Staudämme statt Gletscher

Dieser Stausee speist sich aus dem Griesgletscher. Foto Martin Funk.

WSL-Forscher präsentieren bauliche Teillösung für den Klimawandel

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Klimawissenschaftler erwarten für das 21. Jahrhundert eine deutliche Erwärmung der Erde, die unter anderem dazu führt, das Gletscher schmelzen. Das ist weniger deshalb problematisch, weil es Leute gibt, die sich solche Gletscher gerne ansehen, sondern vor allem, weil Gletscher Flüsse speisen, die wiederum eine wichtige Rolle für Landwirtschaft, Trinkwasserversorgung, Elektrizitätsgewinnung und Verkehr spielen.

Wie man mit der zu erwartenden Klimaveränderung umgehen soll, ist umstritten: Die deutsche Regierung setzt bislang praktisch ausschließlich auf eine Reduzierung des Kohlendioxidausstoßes und darauf, dass die Energiegewinnung aus fossilen Brennstoffen wie Öl durch Photovoltaik und Windnutzung ersetzt wird. Das wäre zwar nicht unvernünftig, weil islamistische Ölstaaten wie Saudi Arabien und Katar dann weniger Druck ausüben könnten, ist aber für einen Umgang mit den Folgen der Klimaerwärmung nur bedingt tauglich, weil es (je nach Zählweise) etwa 200 Staaten auf der Welt gibt, die zumeist weniger weit entwickelt sind als Deutschland und dem eigenen wirtschaftlichen Weiterkommen im Zweifelsfall dem Vorzug vor diesem abstrakten Ziel geben (vgl. Drei unbequeme Wahrheiten).

Wissenschaftler wie der Hamburger Meteorologieprofessor Hans von Storch und sein Friedrichshafener Mitautor Nico Stehr plädieren deshalb dafür, sich auf den Klimawandel nicht nur mit Kohlendioxidausstoßzielen vorzubereiten, deren Erreichen fraglich ist, sondern auch mit baulichen Maßnahmen wie höheren Dämmen, aufgegebenen Flächen, leistungsfähigeren Kanalisationen und besser belüfteten Städten (vgl. Dem Klimawandel durch Anpassung begegnen und "Klimasünden" und CO2-Askese).

Regionalstudien entscheidend

Entscheidend dabei ist für von Storch, dass es nicht nur globale, sondern auch regionale Studien zur Klimazukunft gibt. Nur so lässt sich herausfinden, was sich regional konkret ändert und "welche Möglichkeiten wir haben, um auf die Veränderungen zu reagieren".

Eine solche Regionalstudie für den Alpenraum hat eine Forschergruppe der Eidgenössischen Forschungsanstalt WSL jetzt in der Fachzeitschrift Environmental Research Letters veröffentlicht: Die Wissenschaftler haben dafür nicht nur errechnet, wie sich der erwartete Temperaturanstieg voraussichtlich auf die ungefähr 4.000 Alpengletscher auswirkt, sondern auch ein Modell entwickelt, wie sich die Folgen für den Wasserhaushalt in Grenzen halten lassen.

Ihren Berechnungen nach könnte man bis zum Ende des 21. Jahrhunderts zwei Drittel der Wassermenge, die nach einer Gletscherschmelze fehlen, dadurch ersetzen, dass man das während der Schneeschmelze im Frühjahr im Überfluss anfallende Wasser den Sommer über hinter einem Dutzend großer Dämme speichert.

Problem Landschafts- und Naturschützer

Voraussetzung dafür ist, dass diese Dammbauten nicht von Natur- und Landschaftsschützern verhindert werden, die es vor allem in den grünen Parteien der Alpenländer gibt. So forderte beispielsweise der bayerische Grünen-Fraktionsvorsitzende Ludwig Hartmann, dass der Bau aller Pumpspeicherkraftwerke auf Eis gelegt wird - "allein schon wegen des gigantischen Eingriffs in die Natur". Ein Argument, dass sehr an die 1970er und 1980er Jahre erinnert. Eine Zeit, als die Politik massiv auf Atomkraft setzte und meinte, man könne sich ob der Energiefülle, die Kernkraftwerke auf kleinstem Raum liefern, so manchen konservatorischen Luxus erlauben (vgl. Seehofer und Grüne gegen Pumpspeicher und Schwere Erblast des Rousseauismus).

Ein anderes Problem, das die baulichen Lösungen behindern könnte, sind die Kosten für solche Dämme. Sie könnten eventuell sinken, wenn man neue Werkstoffe einsetzt, wie sie beispielsweise das Max-Planck-Instituts für Eisenforschung (MPIE) entwickelt. Eine von diesem Institut aktuell präsentierte neue Metalllegierung vereint die scheinbaren Gegensätze Festheit und Formbarkeit so perfekt, dass aus ihr gefertigte relativ dünne Bauteile dem gleichen Krafteinfluss standhalten wie herkömmliche die viel dicker sind.

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