Südjemen: Autonomieverzicht gegen Machtbeteiligung

Die Fronten im Jemen. Grün: Huthis. Rot: Hadi. Gelb: STC. Weiß: Al-Qaida. Grau: IS. Karte: TheMapLurker. Lizenz: CC BY-SA 4.0

Der von den Vereinigten Arabischen Emiraten unterstützte "Übergangsrat des Südens" will nun wieder auf Seiten der von den Saudis angeführten Sunnitenallianz kämpfen

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Der al-Majlis al-Antaqali l-Janubiyy, der jemenitische "Übergangsrats des Südens" (englisch abgekürzt: STC), gab heute via Twitter bekannt, dass er die am 26. April in der ehemaligen südjemenitischen Hauptstadt Aden ausgerufene Autonomie zurückgenommen hat. Dafür sollen Vertreter dieser Organisation in das Kabinett des Sunniten Abd Rabbo Mansur Hadi aufgenommen werden, der die Macht im ganzen Jemen beansprucht.

Der STC wurde 2017 von Aidarous al-Zubaidi gegründet, nachdem der zuvor von Hadi als Gouverneur von Aden abgesetzt worden war. Al-Zubaidi zufolge erfolgte das, nachdem er Hadi beschuldigte, mit der Islah-Partei zu kooperieren, die als Vertreterin der Moslembrüder im Jemen gilt. Von Seiten Hadis hieß es dagegen, der Präsidentenamtsbeansprucher habe al-Zubaidi wegen dessen Verbindungen zu den Vereinigten Arabischen Emiraten entlassen.

Letztere waren vorher Teil der von den Saudis angeführten Sunnitenallianz hinter Hadi, unterstützten aber danach den STC, der sich an den Grenzen der von ihm kontrollierten Territorien Gefechte mit der Sunnitenallianz lieferte.

Von 1967 bis 1990 ein unabhängiger Staat

Der Südjemen, den die Separatisten wiederherstellen wollten, war von 1967 bis 1990 ein unabhängiger Staat, der sich im Kalten Krieg an die Seite der Sowjetunion geschlagen hatte. Vorher war er das britische Protektorat Aden, aus der den ursprünglichen Plänen der Kolonialmacht nach eigentlich eine den Vereinigten Arabischen Emiraten ähnliche "Föderation Südarabien" werden sollte. Die Guerillagruppen, die 1967 die Macht übernahmen, entschieden sich stattdessen für den Namen Südjemen - was dazu beitrug, dass ihre Nachfolger nach dem Ende der Geldflüsse aus dem Ostblock in einer Vereinigung mit dem nördlichen Nachbarn eine neue Existenzgrundlage suchten.

Bereits vier Jahre nach dieser Vereinigung waren viele Südjemeniten mit dem, was dabei herauskam, so unzufrieden, dass sie eine militärische Wiederabspaltung versuchten. Diese scheiterte jedoch ebenso wie ein zweiter in den Jahren 2009 und 2010 unternommener Abspaltungsversuch. Diese zweite Rebellion wurde nicht nur von Stämmen, sondern auch von radikalen Sunniten getragen und vom damaligen al-Qaida-Führer Naser al-Wahishi unterstützt. Um sich davon zu distanzieren, veröffentlichte Tariq al-Fadhli, der Sohn des ehemaligen Sultans im britischen Protektorat und zeitweiliger Führer der Unabhängigkeitsbewegung, 2010 ein Video, in dem er vor seinem Haus die amerikanische Flagge hisst und die amerikanische Nationalhymne singt (vgl. Gescheiterter Staat?).

Sunniten und Schiiten, Saudis und Iraner

Die alte Grenze zwischen dem Norden und dem Süden ist aber nicht die einzige, die die Bewohner des Jemen trennt: Während an den Küsten und im Osten des Landes nämlich fast ausschließlich Sunniten leben, herrschen im nördlichen Hochland zaiditische Schiiten vor, die landesweit 42 Prozent der Bevölkerung stellen. In den 1990er Jahren gründeten die zaiditischen Religionsführer Badr al-Huthi, Hussein al-Huthi und Abdul Malik al-Huthi die Erweckungsbewegung "Schabab al-Mumin" ("Gläubige Jugend") als Reaktion auf mit saudischem Geld finanzierte aggressive wahhabitische Missionierungsversuche. Diese schiitische Gegenreformation eroberte bis zum Februar 2015 die Westhälfte des Jemen und setzte den Präsidenten ab.

Im März 2015 stoppte eine internationale Sunnitenallianz unter saudischer Führung den schiitischen Vormarsch, schaffte es aber trotz großen Materialaufwands und trotz logistischer und geheimdienstlicher Hilfe durch die USA bislang nicht, die Huthis zu besiegen (vgl. Saudi-Arabien: 200 Millionen US-Dollar täglich für den Krieg im Jemen). Den Saudis zufolge liegt das auch daran, dass die schiitischen Huthis vom schiitischen Iran unterstützt werden, dem regionalen Gottesstaatsrivalen des wahhabitischen Ölkönigreichs. Iraner und Huthis bestreiten das zwar offiziell, haben aber Mühe, die Herkunft von Drohnen und anderen Waffen anders zu erklären.

Im Süden und Osten des Landes nutzte die jemenitische al-Qaida-Filiale AQAP die Gelegenheit und eroberte nach dem saudischen Eingriff größere Territorien (vgl. Al-Qaida erobert al-Mukalla). Bis auf kleinerer Gebiete in den Gouvernements Abyan, al-Baida und Lahidsch hat sie diese inzwischen wieder verloren. Die IS-Terroristen, die 2015 ebenfalls größere Areale kontrollierten (vgl. Schwarze Fahnen in Aden), beherrschen nun nur noch eine Handvoll Dörfer inmitten so einer al-Qaida-Zone nördlich von Rada.

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