US-Regierung will die Pleitestadt Detroit unterstützen

Packard Automotive Plan. Bild: Albert duce/CC-BY-SA-3.0

Mit 300 Millionen US-Dollar soll die schrumpfende Stadt wieder revitalisiert werden, vor allem müssen viele leerstehende Häuser abgerissen werden

Der folgende Beitrag ist vor 2021 erschienen. Unsere Redaktion hat seither ein neues Leitbild und redaktionelle Standards. Weitere Informationen finden Sie hier.

Während die USA mal wieder vor der Pleite stehen, da im Kongress weiter um die Erhöhung der Schuldengrenze gestritten wird. Die Republikaner wollen nur zustimmen, wenn Obamas Gesundheitsreform praktisch das Geld entzogen wird (Das große Übel). Obgleich also unklar ist, ob die US-Regierung ab dem ersten Oktober noch zahlungsfähig sein wird, hat sie sich entschlossen, der Pleitestadt Detroit mit 300 Millionen US-Dollar zu helfen. Und es ist klar, dass noch mehr Geld fließen muss, um aus der schrumpfenden wieder eine blühende Stadt zu machen, falls dies überhaupt möglich sein sollte

Die einst reiche Autostadt Detroit, deswegen auch Motwon genannt, musste im Juli Konkurs anmelden. Es war die bislang größte Pleite einer amerikanischen Stadt, und es war die größte US-Stadt, die Pleite ging, weil die Schulden auf 18-20 Milliarden US-Dollar kletterten und die Einnahmen immer weiter absanken. Schon lange war Detroit eine sterbende und schrumpfende Stadt. Auf dem Höhepunkt der Entwicklung in den 1950er Jahren war es noch die zehntgrößte Stadt in den USA mit einer Bevölkerung von 1,8 Millionen.

Mit dem Wegbrechen der Autoindustrie verließen auch immer mehr Menschen die Stadt, vor allem die Weißen und die Angehörigen der Mittelschicht. Jetzt soll Detroit noch eine Bevölkerung von 700.000 haben. In vielen Bereichen stehen Häuser leer und verfallen. Manche Stadtteile sind nur noch gering bevölkert, weil mit dem Rückgang der Steuereinnahmen und der Bevölkerung auch die Versorgung nicht mehr gewährleistet war. Die Kriminalität stieg drastisch an. Es werden Gebäude abgerissen (siehe die Demolition Map, aber die Pleitestadt kann auch dies im notwendigen Ausmaß leisten. Menschen wurden gebeten, in dichter besiedelte Gebiete umzusiedeln. In manchen Stadtteilen wurde auch saniert, neu gebaut und investiert, im Zentrum zogen wieder junge Menschen zu und wurden neue Jobs kreiert, so dass Detroit auch zu einem Gleichnis für die in arm und reich geteilte Gesellschaft wurde.

Die prosperierende Detroit International Riverfront. Bild: Shakil Mustafa/CC-BY-SA-3.0

Detroit soll nicht durch ein Bailout gerettet werden, sondern mit Geldern unterstützt werden. Dazu gehören Gelder, die der Stadt zustanden, aber von dieser nicht abgerufen werden konnten, weil sie die Bedingungen nicht erfüllte. Aber es sind auch Spenden und Public-Private Partnerships (PPP) vorgesehen sowie "neue" Gelder etwa vom Verkehrs-, vom Heimatschutz- und vom Umweltministerium.

150 Millionen US-Dollar sind allein für ein systematisches Abreißen von Häusern und die Revitalisierung vorgesehen. Mit 30 Millionen sollen die öffentliche Sicherheit gestärkt und die Kriminalität reduziert werden, indem mehr Polizisten oder auch Feuerwehrleute eingestellt werden oder die Straßenbeleuchtung wieder ausgeweitet wird, die aufgrund von Sparmaßnahmen teilweise eingestellt worden war. Mit 140 Millionen soll der öffentliche Nahverkehr gefördert werden, Busse sollen repariert, eine Straßenbahn eingeführt und Überwachungskameras zur Sicherheit installiert werden. Und allgemein soll die Stadtentwicklung zusammen mit Firmen gefördert werden, um ein "21st Century Detroit" zu schaffen. Dabei wird es beim Stadtumbau auch um eine Gestaltung der Schrumpfung gehen, um eine Stadt mit großen Lücken und verdichteten Zentren, vielleicht um eine Neuerfindung der Stadt als dezentrale Landschaft.