UKIP im Westminster-Parlament

Bei der Nachwahl in Clacton siegt der Kandidat der eurokritischen Partei mit deutlichem Vorsprung

Der folgende Beitrag ist vor 2021 erschienen. Unsere Redaktion hat seither ein neues Leitbild und redaktionelle Standards. Weitere Informationen finden Sie hier.

Die eurokritische United Kingdom Independence Party (UKIP) wurde bei den Europawahlen im Mai zwar stärkste Partei in Großbritannien, konnte aber bis gestern keinen Sitz im Westminster-Parlament gewinnen. Das hat sich nun geändert: Ihr am 28. August von den Tories übergelaufener Kandidat Douglas Carswell gewann seinen Wahlkreis Clacton in Essex mit 59,75 Prozent der Stimmen. Als Tory hatte er 2010 lediglich 53 Prozent erreicht.

Der neue Tory-Kandidat Giles Watling kam gestern lediglich auf 24, 6 Prozent; der Labour-Politiker Tim Young schaffte es mit 11,2 Prozent nur auf den dritten Platz. Andy Graham, der Kandidat der in Großbritannien mitregierenden Liberaldemokraten schnitt mit 1,37 Prozent Stimmenanteil sogar noch schlechter ab als der Grüne Chris Southall, der 1,95 Prozent der Wahlberechtigten für sich begeistern konnte. Dahinter finden sich nur noch Howling Laud Hope von der Official Monster Raving Loony Party und die unabhängigen Kandidaten Bruce Francis Sizer und Charlotte Rose.

Douglas Carswell

In einer weiteren Nachwahl, die gestern in Heywood and Middleton stattfand, gewann die Labour-Kandidatin Liz McInnes mit 41 Prozent nur relativ knapp vor dem UKIP-Mann John Bickley, der es in dem Wahlkreis im Großraum Manchester auf 39 Prozent brachte. Hier war die Nachwahl notwendig geworden, weil der alte Labour-Mandatsinhaber Jim Dobbin, der 2010 mit einem zehn Mal so hohen Vorsprung gewonnen hatte, im September verstorben war.

Der Tory Iain Gartside landete hier mit nur 12 Prozent abgeschlagen auf dem dritten Platz; der Liberaldemokrat Anthony Smith kam auf fünf und Abi Jackson von den Grünen auf drei Prozent. 18 Prozent der Wähler, die 2010 für Labour gestimmt hatten, stimmten in dem vorher als sichere Basis der 114 Jahre alten Arbeiterpartei geltenden Heywood and Middleton gestern für UKIP.

Dort waren die Euroskeptiker auch deshalb für ehemalige Labour-Wähler interessant geworden, weil ihr Vorsitzender Nigel Farage den Slogan ausgegeben hatte, dass es in seiner Partei nicht um "rechte" oder "linke" Positionen geht, sondern um richtige und falsche. Und richtig wäre es seiner Ansicht nach, die Einkommenssteuer für britische Geringverdiener zu senken, dafür zu sorgen, dass sich reiche Araber die Mehrwertsteuer nach einer Shopping-Tour in London nicht mehr zurückerstatten lassen können, und den wirtschaftlich schädlichen Konfrontationskurs mit Russland zu beenden.

Der Wahlforscher John Curtice von der Strathclyde University sagte der BBC nach dem Bekanntwerden der beiden Ergebnisse, man müsse nun "akzeptieren", dass die allgemeine Parlamentswahl im Mai nächsten Jahres "nicht nur eine Schlacht zwischen drei, sondern mindestens zwischen vier Parteien sein wird".

Um ein weiteres Mandat zu erringen, muss UKIP aber möglicherweise nicht bis zum Mai warten: Im nächsten Monat findet im Wahlkreis Rochester and Strood in Kent eine dritte Nachwahl statt, die angesetzt wurde, nachdem der dortige Mandatsinhaber Mark Reckless Ende September seinen Wechsel von den Tories zu UKIP erklärte.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

Mit Ihrer Zustimmmung wird hier eine externe Buchempfehlung (Amazon Affiliates) geladen.

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen (Amazon Affiliates) übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.