Trotz US-Sanktionen: China holt bei KI-Chips mächtig auf
Nvidia dominiert den Markt für KI-Chip. Doch die Konkurrenz wächst – nicht nur in den USA, sondern auch in China. Trotz Handelsbarrieren holt das Reich der Mitte mächtig auf.
Apple konnte kürzlich mit der Einführung seines neuesten KI-Chips einen Erfolg verbuchen. Im Mai stellte der Konzern sein Modell M4 vor, das nur knapp sechs Monate nach dem Vorgängermodell auf den Markt kam. Mit eigenen KI-Chips will der Technologieriese nun auch im Bereich der künstlichen Intelligenz durchstarten.
Apple glänzt mit neuem KI-Chip und ChatGPT-Integration
Hatte schon die Vorstellung des KI-Chips M4 für einen Kurssprung von zwei Prozent gesorgt, so schoss die Aktie erst recht durch die Decke, als Apple-Chef Tim Cook am Dienstag auf der Worldwide Develepers Conference (WWDC) die KI-Strategie des Unternehmens vorstellte.
So soll der bekannte Chatbot ChatGPT in den Sprachassistenten Siri integriert werden. Außerdem sollen Nutzer personalisierte digitale Avatare und Fotos erstellen können.
Nvidia dominiert den Markt für KI-Prozessoren
Trotz dieser Fortschritte bleibt Apple hinter dem Branchenführer Nvidia zurück. Analysten schätzen den Marktanteil des Unternehmens bei KI-Prozessoren auf über 80 Prozent. Apple ist auch nur einer von vielen Konkurrenten, deren Zahl weiter wächst. Dazu gehören AMD, Intel, Google, Amazon Web Services, IBM und Start-ups wie SambaNova, Cerebrus und Groq.
Intel hat im April seinen KI-Beschleuniger Gaudi 3 vorgestellt, der nach Angaben des Unternehmens bis zu 50 Prozent mehr Leistung bietet als Nvidias H100-GPU, berichtet die Asia Times. Ferner will Intel gemeinsam mit SAP, RedHat, VMware und anderen eine offene Plattform für KI in Unternehmen schaffen.
Die von Intel, Qualcomm, Google Cloud, Arm und Samsung gegründete Unified Acceleration Foundation (UXL) entwickelt ein Open-Source-Ökosystem für KI-Beschleuniger als Alternative zu Nvidias proprietärer CUDA-Plattform. Auch chinesische Unternehmen wie Xiangdixian Computing Technology sind demnach an der UXL beteiligt.
Chinesische Tech-Giganten entwickeln eigene KI-Chips
Die größte Herausforderung für die Marktdominanz von Nvidia kommt jedoch aus China. Dort entwickeln Technologiekonzerne wie Alibaba, Baidu, Huawei und Tencent sowie spezialisierte Unternehmen wie Cambricon, Enflame und MetaX ihre eigenen KI-Chips.
Ihr Hauptproblem: Aufgrund der US-Sanktionen können sie ihre fortschrittlichsten Designs nicht bei TSMC oder anderen nicht-chinesischen Foundries produzieren lassen. Chinas größte Chipfabrik SMIC hat keinen Zugang zu den modernsten EUV-Lithografieanlagen und kann daher keine großen Mengen von Chips mit Strukturbreiten unter 7 Nanometern herstellen.
Lesen Sie auch
Intels Mega-Verlust: Wenn die Börse trotzdem applaudiert
Nächste Halbleitergeneration: China meldet Durchbruch in der Silizium-Photonik
Chipkrise bei Intel: Magdeburger Fabrikbau um zwei Jahre verschoben
Chinas Chipindustrie holt auf: SMEE meldet Patent für EUV-Technologie an
US-Sanktionen wirken sich merkbar auf Halbleitermarkt in China aus
US-Sanktionen behindern Chinas Chipindustrie
Doch die Sanktionen treffen beide Seiten: Die US-Regierung hat den Verkauf von Nvidias H100 und anderen neuesten KI-Prozessoren an chinesische Kunden verboten. Huaweis KI-Chip Ascend 910B konnte so Nvidia Marktanteile abnehmen.
Alibaba, Baidu und Tencent, die vor den Sanktionen Kunden von Nvidia waren, kaufen nun Chips von Huawei. Nvidia bezeichnete Huawei im Februar als einen seiner Hauptkonkurrenten. Ironischerweise haben die chinesischen Unternehmen Enflame und MetaX Berichten zufolge abgespeckte Versionen ihrer Chips entwickelt, die den US-Anforderungen entsprechen, um sie von TSMC produzieren zu lassen.
China ist bestrebt, ausländische Produktionsstätten optimal zu nutzen und die eigene Chipindustrie voranzubringen. So nutzen Huawei und SMIC eine spezielle Vierfachbelichtungstechnik, um 5- oder sogar 3-Nanometer-Chips ohne EUV-Lithografie herzustellen. Huawei hat zudem mit Da Vinci eine eigene KI-Computing-Plattform als Alternative zu CUDA entwickelt.
China holt bei KI-Chips und Sprachmodellen auf
Auch bei großen Sprachmodellen holt China auf: Chinas DeepSeek kommt laut Experten an Metas Llama 3 heran und kostet nur einen Bruchteil von OpenAIs GPT-4. Das TIGER-Labor der University of Waterloo stuft DeepSeek als das siebtbeste von zehn getesteten großen Sprachmodellen ein. Yi-Large von 01.AI aus Beijing liegt im "Chinese Ranking" knapp hinter OpenAIs GPT-4.
Bisher waren chinesische Sprachmodelle noch stark von Nvidia-Beschleunigern abhängig. Mit steigender Qualität der chinesischen Modelle nimmt aber auch der Einsatz einheimischer Chips und Supercomputer zu. Trotz Handelsbarrieren treibt China seine eigene KI-Industrie mit Nachdruck voran – und wird damit zu einer ernsthaften Konkurrenz für die Platzhirsche aus den USA.