Steueroasen - oder warum Steuern etwas für Arme sind

Seite 2: Das Geld ist längst in andere Steueroasen gezogen

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2017 endet das Bankgeheimnis, dann beginnt der automatische Informationsaustausch über Bankdaten zwischen Deutschland und der Schweiz. Das große Geld jedoch ist längst in andere Steueroasen gezogen, wo die Schweizer Vermögensverwalter Tochtergesellschaften besitzen. Nach Singapur, auf die Kanalinseln oder die Cayman Islands in der Karibik. Diese Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: Die Caymans weisen doppelt so viele registrierte Unternehmen wie Einwohner auf; auf den Britischen Jungferninseln, wo 28 000 Einwohner leben, haben nahezu 800 000 Unternehmen ihren Sitz. Eine Aufenthaltsgenehmigung für die Bahamas gibt es für denjenigen, der dort eine Immobilie ab einem Wert von 500 000 Dollar kauft.

Das Geld bleibt bei der Bank - in welchem Land auch immer spielt in Zeiten der Globalisierung keine Rolle. Andere haben ihr Geld längst in Sachwerte umgewandelt. Laut Thomas Eigenthaler, dem Chef der Deutschen Steuergewerkschaft, "steckt das Geld jetzt in Immobilien, in Schmuck, in Gold, in Reitpferden oder in teurem Wein. Der Vorteil: Wenn das Geld erst einmal in Sachwerten untergebracht ist, müssen Steuerhinterzieher auch nicht mehr befürchten, dass sie auffliegen, wenn es ab 2017 den automatischen Informationsaustausch über Bankdaten geben wird: welche Bankkonten deutsche Bürger bei ihnen haben, welche Erträge ihnen zugeflossen sind, wie viel Geld auf den Konten ist. Aber das Gold im Schließfach oder der Picasso an der Wand werden davon (noch) nicht erfasst." Mehr denn je gilt: Je gigantischer das Vermögen, desto größer sind die Möglichkeiten, es vor dem Fiskus zu verstecken.

Steuern lassen sich einfach reduzieren - vorausgesetzt man hat das nötige Kleingeld

Steuern lassen sich einfach reduzieren - vorausgesetzt man hat das nötige Kleingeld. Der globale "Geldadel" verfügt über zahllose Möglichkeiten, sich vor der lästigen Steuer zu drücken. Man meldet seinen Wohnsitz in einem Land mit einem äußerst niedrigen Steuersatz an, wie beispielsweise auf den britischen Kanalinseln Guernsey und Jersey. Wer es etwas wärmer mag, hat die Wahl zwischen Monaco, Antigua, Barbuda, Bahamas, Cayman Islands oder Dubai (0 Prozent Einkommenssteuer).

Den Hauptsitz des Unternehmens verlegt man in ein Land mit äußerst niedrigen Unternehmenssteuern wie etwa die Niederlande (dort gelten noch dazu Steuersätze von unter zwei Prozent für Lizenzzahlungen), Irland (12,5 Prozent Körperschaftssteuer) oder Luxemburg. Am besten jedoch nach Belize, dem ehemaligen Britisch-Honduras, einem Paradies schlechthin für Offshore-Gesellschaften. Wenn sie Arbeitsplätze schaffen, müssen Offshore-Gesellschaften 15 Jahre lang keine Abgaben bezahlen. Das Bankgeheimnis ist in der Verfassung garantiert, internationaler Datenaustausch rangiert nicht oben auf der Agenda, und die Befürchtung, wegen Steuerdelikten ausgeliefert werden, braucht man in Belize auch nicht zu haben.

Das private Vermögen parkt man in Ländern wie Singapur oder Andorra, wo keine Kapitalertragssteuern anfallen. Wer dann noch nicht genügend gespart hat, der sollte es in Ländern krachen lassen, in denen keine oder sehr geringe Mehrwertsteuern erhoben werden. So einfach ist das - vorausgesetzt man hat einen Haufen Geld. Freilich sprechen wir jetzt nicht von ein paar Millionen Euro, sondern eher von ein paar Hundert Millionen Euro. Und wenn man erst einmal zu diesem erlauchten Kreis dazugehört, dann stehen einem alle möglichen Dienstleister schnell zur Seite. Das Unternehmen Bradley Hackford beispielsweise hilft nicht nur bei Geldanlagen weiter, sondern kümmert sich auch um Visa-Angelegenheiten. In Portugal ist das "Golden Visa" bereits ab einem Investment von 500 000 Euro zu haben. Auch die Schengenländer Malta, Spanien, Lettland sowie die Nicht-Schengenländer Bulgarien und Zypern bieten "Golden Visa Programs" an. Ab einem 200 000 Euro-Investment gibt es den Pass von Antigua dazu. Die Staatsbürgerschaft von Malta kann man ebenfalls käuflich erwerben.

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