US-Handelsdefizit auf Rekordhöhe
Ausgerechnet mit China stieg das Handelsdefizit 2018 auf einen Höchststand, gewachsen ist es auch gegenüber Mexiko und der EU
Nur mit Handelsschranken und Aufkündigung von Freihandelsverträgen wird Amerikas Wirtschaft nicht wieder groß. Groß geworden ist ausgerechnet das Handelsdefizit der USA. Trump konnte also just eines seiner wichtigsten Ziele nicht erreichen. Während über die Grenze eine Rekordzuwanderung von illegalen Einwanderern in die USA gelangt, vermutlich weil Trump weiter das ebenfalls noch unerfüllte Wahlversprechen einer durchgehenden Mauer an der Grenze zu Mexiko umsetzen will, erreichte auch das Handelsdefizit 2018 eine Rekordhöhe.
Die Importe stiegen weiter an, weil die US-Wirtschaft wuchs und die Arbeitslosigkeit abnahm, aber manche Exportprodukte brachen wegen der Gegenmaßnahmen zu den von Trump verhängten Zöllen ein. Um staatliche 10 Prozent kletterte nach Daten des Wirtschaftsministeriums das Handelsdefizit für Waren 2018 auf 891 Milliarden US-Dollar an - und ausgerechnet gegenüber China und Mexiko, mit dem Trump ein neues Handelsabkommen nach der Aufkündigung von Nafta abschloss und verkündete, dass dieses Milliarden an Mehreinnahmen für die USA mit sich brächte, weswegen indirekt Mexiko doch für die Mauer zahlen würde.
Bezieht man Dienstleistungen mit ein, dann wird das Handelsdefizit mit 621 Milliarden - so hoch wie seit dem Krisenjahr 2008 nicht mehr - in absoluten Zahlen zwar kleiner, wuchs aber mit 12 Prozent noch stärker an. Zwar wuchsen auch die Exporte, aber nur um 6,3 Prozente, die Importe hingegen um 7,5 Prozent. Auch aus China wurden mehr Fernsehgeräte, Autoteile, Computerspiele, Smartphones oder Möbel gekauft, während die Importe von Sojabohnen oder Weizen aus den USA deutlich zurückgingen. Im Dezember stieg das Handelsdefizit von 50 Milliarden auf fast 60 Milliarden. Inflationsbereinigt, schreibt die Nachrichtenagentur AP, wäre dies das höchste Defizit in der amerikanischen Geschichte.
Das Handelsdefizit mit China stieg 2018 auf 419 Milliarden US-Dollar, so hoch wie noch nie. Auch mit der EU gab es mit fast 170 Milliarden und mit Mexiko mit 81,5 Milliarden Rekordhöhen.
Zumindest auf die Schnelle haben die von Trump eingeführten Zölle auf Güter von anderen Ländern, vor allem von China, das Handelsdefizit nicht reduzieren und nicht einmal bremsen können. Man kann nicht nur an einem Rädchen drehen, dazu sind die ökonomischen und makroökonomischen Zusammenhänge zu komplex. Das könnte Trump, der neu in der Politik ist und bislang nur Deals auf beschränkter Ebene ausgeführt hat, verkannt haben. Der Ökonom Kenneth Rogoff von der Harvard University sagt: "Politik, die bei Zöllen mit Gewinnspannen herumspielt, wird immer von makroökonomischen Faktoren überschwemmt werden. Was jetzt passiert ist, hat jeder vorhergesehen."
Trump hat mit seiner Politik, vor allem mit der Steigerung des Rüstungsetats und seiner Steuerreform, auch die Staatsschulden auf Rekordhöhe geführt. Zwar ist das BIP 2018 um 2,9 Prozent gestiegen, wurden 2,6 Millionen Jobs neu geschaffen und wurden auch die Löhne höher, weswegen die Menschen mehr Geld ausgaben - aber nicht unbedingt für Produkte aus den USA. Ähnlich wie der Staat verschulden sich aber auch die Haushalte. Auch deren Verschuldung ist mit mehr als 4 Billionen US-Dollar auf Rekordhöhe.
Donald Trump hofft, bei einem weiteren Treffen mit dem chinesischen Präsidenten Xi Jingping den Handelsstreit beilegen zu können (Einigung im amerikanisch-chinesischen Handelsstreit?). Der Druck der Farmer, die am meisten darunter leiden und die ein Teil seiner Wähler darstellen, ist gewachsen.
Selbst wenn die Zölle auf beiden Seiten verschwinden, ist nicht zu erwarten, dass dadurch das Handelsdefizit entscheidend geringer wird. Da es gegen Ende des Jahres angestiegen ist, spricht viel dafür, dass die Konsumausgaben weiter steigen, zumal der Dollar durch die Zinserhöhungen der FED stärker geworden ist, wodurch ausländische Güter billiger wurden, während die Weltwirtschaft weniger stark wächst und damit die Nachfrage nach teurer werdenden amerikanischen Produkten weiter zurückgehen könnte. Das ist letztlich das Gegenteil dessen, was Trump mit seiner "America-first"-Politik erreichen wollte.