Ständige Impfkommission: Aktualisierte Impfempfehlung zu Covid-19

Seite 3: Auffrischimpfungen: Wer sollte sie erhalten und wer nicht?

Personen im Alter von 60 Jahren und älter, Personen ab dem Alter von 6 Monaten mit einer Grundkrankheit, die mit einem erhöhten Risiko für einen schweren Covid-19-Verlauf einhergeht, Personen jeden Alters mit einem erhöhten arbeitsbedingten Infektionsrisiko in der medizinischen und pflegenden Versorgung mit direktem Kontakt zu Patient:innen- oder Bewohner:innen sowie Familienangehörige und enge Kontaktpersonen von Personen, bei denen durch Covid-19-Impfung vermutlich keine schützende Immunantwort erzielt werden kann, sollen zukünftig weitere Auffrischimpfungen, in der Regel im Mindestabstand von 12 Monaten zur letzten bekannten Antigenexposition, erhalten.

Sofern die letzte bekannte Antigenexposition bereits mindestens zwölf Monate zurückliegt, soll die Auffrischimpfung vorzugsweise im Herbst verabreicht werden.

Gesunden Erwachsenen, die 60 Jahre und jünger sind, sowie Schwangeren werden derzeit keine weiteren Auffrischimpfungen empfohlen.

Ebenso wird Säuglingen, (Klein-)Kindern und Jugendlichen ohne Grundkrankheiten aufgrund der inzwischen überwiegend milden Verläufe und ihrer sehr geringen Hospitalisierungsinzidenz derzeit keine Covid-19-Grundimmunisierung oder Auffrischimpfung empfohlen.

Vorgehen bei Covid-19-Impfung abhängig von Alter und Grundkrankheit

Personen, die aufgrund ihres Alters, einer neu aufgetretenen Grundkrankheit oder einer neuen arbeitsbedingten Exposition eine Indikation für den Aufbau einer Basisimmunität oder eine Indikation zur Auffrischimpfung erlangen, sollen entsprechend den oben genannten Empfehlungen geimpft werden.

Zu den Grundkrankheiten mit einem erhöhten Risiko für einen schweren Covid-19-Verlauf gehören:

  • chronische Erkrankungen der Atmungsorgane (z.B. chronisch-obstruktive Lungenerkrankung- COPD),
  • chronische Herz-Kreislauf-, Leber- und Nierenerkrankungen,
  • Diabetes mellitus und andere Stoffwechselerkrankungen,
  • Adipositas,
  • Erkrankungen des Zentral-Nervensystems, wie z.B. chronische neurologische Erkrankungen, Demenz oder geistige Behinderung, psychiatrische Erkrankungen oder zerebrovaskuläre Erkrankungen,
  • Trisomie 21,
  • angeborene oder erworbene Immundefizienz (z.B. HIV-Infektion, chronisch-entzündliche Erkrankungen unter relevanter immunsupprimierender Therapie, Zustand nach Organtransplantation),
  • aktive Krebskrankheiten.

Bei immundefizienten Personen mit einer relevanten Einschränkung der Immunantwort (z.B. nach Organ- oder Stammzelltransplantation, Hämodialyse-Patient:innen) können zusätzlich zu den bei Immungesunden empfohlenen drei Antigenkontakten zum Erreichen einer Basisimmunität weitere Impfstoffdosen in einem Mindestabstand von je 4 Wochen notwendig sein, je nach Einschätzung der behandelnden Ärzt:innen, ggfs. nach zusätzlicher Antikörperkontrolle.

Die Impfantwort kann serologisch mittels quantitativer Bestimmung spezifischer Antikörper gegen das Sars-CoV-2-Spikeprotein überprüft werden. Dies sollte frühestens 4 Wochen nach Verabreichung einer Impfstoffdosis erfolgen.

