Tödliche Ehre: Wenn Männer Frauen ermorden

Tödliche Gewalt gegen Frauen hat viele Ursachen und kommt auch in unserem Kulturkreis vor. Bild: Pxhere

Seit dem gewaltsamen Tod der Berlinerin Maryam H. diskutieren Politik und Medien über "Ehrenmorde". Mit den Fakten nehmen sie es nicht immer so genau. Eine Überprüfung der gängigsten Behauptungen

Abscheulicher kann man sich einen Mord kaum vorstellen: Mit großer Brutalität sollen zwei afghanische Brüder ihre 34-jährige Schwester in Berlin getötet, anschließend die Leiche in einem Koffer durch halb Deutschland gefahren und in einem bayerischen Wald verscharrt haben. Der Grund: "gekränktes Ehrgefühl", weil das Leben ihrer Schwester nicht ihren Moralvorstellungen entsprochen habe.

So hat es die Berliner Staatsanwaltschaft vergangene Woche bekannt geben und damit eine bundesweite Debatte über sogenannte "Ehrenmorde" ausgelöst. An einem Ende des Debattenspektrums: rechte Stimmungsmacher, die Gewalt gegen Frauen zum alleinigen Importprodukt aus Nahost erklären.

Am anderen jene, für die "Ehrenmorde" lediglich einen Kampfbegriff ist, um Minderheiten zu stigmatisieren. Unrecht haben sie beide, wie der Blick auf gängige Thesen zeigt.

1. "Ehrenmorde" sind nicht bloß "Familiendramen "mit Migrationshintergrund

Ganz gleich wie man die Taten nun nennen mag: Das Phänomen "Ehrenmord" ist real - und für viele tausend Menschen weltweit nach wie vor tödlich. Der wesentliche Unterschied zu anderen "Beziehungstaten": Beim "Ehrenmord" steht nicht die individuelle Kränkung des Täters im Vordergrund.

Stattdessen dient die Tat der Wiederherstellung der "Ehre" einer ganzen Familie. So definiert es unter anderem das Bundeskriminalamt.

Auch die Planung und Ausführung der Tat erfolgt in der Regel im Kollektiv. Die Taten würden "häufig von mehreren Familienmitgliedern und der Mehrheit der betroffenen Gemeinschaft unterstützt und gefördert", schreibt Amnesty International zum Thema.

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