Syrien: Russland verspricht, über die Golangrenze zu wachen
Kämpfe in Aleppo, Idlib, Latakia und as-Suwaida
Die syrische Landkarte der faktischen Machthaber ist Anfang August 2018 viel weniger fleckig als sie es in den vergangenen Jahren war. Große Teile des Landes hat die syrische Armee inzwischen von Dschihadisten befreit. Die hatten unter anderem den syrischen Teil des Golan eingenommen, über den jetzt Russland wachen soll. Darauf verständigte sich Moskau der russischen Nachrichtenagentur Tass zufolge mit Jerusalem, wo man nach der Niederlage der Dschihadisten eine Ausweitung der iranischen Militärpräsenz bis an die eigene Grenze befürchtet, weil Teheran im syrischen Bürger- und Stellvertreterkrieg Damaskus unterstützt. In diesem Zusammenhang zitiert Tass einen Sprecher des israelischen Außenministeriums mit der Klarstellung, es gebe dazu kein "Abkommen", sondern lediglich eine "Absprache".
Gary Koren, der israelische Botschafter in Moskau, sagte der Nachrichtenagentur, "momentan" sehe es "so aus, als wenn alles funktioniert" und er hoffe, "es wird in Zukunft so bleiben". "Ideal" sei die Situation für israel aber erst, "wenn der letzte iranische Soldat syrischen Boden verlässt". Außerdem soll Russland zusammen mit wiederkehrenden UN-Blauhelm Soldaten in einer Pufferzone dafür sorgen, dass sich die syrische Armee nicht über die Waffenstillstandslinie von 1974 wagt. Dafür, dass sie das nicht tut, dürfte allerdings schon die Schlagkraft der israelischen Armee alleine sorgen, auch wenn dort gerade zwei drusische Offiziere wegen des umstrittenen neuen Nationalitätsgesetzes den Dienst quittierten.
Al-Qaida- und IS-Rückzugsgebiete
Zudem hat die syrische Armee aktuell noch größere Sorgen als den Golan: In anderen Teilen des Landes kommt es nämlich immer noch zu Kampfhandlungen mit Dschihadisten. Gestern sieben Mal in der Provinz Aleppo, zwei Mal in der Provinz Idlib und fünf Mal in der Alawitenprovinz Latakia. Dort eroberte die syrische al-Qaida-Filiale Hayat Tahrir asch-Scham kurzzeitig die Siedlung al Saraf, die die syrische Armee später wieder unter ihre Kontrolle brachte. Dabei sollen mehrere Dschihadisten ums Leben gekommen und mehrere weitere verletzt worden sein.
Außer den Dschihadisten von der al-Qaida halten auch die des Islamischen Staats noch Territorium: Dabei handelt es sich um einen schmalen Euphratstreifen zwischen Hajin und Abu Kamal und um einzelne Nester in al-Waer, Ard al-Karaa, Mazrea al-Hhatib, Sneim al-Ghirz, Rabbet al-Hisn und Tel Razin. Diese Ortschaften liegen in der Provinz as-Suwaida, in der die Terrororganisation am 25. Juli 255 drusische Zivilisten systematisch massakrierte und 14 Drusenfrauen entführte.
Kurden boten angeblich Hilfe bei der Säuberung von as-Suwaida an
Über einen großen Teil des ostsyrischen Gebiets, das vorher der IS beherrschte, hat nicht die syrische Regierung die Kontrolle, sondern Kurdenmilizen. Sie verhandeln seit 27. Juli mit der Regierung in Damaskus. Dabei geht es offiziell nur um Versorgungsfragen - inoffiziell dürften auch die von den Kurden geforderte Autonomie und die künftige Rolle ihrer amerikanischen Helfer zur Sprache kommen. Inzwischen soll die Verständigung so weit gediehen sein, dass der kurdische YPG Befehlshaber Siban Hamo den syrischen Streitkräften Hilfe bei der Säuberung von as-Suwaida anbot.
Was bei den Gesprächen zwischen den Kurden und der syrischen Regierung letztlich herauskommt, ist aber ebenso offen wie die Frage, wie die Türkei auf ein Ergebnis reagieren wird, das eine dauerhafte Präsenz PKK-naher Milizen an ihrer Südgrenze legitimieren könnte. Möglicherweise wird sie in so einem Fall versuchen, den von ihr eroberten Grenzstreifen weiter nach Osten auszudehnen.
Berichte über Verhaftungen in Idlib
Ebenso könnte sie den Dschihadisten in Idlib zu Hilfe eilen, wenn die syrische Armee dort einrücken sollte. Informanten von Southfront.org zufolge bereiten sich die Hayat Tahrir asch-Scham und ihre Verbündeten von der Dschabhat al-Watanija lil-Tahrir bereits auf einen Rückeroberungsversuch vor, indem sie in größerem Maßstab Verwaltungsbeamte und andere Personen festnehmen lassen, von denen sie mutmaßen, dass sie potenziell zu Verhandlungen mit Damaskus bereit wären.
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