Ticket-Trends im Bahnverkehr: Wichtige Infos für DB-Kunden

Ticketautomaten der Deutschen Bahn in Reihe

Ticketautomaten der Deutschen Bahn.

(Bild: Oliver Sand, Unsplash)

Deutsche Bahn hat Tarifstruktur über Jahre weiterentwickelt. Flexible Tarife, Rabattsysteme und Liberalisierung des Marktes. Was auf Bahnkunden zukommt.

Die Deutsche Bahn (DB) hat über Jahre hinweg eine bemerkenswerte Entwicklung in ihrer Tarifstruktur und im Ticketing erlebt. Ursprünglich durch eine einfache Struktur gekennzeichnet, die zwischen Regional-, Nah- und Fernverkehr unterschied, hat sich das System stetig weiterentwickelt.

Regionale und lokale Bahnstrecken: Eine Herausforderung für Betreiber

Im Bereich des Regional- und Nahverkehrs werden die Strecken von den Bundesländern ausgeschrieben. Die Gewinner dieser Ausschreibungen übernehmen dann den Betrieb einzelner Streckenabschnitte.

Diese Betreiber stehen jedoch vor großen Herausforderungen, wenn sich die Rahmenbedingungen ändern, wie durch steigende Löhne oder eine unerwartet hohe Auslastung. In solchen Fällen müssen die Unternehmen die Mehrkosten selbst tragen, was in einigen Fällen, wie bei Abellio, sogar zur Insolvenz führen kann.

Fernverkehr: Flexibilität und Rabattsysteme

Im Gegensatz dazu betreibt die DB den Fernverkehr eigenwirtschaftlich. Hier kann sie je nach Tageszeit und erwarteter Auslastung verschiedene Tarife anbieten. Ferner bietet sie mit den Rabattsystemen Bahncard 25 und Bahncard 50 personengebundene Ermäßigungen in der ersten und zweiten Klasse an. Die früheren Netzkarten werden heute unter dem Namen Bahncard 100 angeboten.

Preisgestaltung zur Steuerung der Auslastung

Ein wesentlicher Aspekt im Fernverkehr ist die Preisgestaltung zur Steuerung der Auslastung. Insbesondere in den Tagesrandlagen und außerhalb der Hauptverkehrszeiten ist die Auslastung oft geringer als das Platzangebot. Um dies auszugleichen, bietet die DB seit 2002 Sparpreise an, die allerdings weniger flexibel sind als die Normalpreisvarianten.

Die Pofalla-Wende im Fernverkehr

Bei Verspätungen im Fernverkehr hat sich die sogenannte Pofalla-Wende für Züge durchgesetzt, die am Ende ihres Laufweges planmäßig wenden müssen. Dabei wird der betroffene Zug vor seinem planmäßigen Ende abgebrochen und zurückgefahren.

Eine aufgrund des gewählten Sparpreises vereinbarte Zugbindung ist nicht mit einer Platzreservierung zu verwechseln. Ohne Reservierung besteht kein Anspruch auf Beförderung im gebuchten Zug, falls dieser überfüllt sein sollte.

Liberalisierung des Ticketmarktes

Ähnlich wie der Strom- und Gasmarkt liberalisiert wurde, soll nun auch der Markt für Bahnfahrkarten für Drittanbieter geöffnet werden, die sich – anders als bisher die Reisebüros mit DB-Agentur – nicht mehr an die Preisvorgaben der DB halten müssen.

Sie sollen Preisvorteile, die sie aufgrund ihrer Größe beim Einkauf erzielen können, im Wettbewerb mit der DB uneingeschränkt an die Kunden weitergeben dürfen. Das hat das Bundeskartellamt entschieden.

Unzulässig ist lediglich der Verkauf von Fahrkarten in einem Umfang, der die DB in wirtschaftliche Schwierigkeiten bringen könnte, weil sie den Reisenden, die ihre Fahrkarten direkt bei ihr gekauft haben, nicht mehr genügend Plätze zur Verfügung stellen kann.

Das Ticketing über Dritte wird bei der DB zu Überkapazitäten im Verkauf und damit zu Einsparungen führen.

Dazu gehört, auch wenn dies aus Berlin bisher nicht verkündet wurde, die weitere Reduzierung der verbleibenden Fahrkartenschalter in den Bahnhöfen und die Reduzierung der Fahrkartenautomaten, an denen mit Bargeld bezahlt werden kann. Auch die Fahrkartenautomaten auf den Bahnsteigen werden zunehmend abgebaut.

Vergleich mit anderen Bahnunternehmen

Je knapper die Fahrpreise kalkuliert sind, desto mehr müssen die Betreiber auf eine möglichst hohe Auslastung achten. Eine Zug- und Platzbindung gibt es in Deutschland z.B. bei Flixtrain und bei dem französisch dominierten Unternehmen Thalys, dessen Tickets online gekauft werden können.

Verspätet sich der deutsche Zug, verfällt der mit dem Thalys-Ticket gebuchte Sitzplatz. Im Einzelfall hängt es vom Verhandlungsgeschick des Reisenden und der aktuellen Auslastung des Folgezuges ab, wie er sein Ziel doch noch erreicht.

Verspätet sich ein Thalys-Zug, hat ein Fahrgast mit einem ermäßigten Ticket und Zugbindung auf deutscher Seite das gleiche Problem. Wenn bei der Ankunft des verspäteten Zuges der ÖPNV bereits eingestellt ist, muss der Fahrgast das dann notwendige Taxi selbst bezahlen, da die Verspätung nicht durch den Fernverkehr der DB verursacht wurde.

Das französische System der Hochgeschwindigkeitszüge der französischen Staatsbahn SNCF, in Deutschland meist unter dem Sammelbegriff TGV (Train à Grande Vitesse) bekannt, wurde in den vergangenen Jahren mehrfach untergliedert. Diese unterscheiden sich zum einen in der geografischen Ausrichtung und zum anderen im angebotenen Komfort.

In den günstigeren Zügen, die unter dem Namen OUIGO vermarktet werden, ist die Mitnahme von zusätzlichem Gepäck ebenso kostenpflichtig wie die WLAN-Verbindung im Zug.

Im Fernverkehr der französischen SNCF ist die Tarifauswahl deutlich größer als bei der DB. Im französischen Netz ist die Reservierung in einem bestimmten Zug üblich. Auf den SNCF-Verbindungen im deutschen Netz gibt es keine Reservierungspflicht.

Auf den Eurostar-Verbindungen zwischen London und dem Kontinent besteht grundsätzlich Reservierungspflicht.

Zukunftstrends im Ticketing

Generell unterscheidet sich die Tarifgestaltung innerhalb der EU von Land zu Land, da die Fernverkehrsstrecken in der Regel von den nationalen Eisenbahngesellschaften betrieben werden, die ihre eigenen Tarifsysteme haben. Die jeweiligen Tarifsysteme werden in unregelmäßigen Abständen aktualisiert.

Als grundsätzlicher Trend im Fahrscheinverkauf kann heute festgestellt werden, dass sich eine Personenbindung der Fahrscheine wie im Luftverkehr und damit ein Tracking des individuellen Reiseverhaltens immer mehr durchsetzt.

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