars-CoV-2-Infektionen zu schützen.

Beim Übergang von der pandemischen in die endemische Phase des Infektionsgeschehens hat sich die Stiko mit der Überführung der bisherigen Empfehlungen in eine längerfristige Covid-19-Impfempfehlung befasst.

Die folgende aktualisierte Empfehlung soll hiermit in den Impfkalender der Stiko-Empfehlungen integriert werden.

Ausgeprägte Basisimmunität in der Bevölkerung vorhanden

Im Frühjahr 2023, im 4. Jahr seit Beginn der Covid-19-Pandemie, besteht in der Bevölkerung in Deutschland eine ausgeprägte Basisimmunität gegen Sars-CoV-2. Es wird geschätzt, dass mindestens die Hälfte der Bevölkerung eine Sars-CoV-2-Infektion durchgemacht hat und mindestens 95 Prozent der Einwohnerinnen und Einwohner Deutschlands durch Impfung und/oder Infektion Kontakte mit Sars-CoV-2-Antigenen hatten.

Die sogenannte hybride Immunität, d.h. die Kombination aus Impfung und Infektion, verleiht einen guten Schutz vor schweren Krankheitsverläufen nach Sars-CoV-2-Infektionen, der entsprechend vieler bisher verfügbarer wissenschaftlicher Untersuchungsergebnisse mindestens 12 Monate anhält.7

Die seit Ende 2022 zirkulierende Omikron-Variante von Sars-CoV-2 und ihre weiterhin dominanten Sublinien haben aufgrund der leichteren Übertragbarkeit im Vergleich zu den vorherigen Sars-CoV-2-Varianten zu sehr hohen Infektionsfallzahlen geführt. Aufgrund der gegenüber früheren Virusvarianten aber geringeren Pathogenität verläuft der überwiegende Teil der Omikron-Infektionen mild oder sogar asymptomatisch.

Ältere Personen ab 60 Jahren und solche mit bestimmten Grunderkrankungen stärker gefährdet

Personen im Alter ab 60 Jahren sind grundsätzlich stärker gefährdet, nach einer Sars-CoV-2-Infektion schwer an Covid-19 zu erkranken oder zu versterben, wobei das Risiko einer ernsten Erkrankung in dieser Altersgruppe mit fortschreitendem Alter kontinuierlich zunimmt.

Bedrohlich ist Covid-19 für immundefiziente Personen jeglichen Alters, für Personen mit bestimmten Grundkrankheiten sowie für Betreute in Pflegeeinrichtungen (siehe unten).

Trotz des enormen Wissenszuwachses zur Epidemiologie, Pathogenese und Immunkontrolle von Sars-CoV-2-Infektionen sowie zur Wirksamkeit und Sicherheit der Covid-19-Impfstoffe fehlen aktuell noch wichtige Informationen. So kann nicht vorausgesagt werden, wie sich die Virusvarianten weiterentwickeln, ob eventuell neue Immunfluchtvarianten auftreten oder ob virulentere Varianten entstehen werden.

Auch fehlen Daten zur Dauer des Immunschutzes nach Varianten-adaptierter Impfung bzw. nach dem Erlangen einer hybriden Immunität. Deshalb werden Anpassungen der Impfempfehlung ggf. zu einem späteren Zeitpunkt durch die Stiko erfolgen.

Aktuelle Empfehlung für zukünftige Covid-19-Impfungen

Auf Basis der aktuell verfügbaren Daten zur Krankheitslast, zu den Risikofaktoren für einen schweren Covid-19-Verlauf und Langzeitfolgen von Covid-19, den Daten zu Wirksamkeit und Schutzdauer der hybriden Immunität sowie zu den Wirksamkeits- und Sicherheitsdaten der Varianten-adaptierten bivalenten mRNA-Impfstoffe spricht die Stiko die nachfolgend zusammengefassten Empfehlungen für zukünftige Covid-19-Impfungen aus.

Die neue Covid-19-Impfempfehlung ist ab sofort Bestandteil der allgemeinen Empfehlungen der Stiko 2023 (Epidemiologisches Bulletin 4/2023; aktualisierte Online-Version).

Nach der neuen Covid-19-Impfempfehlung der Stiko sollen alle Personen im Alter von 18 Jahren und älter über eine Basisimmunität gegen Sars-CoV-2 verfügen.

Eine Basisimmunität wird durch mindestens drei Sars-CoV-2-Antigenkontakte (Impfung oder Infektion) erreicht. Für den Aufbau einer bestmöglichen Basisimmunität sollten nach Einschätzung der Stiko mindestens zwei der drei Antigenkontakte als Impfung erfolgt sein.

Da keine routinemäßigen Sars-CoV-2-Testungen mehr durchgeführt werden, ist davon auszugehen, dass zukünftig in der Regel nur noch symptomatische Covid-19 Verläufe labordiagnostisch gesichert werden. Noch fehlende Antigenkontakte sollen deshalb durch Impfungen mit zur Grundimmunisierung oder Auffrischimpfung zugelassenen und von der Stiko empfohlenen Covid-19-Impfstoffen komplettiert werden.

Es ist nicht notwendig, eine möglicherweise stattgehabte Infektion serologisch abzuklären. Bei der Covid-19-Impfserie zur Erreichung der Basisimmunität sollte zwischen der 1. und 2. Impfstoffdosis ein Mindestabstand von drei Wochen (entsprechend der Fachinformation des jeweils verwendeten Impfstoffs) und zwischen der 2. und 3. Impfstoffdosis ein Mindestabstand von 6 Monaten eingehalten werden.

Eine Infektion sollte in der Regel nur dann als ein Ereignis für die angestrebten drei Antigenkontakte gewertet werden, wenn der Abstand zur vorangegangenen Impfung mindestens 3 Monate beträgt. Umgekehrt sollte nach einer Infektion eine Grundimmunisierung frühestens drei Monate später vervollständigt werden.