Südchinesisches Meer: Philippinischer Rückzieher sorgt für Aufsehen

Ein chinesisches Fischerboot im südchinesischen Meer

Fischerboot im Südchinesischen Meer: Das Gebiet sorgt immer wieder für territoriale Konflikte

(Bild: Shutterstock.com )

Der Rückzug eines philippinischen Schiffs aus umstrittenem Seegebiet sorgt für Kritik. China könnte die Lage ausnutzen, warnen Experten. Was plant Beijing als nächstes?

Die jüngste Entscheidung der Philippinen, ein Küstenwachschiff aus einem umstrittenen Gebiet im Südchinesischen Meer abzuziehen, hat bei Verteidigungsanalysten und politischen Beobachtern Besorgnis ausgelöst.

Wie die South China Morning Post berichtet, wird von Beobachtern befürchtet, dass dieser Schritt China weiteren Spielraum geben könnte, seine Präsenz in der Region zu verstärken und möglicherweise umstrittene Landgewinnungsoperationen zu beschleunigen.

Erschöpfte Crew musste zurückkehren

Die BRP Teresa Magbanua wurde nach einem fünfmonatigen Aufenthalt wegen schlechten Wetters, erschöpfter Vorräte und der Notwendigkeit, die medizinische Versorgung der Besatzung sicherzustellen, von der Sabina Shoal zurückgezogen.

Das Schiff wurde bei seiner Rückkehr in den Hafen von Puerto Princesa auf Palawan als Held gefeiert, obwohl vier der 63 Besatzungsmitglieder wegen Dehydrierung ins Krankenhaus eingeliefert werden mussten.

Das umstrittene Atoll gehört zu den Spratlay-Inseln inmitten des Südchinesischen Meeres, die sowohl von China, als auch von Vietnam, Taiwan, Malaysia und Brunei beansprucht werden.

Analysten wie Sherwin Ona, Professor für Politikwissenschaft an der De La Salle Universität in Manila, äußern die Befürchtung, dass China die Situation ausnutzen und seine Reklamationsbemühungen fortsetzen könnte. "Es ist von entscheidender Bedeutung, unsere Präsenz jetzt aufrechtzuerhalten", sagte Ona gegenüber der Zeitung.

China dürfte Ersatzschiffe konfrontieren

Die philippinische Küstenwache verfügt derzeit nur über zwei Schiffe, die BRP Teresa Magbanua und die BRP Melchora Aquino, die für langfristige Einsätze in der Region geeignet sind. Ein größeres Schiff, die BRP Gabriela Silang, ist kommt aufgrund ihres Aluminiumrumpfes für Missionen in den flachen Gewässern nicht in Frage.

Carl Thayer, emeritierter Professor der University of New South Wales und Südostasien-Experte, betonte, dass die Philippinen vor dem Abzug der Teresa Magbanua ein Ersatzschiff bereitstellen sollten. Thayer zufolge könnte China den Abzug als Propagandainstrument nutzen, um seine territorialen Ansprüche in der Region zu stärken.

Mit etwa 70 chinesischen Militär-, Küstenwach- und Milizschiffen in der Nähe sei es wahrscheinlich, dass China jedes Ersatzschiff, das die Philippinen zu entsenden versuchten, konfrontieren würde.

Der Einsatz der Teresa Magbanua auf der Sabina Shoal, 146 km von Palawan und etwa 1.200 km vom nächsten größeren chinesischen Festland entfernt, ist aktuell der entschlossenste Ausdruck von Manilas Engagement, in Kooperation mit den Vereinigten Staaten der chinesischen Expansion entgegenzuwirken. Sie sollte chinesische Bemühungen um den Bau von Inseln in den umstrittenen Gewässern abschrecken.

Die philippinische Küstenwache betont jedoch, dass der Rückzug des Schiffes aus dem Gebiet nicht als Niederlage zu werten sei. Der Sprecher der Küstenwache, Commodore Jay Tarriela, erklärte, dass es für China "unmöglich" sei, die Philippinen vollständig daran zu hindern, ihre Schiffe um die 137 Quadratkilometer große Sabina Shoal zu schicken.

Abzug sorgt für Kritik an Regierung

Der Abzug hat jedoch auch Kritik hervorgerufen. Verteidigungsanalyst Jose Antonio Custodio kritisierte die mangelnde Unterstützung der Regierung für die Teresa Magbanua während ihres Einsatzes und wies darauf hin, dass eine Versorgung per Hubschrauber trotz der chinesischen Blockadeversuche möglich gewesen wäre.

Das Südchinesische Meer ist ein geopolitischer Brennpunkt, in dem neben den Philippinen und China auch Malaysia, Brunei und Vietnam konkurrierende Ansprüche erheben. Trotz eines 2016 ergangenen Urteils des UN-Schiedsgerichts zugunsten der Philippinen, das die rechtliche Grundlage für Chinas Ansprüche verneinte, hat Beijing das Urteil nicht anerkannt.