Superstar Macron setzt sich als Weltpolitiker in Szene
Seite 2: Der Wunsch nach Veränderung bringt narzisstische Politiker an die Macht
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Vor Trump hatte Macron Putin empfangen, ähnlich pompös, man hat ja etwas an Machttheater wie in Versailles anzubieten. In dem Interview versichert Macron, er habe Putin auf die Versuche angesprochen, in den USA und in Frankreich mit Hacks und Medienberichterstattung die Wahlen zu beeinflussen, aber das dürfe die bilateralen Beziehungen nicht beeinträchtigen. Wichtig sei vor allem, dass die Geheimdienste beider Länder Informationen austauschen. Zudem gebe es Übereinstimmungen für die Lösung des Syrien-Konflikts. Er habe schon klar gemacht, dass der Rücktritt von Assad für ihn im Gegensatz zu seinem Vorgänger keine Vorbedingung ist. Es gebe aber zwei rote Linien: der Einsatz von Giftgas und die Schaffung von humanitären Korridoren zu den Zivilisten in den Kriegsgebieten. In Syrien habe sich bereits die Zusammenarbeit der Geheimdienste verändert.
Und natürlich hat er ebenso wie mit Trump und Putin einen guten Kontakt zu Angela Merkel. Mit ihr habe er "einen extrem direkten, offenen, freundschaftlichen und permanenten Kontakt", versicherte Macron. Offenbar um sich von Hollande abzusetzen, hätten beide die Methode wieder eingeführt, die es zur Zeit von Mitterand und Kohl gegeben habe, nämlich zu gemeinsamen Positionen vor EU-Gipfeln zu kommen: "Man gewinnt dadurch Zeit und Macht." Für Macron muss sich Deutschland bewegen, was abgehängte Arbeiter und Sozialdumping betrifft. Er erwarte Ergebnisse bis Ende des Jahres, also nach der Bundestagswahl. Für ihn ist Europa nicht nur ein Ziel, sondern vor allem ein Mittel, sagt er. Schließlich können Frankreich und vor allem er nur auf der großen Bühne mit dem Rückhalt von der EU und von Deutschland wirksam agieren.
Für Macron hat die Präsidentschaft bislang bedeutsam besser begonnen als für Trump. Er versucht außenpolitisch seine Zeichen zu setzen und sich als entscheidender Mitspieler zwischen den Großmächten zu inszenieren. Schon in Syrien wird sich zeigen, ob das auch nur ansatzweise Erfolg haben wird. Macron ist ebenfalls wie Trump auf der Welle des Wunsches nach Veränderung des politischen Systems an die Macht gekommen. Dass in beiden Ländern von sich eingenommene, hochgradig narzisstische Präsidenten an die Macht gekommen sind, mag die erste Kontaktaufnahme erleichtern. Ob sie ausgefuchsten Machtpolitikern wie Putin und Merkel Paroli bieten und komplexe Probleme wie in Syrien einer Lösung näherführen können, dürfte eher weniger wahrscheinlich sein.
Vielleicht darf man froh sein, dass in Deutschland niemand antritt und Chancen hat, eine große Veränderung herbeizuführen. Aber dafür gibt es auch keine Wahlstimmung, weil letztlich alles beim Alten bleiben wird - möglicherweise wieder mit der wiederauferstandenen FDP, die sich auch nicht verändert hat, sondern nur an die Macht will.