Trump: "Der amerikanische Wein ist besser als der französische"
Im Wahlkampfmodus greift der Präsident nicht nur nationalistisch Macron an, sondern auch nicht zufällig einen schwarzen demokratischen Abgeordneten
Donald Trump gefällt nicht, dass Frankreich Steuern auf die amerikanischen IT-Konzerne und Monopolisten erheben will. In seiner immer wieder erfrischend-naiven, wenig staatsmännischen Art feuerte er einen Tweet ab, dass höchsten die USA die amerikanischen Konzerne besteuern dürfe, auch wenn sie ihre Profite im Ausland machen. Und wenn der französische Präsident sich gegen die amerikanischen Konzerne wendet, werde man bald eine "reziproke Aktion zu Macrons Dummheit" ankündigen: "Ich habe immer gesagt, dass der amerikanische Wein besser als der französische ist."
Das war wahrscheinlich selbst ein wenig foolish, da allseits bekannt ist, dass Trump trotz seiner mentalen Eskapaden keinen Alkohol trinkt, also auch gar nicht selbst wissen kann, welcher Wein besser ist. Er selbst sagte 2017: "And to this day, I've never had a drink. And I've had no longing for it. And I have no interest in it. And to this day I've never had a cigarette."
Steuern auf Facebook, Google und Co. mit Zöllen auf Wein zu beantworten und das als reziprok zu bezeichnen, setzt Daten mit Alkohol gleich. Auch ein interessanter Zusammenhang. Übrigens hadert der Bau-Mogul schon lange mit den amerikanischen IT-Konzernen, die ihm nicht konservativ genug sein, zumal Jeff Bezos von Amazon mit der Washington Post gerne gegen Trump schießt. Der diese deswegen auch zu den Fake News zählt.
Trumps Finanzminister Mnuchin hatte gerade Google von dem Verdacht entlastet, ein Sicherheitsrisiko wegen seiner Geschäftsbeziehungen in China zu sein. Trump warnt gleichwohl wie Eltern ein unartiges Kind, er hoffe, dass dies so sei: "Wenn es ein Problem gibt, werden wird es herausfinden." Auch mit Apple hadert Trump und erklärt, es werde keine Zollsenkungen für Teile geben, die in China hergestellt werden: "Macht sie in den USA, keine Zölle!"
Aus der Perspektive der Unterhaltung in sommerlicher Hitze hätte es erbaulich sein können, wenn Macron den Schlag Trumps pariert hätte. Zwar hat Macron einen Twitter-Account, aber nur 4 Millionen Follower gegenüber Trump 62 Millionen. Macron benutzt ihn auch recht mäßig und ganz traditionell, nicht als Stammtischmedium mit aufgekrempelten Ärmeln - und böse geifernd, auch ganz ohne Alkohol - oder weil ohne Alkohol?
Gerade hat Trump ein neues Opfer ausgewählt, wieder wie bei der Squad einen nicht-weißen Politiker, was nicht zufällig sein dürfte und natürlich im Wahlkampf wieder Vorurteile und Emotionen bei seinen Anhängern schüren soll. Jetzt ist der linksliberale demokratische Abgeordnete Elijah Cummings dran, der den 7. Kongresswahlbezirk Marylands, wozu ein großer Teil von Baltimore gehört, vertritt.
Gerade hat Trump einen Triumph vor dem Obersten Gericht erzielt, der erlaubt, dass Pentagon-Gelder für den Bau der Mauer verwendet werden dürfen. Dennoch schlägt er auf Cummings ein, der vor einigen Tagen heftig DHS-Chef Kevin McAleenan wegen der Bedingungen in den überfüllten Flüchtlingslagern an der Grenze angegriffen hatte. Er fragte ihn, ob es ein "Mitleidsdefizit" bei der Grenzpolizei gebe, die nach einem Bericht besser die Besitztümer als deren Kinder aufspüre: "Ich spreche über Menschen. Ich spreche nicht über Menschen, die aus Scheißlöchern kommen, wie der Präsident sagte. Das sind Menschen, die nur versuchen, ein besseres Leben zu führen."
Trump kam erst Tage später darauf. Cummings sei ein "brutaler Rüpel gewesen, der über die großen Männer & Frauen der Grenzpolizei über die Bedingungen an der Südgrenze schimpfte und kreischte, obgleich in Wirklichkeit sein Baltimore-Distrikt VIEL SCHLIMMER und gefährlicher ist. Sein Distrikt gilt als der schlechteste in den USA." An der Grenze sei alles in Ordnung, aber nicht in Baltimore. Rhetorisch fragt Trump, warum dahin so viel Geld fließt, wenn es doch der am schlechtesten verwaltete und gefährlichste Distrikt sei: "Kein Mensch will dort leben. Wo geht das ganze Geld hin? Wie viel wird gestohlen? Untersucht dieses Schlamassel sofort!"
Es ist genau diese bösartige Rüpelei, die Trump auszeichnet und für die er aufgrund des Unterhaltungswerts und des Schürens von Aggressionen von seinem Publikum beklatscht wird. Bislang hat die Opposition dagegen noch kein Mittel gefunden, die Medien auch nicht.
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