Trau, schau, wem!

"Christlicher" Geschäftsmann wird vom FBI unter die Lupe genommen

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Mark C. Thurman ist der Leiter des "moralischen" Internet-Portals Families On Line. Amerikanischen Familien wird hier für knapp 20 Dollar im Monat ein "sauberer" Zugang zum World Wide Web ermöglicht, der alle "Übel" wie Pornographie, Nacktheit, Gewalt oder böse Wörter herausfiltert.

Einige böse Wörter sind unter den Kunden des christlichen Moralisten mit Sicherheit gefallen, als FOL schon bezahlte Playstation2-Geräte nicht ausliefern konnte. Tausende Bestellungen für das Unterhaltungsgerät wurden über die FOL-Page eingesammelt und mit 299 Dollar im Voraus berechnet. Jetzt hat der sich als religiöser Überzeugungstäter verkaufende Thurman Ärger: Das FBI hat Ermittlungen gegen ihn aufgenommen.

Agenten des Federal Bureau of Inverstigation gaben unlängst bekannt, dass der PS2-Fall nur Teil einer größer angelegten Untersuchung der Internet-Aktivitäten des sauberen Herren sei. Die Ermittler betonten, dass noch kein Urteil gegen Thurman verhängt wurde, dass eidesstattliche Erklärungen von Betroffenen aber den Verdacht begründen würden, dass FOL benutzt werde, um Investoren Millionen von Dollars aus der Tasche zu leiern. Thurman und seine Partner hatten Firmenanteile im "Wert" von 5000 Dollar verkauft, den Investoren allerdings weisgemacht, dass diverse große Firmen hinter dem Unternehmen stehen würden - unter anderem eine der führenden christlichen TV-Anstalten der Vereinigten Staaten. Thurman präsentierte den Interessierten einen gefälschten Scheck über eine halbe Million Dollar vom Leiter des Senders und diverse, ebenso falsche, Unterstützerschreiben. Den Ermittlern zufolge hat Thurman Millionen auf das eigene Konto oder in Börsengeschäfte geleitet. Pikantes Detail am Rande: 5000 Dollar hat er für eine Bestellung von Sexspielzeugen ausgegeben.

Da wirkt der Betrug an Eltern auf der Suche nach einem Weihnachtsgeschenk für den Nachwuchs beinahe wie kleine Fische. Die zweite Playstation war so gefragt und schwer erhältlich, dass sich seit der Veröffentlichung des Gerätes ein regelrechter Schwarzmarkt dafür entwickelt hat. Tausende Kaufwillige sandten ihr Geld (der Schwarzmarktpreis erreichte Höhen bis zu 700 Dollar) an Internet-Firmen oder dubiose Postfach-Adressen, ohne jemals das erworbene Gerät zu erhalten. Thurman war also nicht der einzige, der auf diese Idee kam, dem FBI zufolge hat er den Schwindel aber wohl am erfolgreichsten betrieben: Über FOL gingen um die 9000 Bestellungen ein, die über die Kreditkarten der Kunden abgerechnet wurden.

Am 6. Dezember 2000 veröffentlichte Thurman einen Brief an die "lieben Playstation2-Kunden", in dem er seine Unschuld beteuert. Der schwarze Peter wird Sony zugeschoben, und das schon abgerechnete Geld hätte er auch nie erhalten, es sei bei den Kreditkarten-Instituten verblieben, und würde die nächsten Tage sowieso zurücküberwiesen. Richtig drollig wirkt seine Behauptung, er hätte bereits das Police Department von Fort Lauderdale "involviert".

Thurman hat nämlich ein eindrucksvolles Strafregister vorzuweisen. Er kann seit 1976 auf diverse Verurteilungen wegen Betrugs, Urkundenfälschung und Diebstahls zurückblicken, die Strafen wurden sämtlich zur Bewährung ausgesetzt. Neben diesen Aktivitäten hat er jede freie Minute genutzt, um moralisch-religiöse Firmen oder Vereinigungen zu gründen, die meist schon kurze Zeit nach der Gründung wieder Konkurs anmeldeten. FOL ist hier eher die Ausnahme.