US-Army verbietet die Verwendung von DJI-Drohnen und allen anderen DJI-Produkten
Wahrscheinlich besteht nach der Ankündigung der chinesischen Firma, die Reichweite nichtregistrierter Drohnen zu beschränken, Sorge vor spionierenden Drohnen als Trojanischen Pferden
Spätestens seit Anfang 2015 eine Drohne des chinesischen Herstellers DJI unerkannt im Garten des Weißen Hauses abgestürzt ist, geht die Angst vor den Möglichkeiten, was sich auch mit kleinen Drohnen anstellen lassen könnte, die es zu Hunderttausenden in den USA und zu Millionen weltweit bereits gibt. Die Ängste wurden bestätigt, nachdem der Islamische Staat Hobbydrohnen so umrüsten konnte, um von ihnen gezielt Granaten abzuwerfen oder sie mit einer Sprengbombe in ein Ziel zu stürzen. Sie kauften Bausätze für Drohnen und brachten sie nach Syrien oder in den Irak.
Ohne eine wirksame Abwehr nutzen Geofencing-Vorkehrungen oder Drohnenflugverbotszonen allerdings wenig (Washington ist zu einer großen Drohnenflugverbotszone geworden). Auf dem Markt findet schon längst ein Wettrüsten zwischen den Herstellern von Drohnen und denen von Drohnenabwehrtechniken statt. In Kriegsgebieten lassen sich Drohnen einfach abschießen, aber über dicht besiedelten Gebieten könnten diese nicht nur Menschen beim Absturz gefährden, wenn sie beladen wären mit Sprengstoff, chemischen oder biologischen Kampfstoffen wäre das Risiko groß. Während die einen daran arbeiten, Drohnen zu jammen oder im Flug übernehmen zu können, arbeiten die anderen daran, sie jam- und hackfest zu machen.
Jetzt scheint noch eine weitere Sorge angesichts der wachsenden Spannungen zwischen den USA und China sowie Russland hinzuzukommen. Wie bekannt wurde, hat die US Army in einem Memo vom 2. August allen Mitarbeiten befohlen, keine Drohnen des chinesischen Drohnenherstellers DJI mehr zu nutzen. Das Unternehmen stellt vor allem Multicopter-Drohnen mit Kameras für den privaten und professionellen Einsatz her, am bekanntesten und am verbreitesten sind wohl die Phantom-Quadrocopter. Hingewiesen wird auf die wachsende Wahrnehmung von "Cyberrisiken". Defense One wurde das Memo zugespielt, es sei von zwei Mitarbeitern der Army bestätigt worden.
Die Anordnung von Generalleutnant Joseph Anderson ist recht weitreichend. Es ist nicht nur die Nutzung zu beenden, es müssen alle DJI-Programme deinstalliert, Batterien und Speichermedien entfernt und das Gerät sichergestellt werden, bevor weitere Richtlinien kommen. Nach dem Memo werden unter den auf dem Markt frei käuflichen Drohnen die DIJ-Drohnen bei der Army am meisten gebraucht. DJI ist der weltgrößte zivile Drohnenhersteller und hat einen Anteil von 50 Prozent am Markt. Die Army wird nicht nur empfindlich treffen, nun alle Drohnen mit allen anderen Produkten von DJI nicht mehr verwenden zu dürfen, sondern auch "jedes System, das elektrischen Komponenten, einschließlich Software, von DJI verwendet", sicher zu lagern. Dazu gehören, wie es im Memo heißt, Flugcomputer, Kameras, Radios, Batterien, Geschwindigkeitssteuerung, GPS-Empfänger, Fersteuerungen und alle Geräte mit DJI-Software.
Um welche Sicherheitsrisiken es geht, wird nicht verraten. 2016 wurde bekannt, dass die Firma Daten, die mit ihren Geräten und Programmen in China und in Hongkong gesammelt werden, auf Anfrage der chinesischen Regierung übergibt. Angeblich könne DJI aber nicht auf die Videos und Daten zugreifen, die von den Drohnen in anderen Ländern produziert werden, sondern nur auf die Fotos und Videos, die von den Benutzern auf das DJI-Netzwerke SkyPixel hochgeladen werden. Wenn es legitime Anforderungen von Regierungen auf Daten gebe, werde man diese übergeben.
Ob die Army Informationen besitzt, dass Daten doch heimlich übertragen werden oder dass Geräte bzw. Sicherheitslücken haben, die sich ausnutzen lassen, ist nicht bekannt. Gäbe es einen Zugriff, wäre dies für chinesische Geheimdienste und Militärs natürlich hochinteressant - nicht nur in den USA, sondern auch über US-Einsätze wie in Syrien oder im Irak. Möglicherweise hat die Army beunruhigt, dass Hacker die GPS-Programme manipulieren und so die "geofences" ausschalten könnten, die Drohnen daran hindern sollen, in Flugverbotszonen zu fliegen. Das sollte freilich nicht die Drohnen in militärischer Verwendung betreffen.
Defenso One vermutet, dass die Army vielleicht deswegen hellhörig geworden sein könnte, weil DJI seit Mai die Käufer auffordert, die Drohnen bei der Firma zu registrieren. Und es wird großer Druck ausgeübt, dass dies erfolgt. Nichtregistrierte Drohnen könnten nur bis zu einer Höhe von 30 m und einer Entfernung bis zu 50 m fliegen, Live-Video ist nicht möglich. Das soll angeblich das Geofencing-System unterstützen.
Kurz nach dieser Ankündigung von DJI seien zwei Berichte geschrieben worden, auf die das Army-Memo verweist. Klar aber ist, dass dann, wenn DJI Reichweite oder Live-Streaming der Drohnen verändern kann, dass die Firma offenbar aus der Ferne auf die Daten und die Geräte zugreifen kann. Und das würde die Drohnen zu Spionen machen, die massenhaft über die ganze Welt verbreitet sind und von Menschen verwendet werden, die gar nicht wissen, dass sie als Agenten Chinas agieren.