Syrien: 70.000 Mitglieder des IS warten auf Abholung

Seite 2: Die Zukunft der kurdischen Verwaltung in Syrien

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Unübersehbar ist, dass die Kurden mit den 70.000 im Lager überfordert sind. Dazu braucht es dringend eine politische Lösung. Die Fragen, die damit zusammenhängen, haben es in sich. Das fängt damit an, dass völlig unklar ist, wie mit Kindern verfahren werden soll, wenn Herkunftsländer die Mütter nicht aufnehmen wollen.

Die französische Regierung hat zuletzt Signale gegeben, dass sie auch andere IS-Mitglieder ins Land lassen will, nach genauer Prüfung. Allein die Ankündigung, dass man vom bisher geäußerten Prinzip in Einzelfällen abweichen könnte, hat schon großen Wirbel verursacht.

Laut dem Bericht von al-Monitor kommen die IS-Fanatiker aus sehr vielen Ländern, etwa von den Philippinnen, aus Indonesien und aus Afrika. Auch dort dürften Fragen nach der Rückkehr von eingefleischten Dschihadisten nicht einfach zu behandeln sein.

Zur größeren Problemstellung im Zusammenhang mit dem Lager gehört auch die Frage, wer das Gebiet im Nordosten künftig verwalten wird. In einem Interview mit Amberin Zaman berichtet der SDF-Chefkommandeur Mazlum Kobane von den Zukunftsaussichten für die kurdische Verwaltung. Sie hängen sehr davon ab, wie sich die USA verhalten werden. Zuletzt betonte US-Präsident Trump, dass 400 US-Soldaten in Syrien bis auf weiteres bleiben sollen.

Der SDF-Anführer sieht das als Grundbedingung, um notwendige Verhandlungen mit der Türkei herbei führen zu können, weil die US-Präsenz die Türkei vom Einmarsch abhält. Würde die Türkei, was anders ist als im Fall Afrin, im Nordosten einmarschieren, gebe es einen "zweiten Syrien-Krieg".

Verhandlungen mit der Türkei sind allerdings auch mit großen Schwierigkeiten verbunden, bislang sieht es gar nicht danach aus. Und es sieht auch überhaupt nicht danach aus, als ob Damaskus den Kurden Autonomie in diesem Gebiet einräumen würde.

Sie gehört wie die Erhaltung der SDF zu den "roten Linien", die der SDF-Chefkommandeur als unbedingte Verhandlungsposition äußert: "We are willing to engage in all kinds of negotiations with the regime on this basis."