Syrien: Assads Kampf um die Hausmacht

Seite 2: Das "neue Syrien"?

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Wie erwähnt sind Nachrichten aus dem Umkreis der Assad-Regierung spärlich und überwiegend mit politischen Interessen oder Agenden verknüpft. Daher ist Vorsicht geboten.

Was an die Öffentlichkeit kommt, etwa auch der Bericht der Washington Post über die "begrenzte Kontrolle Assads über den syrischen Sicherheitsapparat", der Ende Juli erschien, ist immer nur ein Ausschnitt - in einem Feld, das in der Berichtserstattung von Leerstellen gekennzeichnet ist.

Doch kann man die Berichte als seltene Zeichen dafür nehmen, dass die Regierung in Damaskus nicht nur militärisch, sondern auch politisch noch einen langen Weg vor sich hat, um die Lage im Land zu konsolidieren. Die interessante Frage ist, in welcher Form ihr das überhaupt möglich ist. Der Krieg hat nicht nur wichtige Städte zerstört, sondern auch die Konflikte auf eine traumatische Ebene gehoben.

Ob Assad es überhaupt gelingen kann, mit einer "militärischen Lösung", seine Absicht zu verwirklichen, ganz Syrien wieder unter die Kontrolle der Regierung zu bringen, ist ungewiss. Ebenso ungewiss ist, in welcher Form dies politisch umgesetzt werden kann. Es gibt große Zweifel daran, ob das alte Model einfach wieder restauriert werden kann.

Fotos und Magazinbeiträge, die den Lifestyle des Sohnes von Rami Makhlouf mit ultrateuren Sportswagen und Privatflugzeugen zeugen, machen im Kriegsland auf eine Kluft aufmerksam, die der Regierung nicht gerade den Weg für Versöhnungen im großen Stil ebnen.

Dazu kommen, wie es Kritiker, die für eine Zusammenarbeit mit der Regierung Baschar al-Assad plädieren, anmahnen, Visionen vom Wiederaufbau, die die Privilegierten weiter begünstigen. Als "neoliberal" bezeichnet etwa Nir Rosen die Aufbaupläne für Städte, die die Regierung vorlegt - Rosen führte dies in einem Vortrag vor dem russischen Valdai-Club aus, man kann ihn nicht einfach auf die Seite der Kriegspropagandisten stellen und damit seine Kritik desavouieren ( Syrien: "Der Westen muss mit dem Regime zusammenarbeiten".

Dem Kritiker fehlt es der syrischen Regierung wie auch dem Westen an einer überzeugenden Vision einer besseren Zukunft Syriens. Die USA haben, wie es ihr Sondergesandter für Syrien Jeffrey James kürzlich bei einem Vortrag vor dem Aspen Institute deutlich erklärte, beschlossen, dass alles getan würde, damit Baschar al-Assad keinen Erfolg hat. Es wird sich zeigen, wie Assad nicht nur militärisch, sondern auch politisch unter diesen Bedingungen verfährt.

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