UKIP könnte im Mai auf 128 Sitze kommen

Starker Zuwachs um Süden Englands

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Obwohl die United Kingdom Independence Party (UKIP) bei den Europawahlen in Großbritannien mit 27,5 Prozent stärkste Partei wurde, sind die Europakritiker im Westminster-Parlament nur mit einem einzigen Abgeordneten vertreten - und das erst seit einer Nachwahl vom letzten Donnerstag. Einer neuen Umfrage zufolge könnten sie bald 128 Mal so viele Sitze haben.

Der von der Zeitung Mail on Sunday in Auftrag gegebenen Erhebung des Survation-Instituts nach käme die Partei bei regulären Parlamentswahlen auf einen Stimmenanteil von 25 Prozent - 2010 lag er nur bei drei Prozent.

Durch das britische First-Past-The-Post-Mehrheitswahlrecht könnte UKIP aber auch mit 25 Prozent Stimmenanteil leer oder fast leer ausgehen, wenn sich die Stimmen ohne Schwerpunkte über das Land verteilen, weil Labour und die Tories bei jeweils 31 Prozent gemessen werden.

Dem Politikwissenschaftler John Curtice von der Strathclyde University zufolge wuchs der UKIP-Stimmenanteil im Süden Englands mit 34 Prozent aber deutlich stärker als in anderen Gegenden, weshalb die Partei mit 128 Sitze rechnen kann. Wahlsieger würde dieser Rechnung nach die Labour Party mit 253 Abgeordnete. Die Tories kämen auf 187. Solch ein Ergebnis wäre die größte Umwälzung des britischen Parteiensystems seit dem Aufstieg der Labour Party vor etwa hundert Jahren. Vorher hatten sich die Tories und die Liberalen die Macht geteilt.

Die direkte Nachfolgepartei der Liberals, die EU-euphorischen Liberaldemokraten, stellen derzeit zusammen mit den Tories die Regierung und kommen in der Umfrage lediglich auf acht Prozent. 2010 landeten sie noch bei 23 Prozent. Weil es immer noch einige Wahlkreise gibt, in denen sie traditionell sehr stark sind, würden die acht Prozent für 11 Sitze reichen. Mit diesen 11 (statt 57) Sitzen könnten die Liberaldemokraten allerdings nicht noch einmal den "Königsmacher" spielen.

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Hält die Stimmung in Großbritannien die nächsten sieben Monate an, dann könnte diese Rolle UKIP zufallen. Für eine Koalition würde die Partei wahrscheinlich Zugeständnisse wie ein Vorziehen der für 2017 geplanten Volksabstimmung über einen EU-Austritt oder die stärkere Kontrolle der Zuwanderung aus Osteuropa verlangen. Wollen die Tories und Labour solche Zugeständnisse nicht machen, dann müssen sie eventuell eine große Koalition bilden, wie während des Zweiten Weltkriegs.

Vielleicht reicht es aber auch für eine absolute Mandatsmehrheit, wenn der Wahlsieger neben den Liberaldemokraten eine oder mehrere der Regionalparteien aus Schottland, Wales und Nordirland in eine Koalition einbindet. Die kommen in Cortices Rechnung zusammen auf 69 Mandate, was (für Labour) eine theoretische Koalitionsmehrheit von acht Sitzen ergäbe. Allerdings ist extrem unwahrscheinlich, dass sich die extremkatholische nordirische Sinn Féin (bislang 5 Sitze) mit der extremprotestantischen nordirischen Democratic Unionist Party (bislang 8 Sitze) auf eine Zusammenarbeit einigt.

Nach der von ihnen bevorzugten Koalition gefragt, sprechen sich 26 Prozent der Briten für eine Zusammenarbeit der Tories und UKIP aus. 23 Prozent würden eine erneute Zusammenarbeit der Tories und der Liberaldemokraten bevorzugen - wenn es für diese Option reicht. 20 Prozent hoffen, dass die Labour Party mit den Liberaldemokraten eine Mehrheit zustande bringt. Und 14 Prozent möchten, dass die 114 Jahre alte Arbeiterpartei über ihren Schatten springt und mit den EU-Kritikern koaliert.

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