Trotz Exportkontrollen: Nvidia entwickelt neuen KI-Chip für China

Trotz möglicher neuer Sanktionen will der Chiphersteller Nvidia sein neuen KI-Prozessoren nach China bringen

(Bild: William Potter/Shutterstock.com)

Neue KI-Chips sollen ihren Weg nach China finden. USA könnten Exportbeschränkungen drastisch verschärfen. Weltweiter Einbruch der Chipaktien droht sich fortzusetzen.

Wie die Nachrichtenagentur Reuters berichtet, arbeitet der Chiphersteller Nvidia an einer neuen Variante seiner Flagschiff-KI-Chips vom Typ B200 "Blackwell" speziell für den chinesischen Markt, die mit den derzeitigen US-Exportkontrollen kompatibel wäre.

Neue Chips bis zu 30 Mal schneller für KI-Anwendungen

Der B200-Chip soll laut Herstellerangaben bestimmte Aufgaben, wie die Erstellung von Antworten durch Chatbots, bis zu 30 Mal schneller erledigen als die Vorgängergeneration.

Die für China gedachte Variante soll unter dem Namen B20 vermarktet werden. Nvidia arbeitet hierfür angeblich mit Inspur, einem seiner Distributoren in Festlandchina zusammen, der bisher jegliche Geschäftsbeziehung oder Zusammenarbeit bestritten hat.

Die Produktion des B20-Chips soll noch in diesem Jahr starten. Die Auslieferung ist für das zweite Quartal 2025 geplant. Der B20 ist so konzipiert, dass er nicht gegen US-Exportkontrollen verstößt. Dennoch ist unklar, ob Nvidia den Chip letztendlich auf den Markt bringen kann.

Halbleitermarkt auf dünnem Eis

Die USA könnten ihre Exportbeschränkungen verschärfen. Wie die Analysten von Jefferies gegenüber dem Fachmagazin Quartz.com spekulieren, könnte der bereits im Verkauf befindliche H20-Chip, ein weiteres Produkt von Nvidia, bei der jährlichen Überprüfung der Exportkontrollen im Oktober verboten werden.

Die USA könnten ihre Exportkontrollen zudem auf Chips ausdehnen, die an andere asiatische Länder verkauft werden. Dies würde die Situation für Nvidia weiter komplizieren.

Ein Bericht des Wall Street Journal hat zuletzt ein Untergrundnetzwerk aufgedeckt, das seit Oktober 2022 verbotene A100-Chips nach China schmuggelt, indem Mittelsmänner Forschungsinstitute in Südostasien nutzen, um die Chips zu erwerben und chinesische Studenten diese in ihr Heimatland bringen.

Im Oktober 2022 reagierte Nvidia auf das Exportverbot des US-Handelsministeriums für die Chipsätze A100 und H100 nach China mit der Einführung von drei KI-Chipsätzen, darunter der H20, der L20 und der L2. Der H20 ist eine "kastrierte Version" des H100. Er bietet nur etwa 15 Prozent der Leistung des H100, erfreut sich aber einer starken Nachfrage seitens großer chinesischer Technologieunternehmen wie Alibaba, Tencent, Baidu und ByteDance.

Finanzexperten schätzen, dass der Verkauf von H20-Chips in China in diesem Jahr eine Million Einheiten oder einen Wert von 12 Milliarden US-Dollar erreichen könnte. Die erste Charge des H20 ist bereits im Mai und Juni in China eingetroffen und wird derzeit von großen Technologieunternehmen getestet.

USA denken über drastischen Schritt nach

Die Volksrepublik stellt für den Hersteller einen wichtigen Absatzmarkt dar, der verloren zu gehen droht. So sank der Anteil Chinas am Umsatz von Nvidia im Zuge der US-Sanktionen von 26 Prozent zwei Jahre zuvor bis Ende Januar auf rund 17 Prozent.

Chinas Regierung hat die Verknüpfung von Handel und Technologiefragen mit Politik und Ideologie wiederholt kritisiert und vor den Folgen für den Handel und die gegenseitigen Investitionen zwischen China und den USA gewarnt.

Vergangene Woche ereignete sich ein weltweiter Einbruch der Halbleiteraktien, nachdem Bloomberg News über eine möglich neue Maßnahme der Biden-Administration namens "Foreign Direct Product Rule" berichtet hatte. Das Gesetz würde den USA ermöglichen, den Verkauf jeglicher Produkte verhindern, wenn diese mit einem gewissen Prozentsatz an US-Technologie hergestellt wurden.