US-Wahl: Showdown im Rust Belt
In einem engen Rennen lassen endgültige Ergebnisse auf sich warten
Bei der US-Präsidentschaftswahl hat der Demokrat Joseph Biden den umkämpften Bundesstaat Arizona gewonnen - aber dem Republikaner Donald Trump gelang es, das einwohnerstärkere Texas zu halten, auf das sich sein Herausforderer ebenfalls Hoffnungen machte. Dort legte Trump im Vergleich zu 2016 vor allem im Süden, an der Grenze zu Mexiko, zu. Von den 1860ern bis in die 1980er Jahre war Texas eine Hochburg der Demokraten. Seitdem geht der Bundesstaat regelmäßig an die Republikaner.
Demokraten verprellten Florida-Latinos
Außer in Arizona führt Biden in New Mexico, Colorado, Minnesota, Illinois und den nicht umkämpften Bundesstaaten an der Westküste und im Nordosten. Trump liegt außer im ebenfalls unumkämpften Herzland auch in Georgia, North Carolina und Florida vorn. Bei über 90 Prozent ausgezählten Stimmen in Florida billigt ihm auch die (nicht unbedingt dem Amtsinhaber zuneigende) New York Times in diesem sehr einwohnerstarken und damit wichtigen Schlachtfeldstaat eine Siegeswahrscheinlichkeit von über 95 Prozent zu, weil er mit drei Punkten Vorsprung führt.
Dem Politico-Autor Marc Caputo gegenüber erklärte das ein "führender Demokrat" mit den Demonstrationen und Unruhen nach dem Tod von George Floyd und der Forderung "Defund the Police", mit der Biden und seine Vizepräsidentschaftskandidatin Kamala Harris öffentlich sympathisierten. Dass auf solchen Demonstrationen Che-Guevara-Bilder gezeigt wurden, sei vor allem bei Exilkubanern schlecht angekommen.
Aber nicht nur in Florida, auch in anderen Bundesstaaten schnitt Trump bei spanischsprachigen Wählern teilweise deutlich besser ab als vor vier Jahren. Möglicherweise auch deshalb, weil nun die Frage einer Sicherung der Grenze zu Mexiko bei weiten nicht mehr so im Vordergrund stand wie damals.
Trump erklärt sich bereits zum Sieger, Pence ist vorsichtiger
In mehreren umkämpften Rust-Belt-Bundesstaaten führt Trump dem bisherigen Auszählungsstand nach knapper: In Ohio, Wisconsin, Michigan und Pennsylvania. Dem Präsidenten reichte das aber, um sich in der Nacht zum Wahlsieger zu erklären und zu warnen, er werde vor Gericht ziehen, falls die Demokraten dort heute neue Stimmzettel "finden" würden. Eine Anspielung darauf, dass Briefwahlstimmen beispielsweise in Pennsylvania auch dann noch zählen, wenn sie drei Tage nach dem Wahltermin eingehen. Vizepräsident Mike Pence, der nach ihm das Wort hatte, äußerte sich deutlich zurückhaltender und meinte, man sei "auf dem Weg zum Sieg".
Joseph Bidens Kampagnensprecher kritisierten die Äußerung des Präsidenten als "beispiellos" und "skandalös", versicherte aber gleichzeitig, man habe sich schon auf eine juristische Auseinandersetzung vorbereitet.
Lindsay Graham verteidigt Senatssitz gegen Rekordsumme
Im Repräsentantenhaus, das gestern komplett neu gewählt wurde, konnten die Demokraten möglicherweise ihre Mehrheit halten. Aber auch das ist noch nicht sicher. Dem bisherigen Auszählungsstand nach verfügen sie dort über 180 Sitze, die Republikaner über 171. In 84 Wahlkreisen steht der Gewinner noch nicht fest.
Ob die Demokraten die bisherige republikanische Mehrheit im Senat kippen konnten, ist zweifelhaft, weil dort eine ganze Reihe republikanischer Sitze, auf die sie sich Hoffnungen machten, von den Amtsinhabern verteidigt wurden. In South Carolina hatte die Partei 104,1 Million Dollar in die Kampagne von Jamie Harrison gesteckt - die größte Summe, die jemals in einen Senatssitzwahlkampf floss. Harrison gelang es trotzdem nicht, dem Republikaner Lindsey Graham den Sitz abzunehmen.
Auch Joni Ernst aus Iowa konnte ihren Sitz gegen die demokratischen Herausforderin Theresa Greenfield verteidigen. Lediglich in Arizona und Colorado gelangen Kandidaten der Demokraten Vertreterwechsel: In Arizona kam der Ex-Astronaut Mark Kelly auf mehr Stimmen als die John-McCain-Nachfolgerin Martha McSally, und in Colorado besiegte John Hickenlooper, der ehemaligen Gouverneur dieses Bundesstaates, den republikanischen Amtsinhaber Cory Gardner. Dafür eroberten die Republikaner aber einen Senatssitz in Alabama zurück. Vielleicht steht die Mehrheit im Senat erst im Januar fest, wenn man in Georgia in einer dort notwendigen Stichwahl entscheidet, wer den Bundesstaat in der zweiten Parlamentskammer vertritt.
Als die Zwischenstandsmeldungen der Auszählungen bekannt wurden fiel die chinesische Währung Yuan, während der US-Dollar gegenüber ihr, dem japanischem Yen, dem britischen Pfund und dem Euro zulegte. Der Goldpreis ließ ebenfalls nach.