Stinkbomben als Waffe

Das Pentagon fördert ein Forschungsprojekt, das panikauslösende Gerüche zum Einsatz gegen Menschenmassen entwickeln soll

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Wahrscheinlich wären Wind aus der falschen Richtung und heftiger Regen nicht die besten Bedingungen, um die Wirksamkeit einer neuen Waffe, die die US-Armee entwickeln will, voll entfalten zu können. Im Kontext der Erforschung von nichttödlichen Waffen fördert das Pentagon die Erforschung von chemischen Substanzen, aus denen sich eine Stinkbombe bauen ließe, mit der man Menschenmengen vertreiben oder angreifende Soldaten zurückhalten kann.

Geforscht wird darüber am Monell Chemical Senses Center in Philadelphia, wo man sich mit allem beschäftigt, was mit Geschmack, Geruch und "chemosensorischer Irritation" zu tun. Zu Letzterem würde dann wohl auch die gewünschte Stinkbombe zählen. Nach Pam Dalton, die als Kognitionspsychologin die Forschung leitet, gibt es einen engen Zusammenhang zwischen bestimmten Gerüchen und der Auslösung von Angstgefühlen, den man sich zunutze machen will, um gezielt Panik auszulösen. Allerdings muss es sich auch um Gerüche handeln, die auf alle Menschen gleich wirken, denn in verschiedenen Kulturen gibt es auch verschiedene Geruchsvorlieben und -antipathien.

Die Geruchszellen in der Nase senden Signale direkt in den Thalamus und den Cortex, wo Gerüche erkannt und bewusst werden, aber auch in das Limbische System, das für die emotionale "Bewertung" verantwortlich ist. Lösen Gerüche Reaktionen in der Amygdala aus, die auch intensiv mit den visuellen und auditorischen Systemen verbunden ist, so können diese zu Angst führen, die wiederum eine Fluchtreaktion auslöst. Und weil Geruchswahrnehmung evolutionsgeschichtlich älter als Sehen oder Hören ist, greifen olfaktorische Stimulationen womöglich auch tiefer.

Angeblich hat Dalton bereits über Tests mit Versuchspersonen aus unterschiedlicher ethnischer Abstammung zwei geeignete kulturübergreifende Substanzen herausgepickt, die als Grundlage für die Stinkwaffe dienen könnten. Daltons Teams befragte die Versuchspersonen, wie sie die Gerüche empfunden haben, aber sie erfassten auch ihre körperlichen Reaktionen. Bei den übelsten Gerüchen beginnt man flacher zu atmen, beschleunigt sich der Herzschlag und rumort es im Magen. Doch scheint es schwer zu sein, einen als Abwehrwaffe geeigneten Gestank zu finden. So sei Buttersäure zwar eklig, aber nicht angsteinflößend, der Geruch verbrannter Haare erwies sich als wenig beeindruckend, auch die Gerüche von Kotze lösten lediglich leichten Ekel aus.

Eine geeignete Substanz könnte beispielsweise das "US Government Standard Bathroom Malodor" sein, eine stinkende Substanz, die man benutzt, um die Wirksamkeit von Reinigungsmitteln zu testen. Die Versuchspersonen begannen nach einigen Sekunden zu schreien und zu fluchen, und sie hatten Angst, dass er gesundheitsschädlich sein könnte. Der Geruch ist viel stärker als der, der normalerweise von Fäkalien ausgeht. Ein anderer geeigneter Gestank ist eine Mischung aus Schwefelgasen, die bereits im Zweiten Weltkrieg von französischen Partisanen eingesetzt wurde. Dalton setzt auf eine Mischung dieser beiden bislang schlimmsten Gerüche.

Ein Sprecher des US-Verteidigungsministeriums erklärte die Förderung der Forschung gegenüber New Scientist: "Es würde uns eine Möglichkeit des Vorgehens gegen große und ungeordnete Menschengruppen geben, wenn sie nicht weg gehen wollen oder offen feindlich sind. Und das würde die Gefahr für unsere Leute und die Gegner mindern." Dann wäre nur noch notwendig, dass bei Demonstrationen Tücher und Gasmasken verboten werden müssten, damit die Stinkbomben auch wirken können.