Südafrika: Venda Ramaphosa löst Zulu Zuma ab

Bild Cyril Ramaphosa: Erfan Kouchari / CC-BY-SA-4.0 / Bild Jacob Zuma: http://www.kremlin.ru: / CC-BY-SA-3.0

ANC zieht vor den Wahlen im nächsten Jahr die Notbremse

Der folgende Beitrag ist vor 2021 erschienen. Unsere Redaktion hat seither ein neues Leitbild und redaktionelle Standards. Weitere Informationen finden Sie hier.

Der südafrikanische Präsident Jacob Zuma wird in Sozialen Medien manchmal mit der deutschen Kanzlerin Angela Merkel verglichen: Er war seit 2009 im Amt und weigerte sich trotz immer stärkerer Kritik, zurückzutreten. Nachdem nun auch das Exekutivkomitee seiner Partei ANC nach einer dreizehnstündigen Sitzung am Montag beschloss, ihn zum Rücktritt aufzufordern und ein entsprechendes Misstrauensvotum im Parlament vorbereitete, hatte der Zulu keine Wahl mehr und beugte sich gestern Abend der Entscheidung.

Zuma bezeichnete seine Absetzung als "sehr unfair". An der Börse der nach Nigeria größten afrikanischen Volkswirtschaft nahm man die Nachricht dagegen positiv auf; auch der Kurs der Landeswährung Rand stieg. Nachfolger des 75-jährigen Zuma soll der im Dezember zum ANC-Vorsitzenden gewählte 65-jährige Cyril Ramaphosa werden. Der ehemalige Gewerkschaftsführer gehört der Volksgruppe der Venda an - engen Verwandten der Shona, dem Staatsvolk von Zimbabwe.

Razzia bei der Großfamilie Gupta

Mit Ramaphosa statt Zuma verspricht sich der ANC bei den Wahlen im nächsten Jahr bessere Chancen. Bei den Kommunalwahlen 2016 war die Partei auch wegen ihm von 62,9 auf 53,6 abgestürzt und lag damit landesweit erstmals unter 60 Prozent (vgl. ANC verliert bei Kommunalwahlen in Südafrika). Mmusi Maimane, der Vorsitzende der wichtigsten Oppositionspartei Demokratische Allianz (DA), freute sich trotzdem über Zumas Abgang und meinte, dieser habe Südafrika "sehr viel Leid" angetan, "fast bis zur Zerstörung unseres Landes".

Tatsächlich war der zurückgetretene Präsident in zahlreiche Korruptionsskandale verwickelt, die unter anderem die indischstämmige Großfamilie Gupta betreffen, deren Luxusanwesen in Johannesburg am Mittwoch von der Polizei durchsucht wurde.

Andere Affären betrafen milliardenschwere Rüstungsgeschäfte und die Renovierung seiner Villa auf Staatskosten, deren Swimmingpool er dafür als Löschwasserbecken deklarierte. In einem Prozess, in dem er vom Vorwurf der Vergewaltigung freigesprochen wurde, hatte der evangelikale Prediger mit vier Frauen und mindestens 19 Kindern außerdem mit der Bemerkung international Aufsehen erregt, beim Geschlechtsverkehr von einer HIV-Infektion der Klägerin gewusst, aber nachher geduscht zu haben (vgl. Südafrika: Streit um Kunstfreiheit).

"Plaasmorde"

Währenddessen stagnierte die südafrikanische Wirtschaft und Gewaltverbrechen nahmen explosionsartig zu. Besonders betroffen sind Einwanderer aus anderen afrikanischen Ländern (vgl. Geplatzter Traum von "Ubuntu") und Farmer, die im letzten Jahr mit dem Hashtag #BlackMonday in Sozialen Medien und auf den Straßen dagegen demonstrierten, ohne eine Besserung der Sicherheitssituation zu erreichen.

Extremistische Gruppen wie Black First, Land First (BLF) rechtfertigen solche "Plaasmorde" sogar mit Slogans wie "Land or Death" und "We are coming for you, and we are going to get everything you own, it's ours". Aber auch Thabo Makwana, ein Mitglied des ANC- Exekutivkomitees, plädiert für entschädigungslose Enteignungen, wie sie Robert Mugabe in Zimbabwe ohne Rücksicht auf Auswirkungen auf die Produktivität durchführte. Die auf Subsistenzwirtschaft ausgerichteten Bearbeitungsmethoden seiner mit dem enteigneten Land beschenkten Parteigenossen ohne Know-How und Kapital erwiesen sich als so unterlegen, dass aus der ehemals Getreide exportierenden "Kornkammer Afrikas" ein Land wurde, das seine Bürger nicht mehr ernähren kann (vgl. Zimbabwe: Machtübernahme des Militärs mit Genehmigung aus Peking?).

Neues afrikanisches Problem Übergewicht

Davon ist Südafrika bislang noch weit entfernt: Es zählt wie Kenia, Ghana, Togo und Burkina Faso zu jenen Ländern, in denen die Zahl der krankhaft Übergewichtigen stark zunahm - in Burkina Faso sogar um fast 1.400 Prozent, wie die New York Times Ende Januar unter Berufung auf Zahlen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) berichtete. Gründe dafür sind neben der Ernährungslage auch die Urbanisierung mit weniger schwerer Arbeit als in der Landwirtschaft und die Verfügbarkeit von Motorfahrzeugen.