Syrien: Warum Rojava entscheidend ist

Seite 3: Die Interessen der USA an einer Alternative zu den SDF

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Neben türkischen Spezialeinheiten scheinen auch die USA ein Interesse an der Ausbildung von einigen dieser Einheiten gefunden zu haben. Hinter der Stärkung dieser stehen zwei im Moment konkurrierende Interessen. Aufseiten der Türkei steht im Vordergrund die Vorbereitung eines Angriff auf die DFNS.

Für die USA geht es darum, das politische Gewicht der DFNS zumindest zu schwächen, da die SDF-Einheiten der DFNS im Moment die effektivste Kraft gegen den IS darstellen und die entscheidende Rolle beim Kampf um Rakka spielen.

So entstand auf Druck der USA ein neues Bündnis aus Gruppen der Freien Armee von Idlib, der Jaysh al-Izza, Jaysh al-Nasir, Jaysh al-Nuhbe, der 23. Division sowie zwei turkmenischen Brigaden. Die USA haben zuvor gedroht, die Unterstützung für diese Einheiten vollständig einzustellen. Interessant ist, dass gerade diese Einheiten zusammen mit Ahrar al-Sham und Jabhat Fatah al-Sham (ehemals Jabhat al-Nusra/al-Qaida) gegen das Regime und russische Truppen kämpften. Hier tobt also ebenfalls ein heißer Stellvertreterkrieg.

Sicherlich geht es den USA auch darum, der Türkei nicht das Spielfeld in Sheba alleine zu überlassen, aber sie scheinen sich auch einen Weg zum gemeinsamen Vorgehen gegen die syrische Regierung oder, wenn nötig, auch gegen die DFNS offenhalten zu wollen.

Die DFNS ist zwar militärisch im Moment mit der Koalition alliiert, allerdings agiert sie sowohl innen- als auch außenpolitisch unabhängig von den Groß- und Regionalmächten, dies stellt in einer Region, die von Stellvertreterpolitik geprägt ist, ein potentielles Hindernis für die geopolitischen Pläne aller Seiten des Konfliktes dar.

Was tun die KDP und ihre Verbündeten?

Eine weitere Gruppe die unter starkem türkischen Einfluss steht und darauf brennt, eine militärische Machtposition in Nordsyrien aufzubauen, sind die sogenannten "Roj Peschmerga" (auch Rojava Peschmerga), welche die Miliz des kurdischen Nationalrats KNC darstellen. Der KNC ist eng mit der KDP Barzanis verbunden, welcher wiederum ökonomisch und politisch von der Türkei abhängig ist. Auch der KNC selbst pflegt engste Verbindungen zur Türkei, mit welcher ihn die Antipathie gegenüber der Selbstverwaltung Nordsyriens verbindet.

Insofern sind die Angriffe der sogenannten Roj Peschmerga auf die Shengal Region im Nordirak, welche ebenfalls nach einem ähnlichen Modell wie Nordsyrien selbstverwaltet ist, in Verbindung mit dem Vorgehen der Türkei in der Region Sheba zu sehen.

Der Angriff der Roj Peschmerga Anfang März auf Xanesor im Shengal-Gebiet diente dazu, die Verbindung zwischen der DFNS und Shengal zu unterbrechen. Dabei stellt es auch keine Überraschung dar, dass Augenzeugen von türkischen Spezialeinheiten unter den von der Türkei ausgebildeten Roj Peschmerga berichten.