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Tests für neue Strahlenwaffe abgeschlossen
Die USA haben eine neuartige Strahlenwaffe entwickelt, die bis 2009 einsatzbereit sein soll. Die Strahlenwaffe macht jeden Gegner rasch kampfunfähig, ohne ihn zu töten. Die Mikrowellenwaffe sendet sekundenschnell elektromagnetische Energie auf die Haut der betroffenen Person und erzeugt sehr starke, heiße Schmerzen. Die Waffe wurde bereits an Tieren und freiwilligen Versuchspersonen getestet.
Die Mikrowellenwaffe ist ein weiteres Prachtstück aus dem Arsenal des Non-Lethal Weapons Program, und die US-Luftwaffe preist sie als revolutionary force-protection technology, als Alternative zur Anwendung tödlicher Gewalt. An der Active Denial Technology (ADT), so der wissenschaftliche Name, wird seit zehn Jahren geforscht, ihre Entwicklung hat bislang 40 Millionen Dollar gekostet. Im März dieses Jahres wurde die neue Wunderwaffe erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt. (Vgl.Angeblich harmlose, aber weitreichende Strahlenwaffe) Jetzt hat, wie der New Scientist in seiner aktuellen Ausgabe meldet, das Air Force Research Laboratory (AFRL) in New Mexico die Tests sowohl an Tier als auch Mensch abgeschlossen.
Wie auch im Fall des bislang wenig erfolgreichen Projekts einer Stinkbombe (Vgl. Stinkbomben als Waffe) setzt die amerikanische Armee bei der Entwicklung nicht-tödlicher Waffen auf die menschlichen Sinne. Wer eine heiße Glühbirne anfasst, der verbrennt sich die Finger und lässt sie los. Diese natürliche Reaktion nutzt die Active Denial Technology, bei der ein Energiestrahl abgefeuert wird, der sich mit Lichtgeschwindigkeit bewegt und 0,3 mm in die Hautoberfläche eindringt. Er erhitzt die dort vorhandenen Wassermoleküle in weniger als einer Sekunde über die Schmerzgrenze von 45°Celsius, bei 50°Celsius veranlasst der Schmerzreflex den Menschen sich abzuwenden. Im Gegensatz zu einer Glühbirne, so die Entwickler, führe die ADT jedoch nicht zu Verbrennungen, da der Strahl nicht weit genug in die Haut eindringe und das verwendete Energieniveau zu niedrig sei. Auch innere Organe würden nicht in Mitleidenschaft gezogen.
Eingesetzt werden soll die Waffe zur Konfliktprävention oder zur Friedenssicherung, da der Einsatz von herkömmlichen Schusswaffen schnell zu Verletzungen und Toten führt. Der "Feind" soll in einer Entfernung gestoppt werden, in der er mit Handfeuerwaffen noch nicht gefährlich werden kann, also etwa in einer Distanz von zirka 1000 Meter. Im Moment wird an einer mobilen Version der Active Denial Technology gearbeitet, bei der die Waffe von so genannten Humvees (High Mobility Multipurpose Wheeled Vehicle) wie sie Marines und Armee benutzen, transportiert wird. Später sollen dann auch Flugzeuge, Helikopter oder Schiffe entsprechend aufgerüstet werden.
Kritiker befürchten allerdings, dass die Energie, die der Strahl braucht um abschreckend zu wirken, zu nahe an dem Wert liegt, wo Verletzungen entstehen können. Die Hitze könnte z. B. die Hornhaut im menschlichen Auge schädigen, die um einiges empfindlicher ist als die Haut. New Scientist zitiert eine im vergangenen Jahr in der Zeitschrift Health Physics veröffentlichte Studie, nach der die Hornhaut von Rhesusaffen bei Bestrahlung mit einer Leistung von 2 Watt pro Quadratzentimeter bereits nach drei Sekunden geschädigt war. Auf Probleme verweist auch Louis Slesin, Herausgeber des Newsletters Microwave News. Er warnt, dass bislang nicht genau erforscht sei, welche gesundheitlichen Auswirkungen elektromagnetische Strahlung habe. Die einzigen, die daran forschten, seien die Entwickler der Strahlenwaffe, sie definierten die Sicherheitsstandards und das sei ein deutlicher Konflikt.
Doch vielleicht hilft einfach warm anziehen. Es gibt Optimisten, die glauben, dass mehrere Schichten Bekleidung die lästigen Strahlen abhalten könnten. Vielleicht reicht aber auch schon feuchte Witterung. Denn es ist unklar, wie die Active Denial Technology bei Regen oder Nebel funktioniert, wo die Energie des Strahls vom Wasser in der Atmosphäre möglicherweise absorbiert wird.
Doch was wird mit der Waffe, wenn sie in falsche Hände gelangt?
It may fall into the (wrong) hands. It may be eventually sold to other countries to police forces that don't have the degree of accountability that you see in this country,
sorgte sich im März ein von CNN befragter Human Rights Watch-Aktivist. Die nicht-letale Waffe könnte sich unter Umständen als gutes Folterinstrument erweisen, das Schmerzen zufügt, aber keine bleibenden Schäden hinterlässt. Seit dem 11. September muss man in diesem Zusammenhang nicht einmal mehr auf Länder schielen, die es mit den Menschenrechten nicht so genau nehmen. Wie der Herald Tribune am 22. Oktober meldete, sind FBI und Verteidigungsministerium momentan enorm frustriert über das anhaltende Schweigen von insbesondere vier Verdächtigen, die im Zuge der Ermittlungen der Terroranschläge in U-Haft genommen wurden. Da Angebote wie Strafminderung, Geld oder neue Identität nichts helfen, wünscht sich manch einer neue Mittel, um mehr Druck ausüben zu können. Geliebäugelt wird offensichtlich mit "alternativen Strategien" wie dem Einsatz von Drogen nach dem Vorbild der israelischen Polizei oder die Auslieferung in befreundete Staaten, die bei ihren Verhörmethoden weniger zimperlich sind. Der Herald Tribune zitiert ein ehemaligen FBI-Mitarbeiter:
If there is another major attack on U.S. soil, the American public could let it happen. Drugs might taint a prosecution, but it might be worth it.
Ein Trost vielleicht, dass die neue Strahlenwaffe erst ab 2009 einsatzbereit sein wird. Doch die neuen Sicherheitslage könnte dem Non-Lethals Weapons Program einen ungeahnten Aufschwung geben.