Taliban bauen weiter an der Abschließung des Landes

Obgleich es in Afghanistan praktisch noch kein Internet gab, wollen die fanatischen Machthaber jetzt die Menschen völlig davon ausschließen

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Nach einer Meldung der pakistianischen Zeitschrift Frontier Post hat die Taliban-Regierung in Afghanistan, die 90 Prozent des Landes beherrscht, die Anweisung ausgegeben, die Internetbenutzung zu verbieten. Nach der Zeitschrift sollen davon alle Bürger Afghanistans betroffen sein, auch die Behörden. Zu vermuten ist, dass sich die Aktion vornehmlich noch gegen die im Land befindlichen Mitglieder von Hilfsorganisationen wendet.

Noch letztes Jahr meldete Reporter ohne Grenzen in ihrem Bereich Feinde des Internet, dass es keinen Internetprovider in Afghanistan gibt, und dass die Zahl der Internetnutzer, die einen Zugang über Mobiltelefone und Satellitenverbindungen besitzen, sich auf 100 beschränke. Erst in den letzten Jahren wurde das durch den langen Krieg marode Telefonnetzwerk regional verbessert. Behörden, Politiker oder andere Prominente sind anscheinend über Provider im benachbarten Pakistan mit dem Internet verbunden. Auch die Website der Nachrichtenagentur der Taliban wird in Pakistan gehostet. Allerdings ist sie im Augenblick nicht ereichbar oder aber bereits vom Netz genommen worden. Die offizielle Website der Taliban wird in den USA gehostet und von der Vertretung der Talibans bei den Vereinigten Staaten betrieben. Zur Zeit ist die Website noch gehackt.

Der Cracker schreibt: "ATTENTION!!! I HAVE NOTHING AGAINST MUSLIMS. BUT TERRORISTS WHO SUPPORT TERROR AND SALE DRUGS OVER THE WORLD - MUST DIE!!! TALEBAN,YOU ARE THIS PEOPLE"

Die Bevölkerung, so die Taliban-Regierung, werde durch die vollständige Abkopplung vom Internet vor dem "verderblichen Einfluss des satanischen Westens" geschützt. "Wir sind nicht gegen das Internet, aber es wird benutzt, um Obszönitäten, Unmoral und Propaganda gegen den Islam zu verbreiten", soll der Außenminister des Taliban-Regimes, Wakil Ahmed Mutawakil, den letzten Schachzug des Regimes legitimiert haben. Im Land gibt es bislang nur wenige Telefonanschlüsse, kaum Radios und Fernsehgeräte. Musik zu hören ist den von den extremen Taliban-Islamisten, die das Land ins Mittelalter zurückbringen wollen, beherrschten Bürgern verboten. Die Unterdrückung der Frauen ist besonders eklatant. Ein neuer Einfall kam gleichzeitig mit dem Internetverbot.

Alle staatlichen Angestellten müssen von nun an zur besseren Identifizierung einen schwarzen Turban während der Dienstzeiten aufsetzen und alle Dokumente mit schwarzer Tinte ausfüllen. Schon zuvor wurden alle Dozenten und Studenten der Universitäten dazu gezwungen, einen schwarzen Turban zu tragen. Vor kurzem wurde den Frauen verboten, Autos zu fahren. Aufsehen erregt hat auch die Absicht der ordnungswütigen Fanatiker, dass Hindu-Angehörige mit einem gelben Zeichen gekennzeichnet werden sollen. Angehörige der Sikhs tragen bereits einen markanten Turban (Die "gelbe Gefahr"). Weltweit rühmlich hervorgetan haben sich die Taliban, als sie im März dieses Jahres aufgrund des islamischen Bilderverbots neben anderen nichtislamischen Denkmälern auch die riesigen Buddha-Statuen in Bamiyan zerstörten (Bomben und Granaten auf Buddha).

Mit dieser fundamentalistischen und aggressiven Vorgehensweise, die das Land zu einer abgesperrten Insel mitten im Kontinent macht, werden die Taliban zwar früher oder später das Land in den Ruin getrieben und sich selbst ihre Basis untergraben haben, die Menschen, die in diesem Tollhaus eingesperrt sind, müssen allerdings bis dahin noch einiges durchleiden. Bislang sind bereits 3,6 Millionen Menschen aus dem Land geflohen, aber ihre Lage wird immer schlimmer, weil fünf Nachbarländer ihre Grenzen geschlossen und mit der Ausweisung von afghanischen Flüchtlingen begonnen haben.