Trumps Ökonomen

Während Lawrence Kudlow und Stephen Moore für eine traditionelle republikanische Wirtschaftspolitik stehen, propagiert Peter Navarro Neo-Merkantilismus

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Kandidaten sagen während Wahlkämpfen viel und nicht immer die Wahrheit. Wer einschätzen will, welche Politik sie nach einer Wahl machen könnten, ist deshalb oftmals besser bedient, wenn er sich ihre Berater ansieht, die bei Äußerungen häufiger weniger Rücksichten nehmen und ehrlicher sind. Bei Hillary Clinton lässt sich so zum Beispiel eine Tendenz zu einem militärisch herbeigeführten Regimewechsel in Syrien erkennen (vgl. Hillary Clintons Außenpolitik als Präsidentin).

Auch ihr republikanischer Konkurrent Donald Trump hat Berater. Für die Außenpolitik sind das unter anderem der Politikprofessor und Terrorismusexperte Walid Phares (ein christlicher Maronit aus dem Libanon), der ehemaligen Pentagon-Generalinspekteur und Scharia-Kritiker Joseph Schmitz und der Irakkriegsveteran General Keith Kellogg - über sie hat Telepolis bereits im März berichtet (vgl. Trumps außenpolitische Pläne).

Ein Ex-Kokainist und Paul Krugmans Erzfeind

In Sachen Wirtschaft lässt sich der Milliardär unter anderem von Lawrence Kudlow, Stephen Moore und Peter Navarro beraten. Kudlow entwickelte sich in den 1970er Jahren von einem Vietnamkriegsgegner und Unterstützer der Demokraten zu einem der entschiedensten Verfechter einer angebotsorientierten Wirtschaftspolitik, die davon ausgeht, dass Steuersenkungen zu Wirtschaftswachstum und schließlich zu höheren Steuereinnahmen führen. Von diesem Glauben ließ er auch dann nicht ab, als er Mitte der 1990er seinen Kokainkonsum aufgab, der ihn nach eigenen Angaben etwa 10.000 Dollar monatlich kostete. Anfang der Nuller Jahre befürwortete er den Irakkrieg mit der Begründung, ein Zögern in der Bekämpfung des Terrorismus schade den Aktienmärkten.

Stephen Moore arbeitete zehn Jahre lang für das libertäre Cato Institut und war Forschungsdirektor in Ronald Reagans Privatisierungskommission. Er gilt als Erzfeind von Paul Krugman, mit dem er sich in Publikumszeitschriften und Zeitungen öffentliche Auseinandersetzungen lieferte.

"Reagan-Trump-Demokrat"

Der Wirtschaftsberater mit dem größten Einfluss auf Trump und ein heißer Anwärter auf einen Kabinettsposten ist nach Meinung des Bloomberg-Kolumnisten Tyler Cowen Navarro. Der Harvard-Absolvent und Professor an der University of California in Irvine trat er in den 1990er Jahren bei Kommunal- und Kongresswahlen in San Diego nicht als Republikaner, sondern als Demokrat an. Jetzt beschreibt er sich als "Reagan-Trump-Demokrat, der von seiner Partei in Sachen Wirtschafts-, Handels- und Außenpolitik vor langer Zeit aufgegeben wurde".

Einer größeren Öffentlichkeit bekannt wurde Navarro durch seine Dokumentation Death by China, die es auf YouTube und Netflix gibt. Nach eigenen Angaben arbeitet er mit dem Trump-Team eng in den Bereichen Handels- und Asienpolitik zusammen. In seinen wissenschaftlichen Veröffentlichungen deckte er allerdings auch viele andere Bereiche ab - darunter eLearning, die volkswirtschaftlichen Kosten von Terrorismus, Mülltrennung und wie Regenwetter in Brasilien und Investitionen und Starbucks zusammenhängen.

Dokumentation "Death by China"

Erst in den letzten Jahren konzentrierte er sich auf China, über das er drei Bücher veröffentlichte. Darin (und in seiner von Trump überschwänglich gelobten Dokumentation) wird deutlich, dass sich seine Haltung von den Freihandelsheilsvorstellungen traditioneller angebotsorientierter Ökonomen deutlich unterscheidet und dass Navarro eine Art Neo-Merkantilismus propagiert. Die Vorstellung, Freihandel bringe für alle Vorteile, wurde seiner Ansicht nach von der Realität als naiv widerlegt - und Bill Clinton hat die USA an die Chinesen verkauft.

Auf den Merkantilismus, den China seiner Wahrnehmung nach betreibt, müssen die USA Navarros Ansicht nach mit einem eigenen Merkantilismus antworten: Nicht nur mit einem strengen Immaterialgüterrecht, sondern auch mit Zöllen. Nur so könnten in den USA wieder Arbeitsplätze im Produktionsbereich entstehen.

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