Sollte trotz wiederholter Impfstoffgabe keine ausreichende Immunantwort erzielt worden sein, kann die Dosis als off-label-Anwendung erhöht, z.B. verdoppelt werden, oder ein Impfstoff, der auf einer anderen Technologie beruht, verwendet werden (z. B. Nuvoxavid oder Valneva).

Um die erzielte Schutzwirkung aufrechtzuhalten, kann es erforderlich sein, den bei Immungesunden empfohlenen Mindestabstand von 12 Monaten für weitere Auffrischimpfungen zu verkürzen.

Die Angaben zu den derzeit in Deutschland zugelassenen und von der Stiko empfohlenen Covid-19-Impfstoffen für die Grundimmunisierung und die Auffrischimpfung sind in Tabelle 20 des Stiko-Artikels8 aufgelistet.

Zusammenfassung und Schlussfolgerungen

1. Die Empfehlung zur Durchführung einer Impfung zur Prävention gegen Covid-19 beruht vor allem auf einer individuellen Risiko-Nutzen-Abwägung. Dabei spielt die Sicherheit der Impfung zur Einschätzung des Risikos eine entscheidende Rolle.

2. Wenn man die geschilderten Daten über die Sicherheit und Wirksamkeit der Covid-19-Impfung zusammenfasst, kommt man zu dem Ergebnis, dass der Nutzen einer Impfung mit den zugelassenen mRNA-Impfstoffen das Risiko, durch diese Impfstoffe schwerwiegende Nebenwirkungen und Impfkomplikationen zu erleiden, bei Weitem überwiegt.

3. Das gilt besonders für Personen im Alter von 60 Jahren und älter und solchen mit Risikofaktoren für einen schweren Verlauf der Covid-19-Infektion.

4. Diesem Personenkreis wird von der Stiko eine Basisimmunität mit mindestens drei Antigenkontakten durch Impfungen bzw. Infektionen empfohlen und, falls diese schon vorhanden ist, auch regelmäßige Auffrischimpfungen im Abstand von etwa 12 Monaten vom letzten Antigenkontakt.

5. Die Stiko empfiehlt Impfungen auch für gesunde Personen ab dem 18. Lebensjahr. Ob diese Gruppe, insbesondere junge Männer im Alter zwischen 18 und 30 Jahren, tatsächlich von einer Impfung profitiert, erscheint mir fragwürdig.9

6. Für Personen, die Vorbehalte gegenüber der Covid-19-Impfung mit den neuartigen genetische (genbasierten) Impfstoffen haben, stehen mittlerweile auch andere zugelassene Impfstoffe zur Verfügung. Dazu gehören seit Anfang 2022 der proteinbasierte Impfstoff Nuvaxovid10 und seit Ende 2022 auch das traditionelle Vakzin Valneva11, bei dem es sich um einen inaktivierten Ganzvirus-Impfstoff, einen sogenannten "Totimpfstoff", handelt.

7. Die Durchführung der Covid-19-Impfungen sollte ausschließlich auf freiwilliger Basis erfolgen, denn es handelt sich ja bei Sars-CoV-2 nicht um ein "Killervirus", das z. B. mit dem Pockenvirus zu vergleichen wäre.

Klaus-Dieter Kolenda, Prof. Dr. med., Facharzt für Innere Medizin - Gastroenterologie, Facharzt für Physikalische und Rehabilitative Medizin/Sozialmedizin, war von 1985 bis 2006 Chefarzt einer Rehabilitationsklinik für Erkrankungen des Herz-Kreislaufsystems, der Atemwege, des Stoffwechsels und der Bewegungsorgane. Seit 1978 ist er als medizinischer Sachverständiger bei der Sozialgerichtsbarkeit in Schleswig-Holstein tätig. Zudem arbeitet er in der Kieler Gruppe der IPPNW e.V. (Internationale Ärztinnen und Ärzte für die Verhinderung des Atomkriegs und für soziale Verantwortung) mit. E-Mail: klaus-dieter.kolenda@gmx.de

Der Autor erklärt, dass kein Interessenkonflikt besteht.