Trinkwasser-Sabotagealarm bei Bundeswehr: Nur der Anfang?

 Sicherheitszaun mit Stacheldraht

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Kriegstüchtige Verteidigung und Bolzenschneider: Verdächtige Vorfälle an mehreren Standorten führen zur Debatte, wie verwundbar Bundeswehreinrichtungen sind.

Offensichtlich ist es ein Leichtes, Zäune durchzuschneiden, die Zugang zu einer kritischen Infrastruktur, nämlich der Wasserversorgung, ermöglichen. Das drängt sich als Fazit einer Reihe von Meldungen der vergangenen heißen Hundstage auf, die mit "Sabotageverdacht beim Trinkwasser" für Aufsehen sorgte – zumal dort Bundeswehreinrichtungen als mögliche Ziele angegeben waren.

Für die Stadt Mechernich gab es heute eine "Teil-Entwarnung": Die Analysen einer Feuerwehr-Spezialeinheit haben, wie die Ruhr-Nachrichten heute Morgen mitteilten, ergeben, "dass das Wasser nicht biologisch oder chemisch belastet sei".

Die Bürger dürften es wieder zum Duschen und Waschen nutzen, so ein Stadtsprecher. Vor dem Trinken sollte das Wasser vorerst vorsorglich noch abgekocht werden, sagte er.

Durchschnittener Zaun vor einem Trinkwasser-Hochbehälter

Die Situation in Mechernich war in den Fokus gerückt, nachdem am Donnerstagnachmittag ein durchschnittener Zaun vor einem Trinkwasser-Hochbehälter entdeckt worden war. Dies löste Befürchtungen hinsichtlich einer möglichen Sabotage aus, die jedoch durch die aktuellen Untersuchungen nicht bestätigt wurden.

Laut Stadtverwaltung waren von der ursprünglichen Wasserwarnung Teile der Stadt selbst betroffen, insgesamt rund 10.000 Einwohner – und die Bundeswehr. Sie betreibt dort in einer Untertageanlage ein Materialdepot.

Der dritte Trinkwasser-Alarm in zwei Tagen

Der Vorfall in Mechernich war der dritte Trinkwasser-Alarm in zwei Tagen. Neben der beschädigten Umzäunung des Hochbehälters in Mechernich wurde auch am Luftwaffenstützpunkt Köln-Wahn ein Verdacht auf Manipulationen an der kaserneninternen Trinkwasseranlage gemeldet.

Dort wurden am Mittwoch "abnorme Werte" bei der ständig laufenden Trinkwasserüberprüfung festgestellt und ein Loch in einem Zaun entdeckt. Die Kaserne war am Mittwoch kurzzeitig gesperrt und abgeriegelt worden.

Laut Spiegel-Bericht gingen am vergangenen Mittwoch Polizei, Feldjäger und der Militärische Abschirmdienst der Bundeswehr dem Verdacht einer Sabotageaktion gegen die Bundeswehr nach. "Offenbar wurde in die Kaserne eingebrochen" und "womöglich ist das Leitungswasser des Bundeswehrstandorts kontaminiert", hieß es beim Hamburger Nachrichtenmagazin.

"Polizei und Staatsschutz ermitteln nach einem Sicherheitsvorfall am Wasserwerk der Luftwaffenkaserne Köln-Wahn wegen des Verdachts auf eine gegen die Bundeswehr gerichtete Sabotageaktion", berichtet der Deutsche Bundeswehr Verband.

Große Nervosität

Da es zuvor auch "verdächtige Beobachtungen" am Rande des Nato-Flugplatzes Geilenkirchen – wo Aufklärungsflüge starten und landen – gegeben hatte, rückte der Sabotageverdacht in Köln-Wahn, das mehrere Kommandozentralen beherbergt, auf ein Level, dass sich auch Verteidigungsminister Boris Pistorius einschaltete.

Die Nervosität sei groß am Standort und "bald darauf in der ganzen Truppe", schrieb dazu der Spiegel am Mittwochabend, der Minister habe sich aus dem Urlaub heraus in Krisensitzungen eingeschaltet.

Wir haben an beiden Orten schnell reagiert, Zugänge gesperrt, Kontrollen verschärft, Ermittlungsbehörden eingeschaltet und Laboruntersuchungen veranlasst. Die Vorfälle zeigen, dass wir weiterhin wachsam bleiben müssen.

Boris Pistorius

In Geilenkirchen verflüchtigte sich der Alarm wie Wasser in der heißen Sonne. Ermittler vermuteten, dass ein Befugter über das Tor kletterte, weil er seine Zugangskarte vergessen hatte.

Die "mögliche Sabotage an Bundeswehr-Standorten" schaffte es auch in den sicherheitspolitischen Blog "Augen gerade aus!".

"Mit einfachsten Mitteln wie Bolzenschneidern aus dem Baumarkt"

Dort spricht ein Kommentar das Augenfällige aus: Mit "einfachsten Mitteln wie Bolzenschneidern aus dem Baumarkt" könnte in Internationale Flughäfen wie auch in viele Bundeswehrkasernen eingebrochen werden.

Eigentlich verwunderlich aus heutiger Sicht… durch einen handelsüblichen Zaun zu brechen ist erstaunlich einfach. Und auch das videoüberwachte Doppelzaunsystem des Frankfurter Flughafens bietet augenscheinlich kein wirkliches Hindernis… Mit weiteren "Vorfällen" wird wohl zu rechnen sein….

Kommentar, Augen geradeaus

Ein weiterer Kommentator präzisiert:

Wird Zeit, dass die Bw-Führung die Gefährdungsstufe für ihre Liegenschaften endlich der tatsächlichen Lage anpasst. Seit Jahren gilt lediglich die Gefährdungsstufe ALFA ungeachtet der erwartbaren Sabotageversuche "fremder Mächte".

Die "Bewachung" der Kasernen wird vielerorts zivilen "Einlasswächtern" (oft im Rentenalter!) überlassen ohne Möglichkeiten zur wirksamen Abwehr von Angriffen auf wichtige militärische Infrastruktur (z.B. das einzige Marineoperationszentrum in Glücksburg). Die Zäune sind oft nicht mal elektronisch gesichert und stoppen das Eindringen Unbefugter kaum, wie man jetzt (schmerzlich) erfährt.

Unsere heruntergewirtschafteten Streitkräfte sind offensichtlich nicht mal in der Lage (oder Willens?) ihre Infrastruktur im Heimatland vor Schaden zu schützen, von "Kriegstüchtigkeit" kann nicht mal ansatzweise die Rede sein.

Kommentar, Augen geradeaus

Die Absicherung würde "nicht ganz günstig" werden, heißt es von einem Sicherheitsexperten.