Trumps "Jüngstes Gericht": Kommt die autoritäre Theokratie in den USA?
Seite 2: Christlicher Nationalismus
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Viele der Trump-Anhänger, die am 6. Januar 2021 das Kapitol stürmten, trugen christliche Symbole, Kleidung und Schilder, die sich an Gott und Jesus wendeten.
Eine einflussreiche Denkfabrik im Umfeld Trumps verfolgt Pläne, um christlich-nationalistisches Gedankengut in die Regierungsarbeit einzubringen, falls Trump an die Macht zurückkehrt, wie Politico auf Grundlage von Dokumenten berichtet.
Während Republikaner einen Krieg gegen die Trennung von Staat und Kirche führen, Parteianhänger als Abgeordnete und Richter gegen Freiheiten wie künstliche Befruchtungen, gleichgeschlechtliche Ehen, die Benutzung von Verhütungsmitteln, uneheliche Geburten, die Beendigung der Schwangerschaft, Geschlechterwechsel, die freie Ausleihe von Büchern aus Bibliotheken oder das Recht auf Religionsfreiheit vorgehen, streben sie danach, ihre eigene Moralität allen anderen aufzudrücken.
Laut einer neuen Umfrage ist mehr als die Hälfte der Republikaner der Meinung, dass das Land eine streng christliche Nation sein sollte. Entweder halten sie an den Idealen des christlichen Nationalismus fest (21 Prozent) oder sympathisieren mit diesen Ansichten (33 Prozent).
Fast eine halbe Milliarde Dollar muss Trump zahlen
Die Erhebung zeigt auch, dass jeder zweite christliche Nationalist und fast vier von zehn Sympathisanten die Idee eines autoritären Führers unterstützen, der die christlichen Werte schützen kann. Rechtsextreme, republikanische Galionsfiguren wie die US-Parlamentsabgeordnete Marjorie Taylor Greene präsentieren sich zugleich mehr und mehr als "christliche Nationalisten".
Währenddessen häufen sich die juristischen Rückschläge für Trump. Vor Kurzem wurde der Ex-Präsident von einem Gericht dazu verurteilt, in Monatsfrist rund 450 Millionen Dollar an Bußgeldern und Strafen im Zuge eines Betrugsverfahrens, angeführt von der New Yorker Generalstaatsanwältin Letitia James, zu zahlen.
In seinem Urteil kritisierte Richter Engoron Trump und seine Söhne Donald und Eric mit den Worten: "Ihr völliger Mangel an Reue grenzt ans Pathologische".
Trump will Berufung gegen das Urteil einlegen. Es wird aber bezweifelt, dass das Erfolg haben wird. Der Journalist Russ Buettner, Pulitzer-Preis-Träger, dessen Enthüllungen für die New York Times zur Betrugsanklage führten, sagte, dass Trump über wenig Bargeld verfüge und die Zahlung für ihn ein heftiger Schlag sei.
Debatte um Biden-Rückzug
Zudem gibt es in den USA eine Debatte über die Schwäche von Joe Biden und einem möglichen Rückzug von einer erneuten Präsidentschaftskandidatur. Nach neuen Umfragen sanken Bidens Zustimmungswerte als agierender Präsident auf 38 Prozent. Das geht vor allem zurück auf die Art, wie er auf den Gaza-Krieg, die Situation in der Ukraine und die Immigration reagiere.
In Umfragen schwächelt Biden zudem gegenüber seinem Herausforderer Trump, der im Durchschnitt der Befragungen mit 46 Prozent gegenüber 44 Prozent führt.
Sicherlich sind es noch Monate bis zur Wahl im November, es kann noch viel passieren. Aber es sieht im Moment nicht gut für Biden aus.
Spiel mit dem Feuer
Führende Vertreter muslimischer Gemeinden aus einer Reihe von entscheidenden Swing States wie Montana, Arizona, Florida und Georgia haben angekündigt, ihm die Unterstützung zu entziehen, weil er sich weigere, einen Waffenstillstand im Gazastreifen zu unterstützen. Zugleich entfremdet er damit auch, wie Untersuchungen zeigen, junge Wählerschichten von sich.
Ob ein Wahlkampf wie vor vier Jahren, bei dem sich Biden als demokratisches Bollwerk gegen einen autoritären, klassische Bürgerrechte und Freiheiten aushebelnden Trump knapp durchsetzen konnte, diesmal ausreicht, ist fraglich und ein gefährliches Spiel mit dem Feuer.
In den nächsten Monaten wird sich zeigen, ob Trumps "Jüngstes Gericht" Realität wird, mit allen Folgen, die das nicht nur für die Vereinigten Staaten, sondern auch für Welt hat.