SuSE bitte melden
Mein erstes Linux (2. Teil)
Irgendwann packt eine Bastlernatur der Ehrgeiz, was man nur noch mit einem Bergsteiger vergleichen kann. Kein Berg ist hoch und schwer genug, irgendwann hat man jeden erklommen. Oder ist das Installieren von Linux von SuSE wirklich nur ein Fall für Masochisten? Zumindest wenn man über die Installationserfahrungen auch noch öffentlich schreibt, steht man im Kreuzfeuer und kann sich an den Peitschenhieben laben. Also nun in lustvoller Erwartung der zweite Erfahrungsbericht.
Kleine Kinder und Autobastler wollen kaum auf jemanden hören. Trotzig wird weiterhin der einmal eingeschlagene Weg versucht. Ich bedanke mich daher erst einmal für die vielen netten und hilfreichen Ratschläge, auf die ich sicher noch zurückgreifen werde (Mein erstes Linux: Teil 1). Aber warum soll ich es mir komplizierter machen, als es versprochen wird, und es doch von SuSE auch noch eine Linux-Installations-Version gibt, die besagt, dass man "durch einfache Installation und Konfiguration" zu einem Vorgeschmack von Linux gelangt.
Ohne jegliche Gefahr
Die Zauber-CD mit der Vollversion heißt "SuSE Linux 7.1. Live Eval" und lag einmal einer Computerzeitschrift bei. Im dazugehörigen Text heißt es unter anderem:
"Für unsere Live-Version müssen Sie Ihre Festplatte nicht partitionieren und nichts installieren, es besteht somit keine Gefahr des Datenverlustes! SuSE Linux läuft direkt von CD, lediglich einige Konfigurationsdateien werden auf ihre Windows-Partition kopiert. Damit wird die schwerste Hürde einer Linux-Installation, nämlich die Partitionierung der Festplatte, genommen, denn Hardware wird automatisch erkannt, Software optimal vorkonfiguriert."
Was sollte nach dieser Aussage eigentlich noch passieren? So wird doch wohl jeder DAU (Dümmste anzunehmende User) ein Linux auf seinem noch so komplizierten Windows-Rechner installieren können, denke ich mir und informiere meine Frau. Doch die fragt mich allen Ernstes, ob ich denn verrückt sei und will sich an diesem sonnigen Abend in den Garten zurückziehen, um mir ja aus dem Weg zu gehen.
Der Hürdenlauf
Wie das Booten von CD-ROM funktioniert, habe ich schon in der ersten Linux-Version gelernt. Kurz die Bios-Einstellung geändert und schon wird die CD-ROM mit der Linux-Live-Eval-Version gebootet. Doch wie gehabt bleibt der TFT-Monitor schwarz. Meine Katze ahnt schon Stress voraus und maunzt mich sauer an, als ich den Analog-Monitor herbei hole. Hier kann ich nach einem erneuten Booten die Vorgänge auf dem Bildschirm beobachten: Hunderte von kryptischen Zeilen werden gebildet und verschwinden wieder, bevor sich YaST2, das grafisch orientierte Installationsprogramm, breit macht. Ja, wirklich, ich entwickele mich zum Profi.
Bei dieser Gelegenheit einen netten kollegialen Gruß an den fleißigen Forumsschreiber "Freizeitadmin", denn jetzt fühle ich mich ihm fast ebenbürtig. Das erste Linux-Tool "YaST2" ist mir inzwischen vertraut. Hier soll ich die Menüführung auswählen: "Deutsch", dann noch das Tastaturlayout. Ich wähle ebenfalls "Deutsch" und darf in einer Zeile sogar kurz die Umlaute ausprobieren. Nun wird es schon schwieriger, denn das Programm möchte von mir wissen, mit welchem Monitor ich arbeite. Ich denke natürlich, wieder mit meinem TFT arbeiten zu können und wähle die richtige Firma und den Monitor aus. Doch mit diesem Gedanken habe ich mich wohl doch zu weit aus dem Fenster gelehnt, denn statt Testbild bleiben beide Monitore schwarz. Nun, der TFT war ja die ganze Zeit nicht im Betrieb, da YaST2 auch diesmal den FTF ansprach.
Was bleibt, ist der Griff zur Reset-Taste am Gehäuse. Also zweiter Versuch: Wieder die Qual, einen Monitor aussuchen zu dürfen: Da auf dem Monitor nichts steht, suche ich erst einmal alles durch, doch eigentlich bleibt nur VESA als Kompromisslösung. Also VESA und die Einstellung 800 mal 600 bei 16 Bit gewählt. Test, und wieder bleibt alles stehen. Nächster Versuch, 480 mal 320 bei 8 Bit zur Vorsicht, doch die Software verlangt abermals einen Test. Also noch einmal und noch einmal "Test" gedrückt, doch erst mit 16 Bit kommt das richtige Testbild. Ich merke schon, wieder einmal braucht auch diese angeblich so simple Installation Geduld und Ausdauer. Endlich geht die Installation einen Schritt weiter und verkündet: "Es ist normal, dass nun die Festplatte sehr aktiv wird."
Ich beobachte das Licht meiner Festplatte, aber weder die Lampe leuchtet, noch ist das typische Speichergeräusch zu vernehmen. Nach fünf Minuten drücke ich den Button "Installation abbrechen", doch eine Reaktion ist nicht zu verzeichnen. Also denke ich mir, letzter Versuch: Ich wiederhole die inzwischen vertraute Prozedur und will der Festplatte wirklich Zeit geben. Ich höre noch, wie die CD-ROM auf Touren kommt und verlasse das Zimmer. Zwischenzeitlich koche ich mir einen Kaffee und trinke diesen in aller Ruhe im Nebenzimmer, doch selbst nach weiteren 20 Minuten steht das Installationsmenü an der gleichen Stelle. Beim Booten zu Windows entdecke ich, dass YaST2 wirklich das Schreiben einer Datei auf die Festplatte veranlasst hat. Es findet sich die Datei "suselive.usr" auf der C-Partition, die ich nun erst einmal lösche.
Das Frustrationslimit ist für heute erreicht und schließlich will ich auch noch die Realsatire schreiben und meiner Fangemeinde von diesen immensen Fortschritten berichten. Meine Katze maunzt noch schnell den Monitor auf dem Fußboden an, während sie stolz wieder ihren Schreibtischstuhl in Beschlag nimmt.