Trumps Wirtschaftspolitik: Rezepte für ein Desaster

Seite 2: Trumps Wirtschaftsteam: "Ein Haufen Kumpels"

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Morici weist auch darauf hin, dass es Trump nicht gelungen ist, namhafte Wirtschaftsfachleute mit Erfahrung in der Politik für sich einzuspannen. Nach seiner Ansicht besteht sein vorgestelltes Team aus einem "Haufen Kumpels". Schaut man sich seine Beraterliste an, wird auch klar, woher seine Vorstellungen kommen. Es sind 13 weiße und alte Männer, die fast alle "ultra-reich" wie Trump sind.

Deren Durchschnittseinkommen läge bei mindestens "mehreren hundert Millionen", berichtet die Washington Post. Es sind vor allem Hedgefonds-Manager und Männer aus dem Immobiliengeschäft, mit denen er seit Jahren zusammenarbeitet. Dabei hatte Trump bisher populistisch genau gegen diese Gruppe geschossen. Die "Hedgefonds-Typen" hätten das Land nicht aufgebaut, sondern schöben nur "Papier hin und her, und dann haben sie Glück", erklärte er zuvor.

Was die Beurteilung seiner Berater angeht, stimmt auch der liberale Wirtschaftsprofessor der Universität von Michigan, Justin Wolfers, in den Kritikerchor ein. Es sei das "am wenigsten ehrenwerte, am wenigsten qualifizierte Wirtschaftsteam aller Kandidaten, das ich zu Lebzeiten gesehen habe". Justin Wolfers ätzt über Twitter weiter und reibt Trump deshalb auch frühere Aussagen unter die Nase. Denn dieser hatte als "glaubwürdigste Strategie'" versprochen, "mit den besten Leuten zu arbeiten". Real habe er nach allen Maßstäben versagt, bilanziert Wolfers. Es sei erschreckend, wie viele "echte Ökonomen" Trump zurückgewiesen haben müssten, damit nun diese Gang übrigblieb.

Der einzige promovierte Ökonom auf Trumps Liste ist Peter Navarro, der derzeit an der University of California lehrt. Von ihm stammt zum Beispiel die Idee, Waren aus China mit einem Einfuhrzoll von 45% zu belegen. In drei von seinen Büchern beklagt Navarro die Rolle des Reichs der Mitte, die immer stärker wird.

Von Leuten wie ihm werden auch die Vorstellungen gespeist, dass man auch Strafzölle in Höhe von 35% gegenüber Mexiko erheben sollte. Und deshalb glaubt Trump auch, mit einer Abschottung, die er "Amerikanisierung statt Globalisierung" nennt, könne die US-Industrie eine neue Renaissance erleben. Nach seinen Vorstellungen würden Millionen Stellen, die ausgelagert worden sind, auf diesem Weg wieder in die USA zurückkehren.

Wende in der Energiepolitik und protektionistische Maßnahmen

Dazu gehört auch eine rückwärtsgewandte Energiepolitik. Da es für ihn keine Klimaveränderungen gibt, kündigte er eine "Wende" zurück zu den "alten" Energien an. Dabei hat er neben Öl und Gas vor allem auch die Kohle im Blick. Trump warf der Regierung Obamas vor, "einen Krieg gegen die Kohle" zu führen. Allein in Michigan, wo er in Detroit seine Rede hielt, könnten darüber 50.000 neue Arbeitsplätze zurückgewonnen werden, wenn Regulierungen auch in der Energiepolitik aufgehoben würden. Die hätten in Obamas Amtszeit den Strompreis massiv in die Höhe getrieben und seine Umweltauflagen für Konzerne hätten tausende Jobs vernichtet.

Um Jobs für Amerikaner zu schaffen, will er bis zu elf Millionen Menschen aus dem Land werfen, die, als illegale Einwanderer geduldet, im Land leben. Ob US-Amerikaner tatsächlich deren extrem schlecht bezahlte Jobs machen wollen, ist aber nur eine Frage. Die andere Frage ist, wie es sich auf die Wirtschaft auswirken würde, wenn 3,5% der Konsumenten aus dem Land gejagt würden. Der Binnenkonsum, auf den Trump ja setzt, würde enorm darunter leiden. Sollte es zu den geplanten massiven Handelsbeschränkungen und Zöllen kommen, dürften auch China, Mexiko und andere Betroffene entsprechend reagieren und ausgewachsene Handelskriege drohen.

Aus den internationalen Investitionen, die eine massive Senkung der Körperschaftssteuer ja sicher zum Ziel hat, wird dann eher nichts. Ein großer Widerspruch ist auch, dass diese massive Steuersenkung ganz offensichtlich darauf abzielt, die Wettbewerbsfähigkeit der US-Industrie auf dem Weltmarkt zu steigern.

Doch genau das wird wieder durch die protektionistischen Maßnahmen konterkariert, gegen die sich die Betroffenen zur Wehr setzen werden. Mit derlei Rezepten für ein Desaster, dürfte ein Rückfall der US-Wirtschaft in die Rezession wohl kaum vermeidbar sein, wie auch seine Gegnerin Clinton meint, der man in diesem Fall Recht geben darf.

Wurde gerne von einem "Schock" gesprochen, den ein Brexit auslösen (vgl. Brexit: War da was?) könnte, darf angenommen werden, dass die ungleich größere US-Wirtschaft bei der Umsetzung dieser Pläne tatsächlich für einen weltweiten Schock sorgen könnte.