Trump begünstigt durch seine Politik ein Zusammenwachsen des eurasischen Raums

Die aggressive US-Politik eröffnet neue Kooperationen und die Ablösung von der Reservewährung des US-Dollars

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Donald Trumps aggressives Vorgehen mit der Aufrüstung, der Eröffnung des Handelskriegs, weiteren Sanktionen von Russland und dem Ausstieg aus dem Iran-Abkommen, um das Land im Verein mit der verbündeten Regionalmacht Saudi-Arabien zu isolieren und wirtschaftlich auszubluten, wird die USA nicht wieder groß machen. Es stärkt vielmehr die Bemühungen, von den USA unabhängiger zu werden und neue Koalitionen zu schmieden. Russland hat bereits amerikanische Staatsanleihen in größerem Ausmaß abgestoßen, China hat ebenfalls Anleihen in den letzten Jahren verkauft. Angesichts der Drohungen, iranische Banken durch Druck auf SWIFT über die Verhängung von Sanktionen ab dem 4. November von dem internationalen Transaktionsnetzwerk abzuhängen, gibt es bereits Überlegungen, in Russland und China ein alternatives System für einen sicheren Nachrichten- und Transaktionsverkehr zwischen Banken aufzubauen.

Selbst der deutsche Außenminister Heiko Maas drohte bereits, dass dann die EU, die das Atomabkommen weiter führen will, ein alternatives SWIFT aufbauen könne. In den USA wird Washington davor gewarnt, SWIFT mit Sanktionen zu erpressen, iranische Banken abzuhängen. Der Dollar als Leit- und Reservewährung würde dadurch geschwächt, was die amerikanische Schuldenmaschine ins Stottern bringen könnte. Das könnte dann die Stunde des Euro sein, der als zweite Reservewährung gilt, wenn auch noch mit größerem Abstand zum US-Dollar.

Überdies wird versucht, Handel nicht mehr mit dem US-Dollar zu treiben. Russland verfolgt bereits eine Strategie der Dedollarisierung. So wurde zwischen Russland, Iran und der Türkei verabredet, den zwischenstaatlichen Handel in den Handelswährungen abzuwickeln. Gerade haben erst Russland und Indien beschlossen, dass der indische Einkauf von 5 russischen S-400-Luftabwehrsystemen im Wert von 5,4 Milliarden US-Dollar, der sowieso schon ein Affront gegenüber den USA ist, in Rubel und Rupien abgewickelt wird. Möglicherweise wird die US-Regierung dann auch Indien mit Sanktionen nach dem letzten Jahr beschlossenen Countering America's Adversaries Through Sanctions Act (CAATSA) drohen, was aber die Machtstellung der USA weiter aushebeln könnte. In Indien denkt man darüber nach, den Handel mit China auf Rupien und Renminbi (RMB) umzustellen.

Mit der Eisenbahn wächst Eurasien zusammen

Aber es bahnen sich Entwicklungen auch auf anderer Ebene trotz aller politischen Differenzen an. Im August begannen Japan und Russland einen neuen Handelsweg für Waren mit der Transsibirischen Eisenbahn auszutesten, um den Frachttransport mit Flugzeugen oder Schiffen, die durch den Suez-Kanal fahren müssen, weitgehend durch den Zug zu ersetzen, was die Kosten und Zeit erheblich senken könnte. Ein Container mit Reis wurde vom japanischen Kobe mit dem Schiff zum russischen Hafen Vostochny gebracht, dem östlichsten Bahnhof der Transsibirischen Eisenbahnroute. Von dort ging es im Zug auf dem Land weg über 9000 km nach Moskau in 14 Tagen. Angeblich wurde auch bereits eine Transportzeit von sieben Tagen in einem anderen Test erreicht. Ein Transport mit dem Schiff von Japan über den Suezkanal bis Moskau würde hingegen 53-62 Tage dauern. Damit würden auch der Handel und die politischen Beziehungen mit Japan verstärkt und der Handel zwischen Japan und Europa über die Landverbindung kann davon profitieren.

Ende Oktober wurde bekannt, dass Japan und Russland auch Südkorea und China in den Transportkorridor mit der Transsibirischen Eisenbahn einbeziehen wollen. Vorgesehen sind Schiffsverbindungen zwischen der chinesischen Provinz Jilin mit dem russischen Wladiwostok, der südkoreanischen Hafenstadt Donghae und der japanischen Stadt Sakaiminato. Aus Südkorea wird berichtet, dass auch eine Route von Busan über Wladiwostok bis nach St. Petersburg angedacht wird. Die Kosten hier wären zwar höher als auf dem Seeweg durch den Suez-Kanal, aber die Transportzeit würde um die Hälfte verkürzt. Ein Großteil der Waren, die in die EU und Russland exportiert würden, seien wertschöpfende Waren wie Elektronik oder Autoteile, bei denen es auf die Zeit ankäme.

Indien, Iran und Russland wollen ebenfalls über einen schon länger diskutierten Transportkorridor für Güter mit Schiffen und Zügen verhandeln, der den Suez-Kanal vermeidet. Der über 7000 km lange Nordsüd-Transportkorridor soll den Indischen Ozean mit dem Persischen Golf via Iran mit Russland und Europa verbinden.

Das Ziel der Pläne ist klar. Russland will zum Transitland zwischen Asien und Europa werden, um dadurch ökonomisch und politisch an Bedeutung zu gewinnen. Die Eurasische Wirtschaftsunion (EEU), mit der Armenien, Kasachstan, Kirgisistan, Weißrussland und Russland 2015 einen Binnenmarkt mit Zollunion schufen, begünstigt die Pläne. Die Wirtschaftsunion ging mit Wirkung zum 1. Januar 2015 aus der Eurasischen Wirtschaftsgemeinschaft hervor.

Gleichzeitig würde damit der eurasische Wirtschaftsraum zusammenwachsen und eine Verbindung zum chinesischen Projekt der Seidenstraße hergestellt, was die USA weltwirtschaftlich an den Rand drängen könnte. Im Zuge dessen wurde bereits das chinesisch-europäische Eisenbahnnetzwerk in den letzten Jahren verdichtet, über das 35 chinesische Städte mit 34 europäischen verbunden sind (Die neue Seidenstraße von Chongqing nach Duisburg. Noch wird wenig über die Schiene transportiert und exportiert China 94 Prozent der Güter über den Seeweg, aber das dürfte sich bald ändern.