Syrien: Erdogan auf Expansionskurs
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Der türkische Präsident spricht von abgeschlossenen Planungen für eine neue Operation im Norden Syriens - östlich des Euphrat - gegen die von den USA unterstützten Kurden
Für die Kurden in Syrien, die dort eine selbstverwaltete Zone mit einer relativen Unabhängigkeit gegenüber Damaskus behalten wollen, wird die Lage schwierig. Im Südosten Syriens, östlich des Euphrat-Tals in der Nähe zur irakischen Grenze, verloren die SDF (Syrische Demokratische Streitkräfte), die unter der militärischen Federführung kurdischer YPG-Milizen agieren, durch tagelange Angriffe von IS-Milizen Gelände, das sie Anfang September gewonnen hatten. Sie erlitten schwere Verluste.
SDF: Militärisches Desaster durch IS-Milizen
Es geht um die sogenannte "letzte Enklave des IS" bei Hajin, welche die SDF Anfang September erobern wollten. Sie trafen jedoch auf vehemente Gegenwehr, die sich dann Zug um Zug zu einer giftigen Gegenoffensive der IS-Milizen entwickelte. In mehreren Abschnitten gelang ihnen bis zum 27. Oktober die Rückeroberung wichtiger strategischer Orte "in der Tasche von Hajin". Vorrangig zu nennen wäre etwa al-Sussah.
Beobachter sprechen von einem militärischen Desaster für die SDF. Deren Unterstützung durch die US-Luftwaffe wurde von einem tagelangen Sandsturm stark beeinträchtigt bzw. verhindert. Die IS-Milizen gingen, wie es der französischen Spezialist Matteo Puxton aufgrund von IS-Fotos und "Reportagen" detailliert darlegt, taktisch sehr geschickt vor.
Kampfzone bis zur irakischen Grenze
Die Kampfzone reicht nun bis zur irakischen Grenze, so Puxton. Damit werden auch schiitische Milizen der Hash al-Schaabi involviert, es soll bereits zu ersten Auseinandersetzungen gekommen sein. Vonseiten der IS-Milizen könnte es zu Verbindungen mit Zellen der Miliz im Irak kommen und damit zu einer weiteren Ausweitung der Kämpfe.
Damit werden auch Fragen danach aufgeworfen, wie es um den Kampf gegen den IS der USA in dem Gebiet steht. Die USA begründen bekanntlich ihre militärische Präsenz und ihren Anspruch auf die "Einflusszone" und die "Lufthoheit" östlich des Euphrats damit, dass sie dort den IS bekämpfen.
Kritische Stimmen, die den USA vorwerfen, dass sie die Bedrohung durch IS-Milizen eher benutzen als bekämpfen, um in Syrien zu bleiben, sehen sich durch die Entwicklungen bestätigt.
Die Ausweitungen der Kampfzone auf den Irak könnte hier zu weiteren Spannungen führen, da die USA dort gegen den Einfluss Irans über die schiitischen Milizen arbeiten, was ihnen politisch laut dem belgischen Journalisten Elijah J. Magnier immer schlechter gelingt.
SDF in der Klemme
Für die SDF sieht die Lage nicht gut aus. Ohnehin stecken sie wegen ihrer Allianz mit den USA in Syrien in einer schwierigen Situation. Für die Regierung in Damaskus ist dies ein schwerwiegender Grund, die Verhandlungen über die "Autonomie" der Kurden in einem föderalen Syrien nicht gerade entgegenkommend zu gestalten.
Als sich Anfang des Jahres die Türkei und die mit ihnen verbündeten islamistischen Milizen, allesamt Gegner der Assad-Regierung, sich das bis dato von den Kurden verwaltete Afrin gewaltsam mit der Militäroperation "Olivenzweig"(!) unter den Nagel rissen, gab es aus Damaskus nur die Andeutung dessen, was als Unterstützung möglich wäre, wenn sich die Kurden der Regierung Baschar al-Assad anschließen und sich von den USA distanzieren.
Die syrische Regierung unterstützte die Entsendung einiger schiitischer Milizen, die den Kurden einen Gefallen schuldeten, in Kampfgebiete in Afrin. Das reichte längst nicht, um gegen die militärisch überlegenen Gegner etwas auszurichten.
Erdogan: "Vorbereitungen für eine neue Operation im Norden Syriens abgeschlossen"
Nun nimmt Erdogan kurdische Positionen bei Kobane unter Beschuss und macht damit seine Ankündigung wahr, dass er auch die Zone östlich des Euphrat "von Terroristen säubern" werde und man sie den "Eigentümern" zurückgeben müsse (vgl. Türkei beschießt nach dem Syrien-Gipfel kurdische Stellungen östlich des Euphrat).
Laut aktuellen Informationen von AFP hat der türkische Präsident am heutige Dienstag davon gesprochen, dass "Vorbereitungen und Pläne für eine neue Operation im Norden Syriens, östlich des Euphrats abgeschlossen" seien. Man werde dort die von den USA unterstützte kurdische Miliz "zerstören".
Die SDF, die im Südosten, wie erwähnt, herbe Verluste durch den IS erlitten hat und dazu einige ihrer Kämpfer in Gefangenschaft der Brutalos weiß, wird damit vor den nächsten Konflikt gestellt. Dabei ist ungewiss, ob ihnen die USA zur Hilfe kommen werden und in welcher Form. Für Trump war Syrien zuletzt kein großes Thema. Damit ist im Midterm-Wahlkampf nicht viel zu gewinnen.