Tote bei Feuer im Flüchtlingslager Moria
In dem berüchtigten Flüchtlingslager auf Lesbos ist es am Sonntag zu einer Tragödie gekommen
Bislang wurde bestätigt, dass zwei Personen, eine Mutter und ihr Kind, verbrannten, während fünf weitere Personen verletzt wurden.
Gegen 17 Uhr Ortszeit waren zwei Feuer beim Lager ausgebrochen. Das eine ungefähr 400 m außerhalb des umzäunten Lagergeländes und das andere mitten im Lager in einem der Wohncontainer. Der Brand sprang von dem Container rasch auf weitere Wohncontainer über, so dass nach den bisherigen Angaben mindestens sieben davon beschädigt oder zerstört wurden. Direkt im Anschluss an den Brand kam es innerhalb des Lagers zu Ausschreitungen. Das Gerücht von Todesopfern machte die Runde unter den Insassen. Polizei und Feuerwehr rückten an. Die Polizei setzte Tränengas und Blendgranaten ein, während eine aufgebrachte Menge im Chaos sogar die Feuerwehrleute angriff. Es erwies sich als fatal, dass die Polizei aus Angst vor einer Massenflucht der Insassen sämtliche Fluchtwege aus dem Lager versperrte und diejenigen, die panisch flüchten wollten, mit Tränengas, Stockhieben und Blendgranaten traktierte.
Gegen 19 Uhr Ortszeit bestätigte Nikos Papaefstathiou, der Direktor des Nationalen Zentrums für Gesundheitsdienste (EKEPY) und Vorsitzender der Rettungsdienste (EKAV), die bislang bekannten Todesopfer. Er gab gegenüber der Presse an, dass eine der vollkommen verkohlten Leichen nicht mit einem Krankenwagen oder einem sonstigen staatlichen Fahrzeug, sondern mit einem privaten Kraftfahrzeug ins Krankenhaus der Inselhauptstadt Mytilene gebracht wurde. Am späten Abend wurde das Feuer unter Kontrolle gebracht.
Das Lager Moria, ein sogenannter Hotspot, gehört zu den schlimmsten Lagern in Griechenland und wird oft als "die Schande von Europa" bezeichnet. Es wurde für maximal 3000 Personen ausgelegt, beherbergt jedoch zwischen 12.000 und 13.000 Asylbewerber. Diese müssen gemäß des Pakts der Europäischen Union mit der Türkei bis zum Abschluss ihres Asylverfahrens im Lager verweilen.
Die sozialdemokratische KinAl kritisiert in einer ersten Stellungnahme Verzögerungen, welche zum Tod der Mutter und ihres Kindes geführt haben sollen. Die Vorsitzende Fofi Gennimata verlangte den Rücktritt der Verantwortlichen. Die kommunistische Partei prangert gleichzeitig die jetzige und die vorherige Regierung sowie die EU an:
"Die heutigen Ereignisse im Hotspot von Moria, die zum bedauernswerten Tod einer Mutter und eines Kleinkinds führten, sind eine tragische Konsequenz des Barbarismus, welchem die Flüchtlinge und Migranten in den modernen Folterkammern ausgesetzt sind. Sie beweisen, dass es nur eine Lösung gibt. Die doppelte Einschließung von Flüchtlingen und Migranten auf den Inseln muss ein Ende haben. Die Hotspots müssen auf den Inseln und dem Festland geschlossen werden. Die Menschen müssen in anständige Unterkünfte kommen, wo ihre Anträge bearbeitet werden sollen …. Sowohl die Regierung der Nea Dimokratia als auch die SYRIZA-Regierung sind dafür verantwortlich, dass sie das unmenschliche und gefährliche Abkommen zwischen der EU und der Türkei unterstützen, welches Flüchtlinge und Einwanderer auf den Inseln und im Land gefangen hält."
Die Ärzte ohne Grenzen twitterten: "Infolge des #Moria-Feuers kam es zu Zusammenstößen von Asylbewerbern und Polizisten. Die Teams von @MSF behandelten 21 Menschen. Europäische Staats- und Regierungschefs sind für die Wiederholung dieser tragischen Ereignisse verantwortlich. Die Politik der Beschränkung auf den griechischen Inseln muss gestoppt werden."
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