USA: "Impfung" soll Bienen gegen Faulbrut schützen
Seite 2: Helfen Probiotika gegen Bienen-Krankheiten?
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Mikroorganismen beeinflussen die Gesundheit der Darmflora beim Menschen. Sind Probiotika der Gesundheit von Honigbienen nützlich? Diese Frage stellten sich Wissenschaftler der Universität Western Ontario. Das Team um Gregor Reid entwickelte ein Bienenfutter mit Probiotika, das sie bei Versuchsvölkern testeten.
Drei Völker bekamen verschiedene Futtergaben: Eine Gruppe erhielt weder Probiotika noch ergänzenden Futterteig, eine zweite Gruppe lediglich Futterteig und die dritte bekam Probiotika über einen Futterteig. Am anfälligsten waren die Honigbienen der Gruppe, die nur einen Futterteig erhielt.
Während des Experimentes infizierten sich die Bienenvölker unabsichtlich mit der Amerikanischen Faulbrut (Paenibacillus larvae). Bei der mit Probiotika behandelten Bienenstöcke war die Belastung mit Erregern um 99 Prozent reduziert, weshalb mehr Bienen überlebten. Bei weiteren Untersuchungen im Labor stellten die Forscher bei den mit Probiotika gefütterten Bienen eine erhöhte Immunabwehr gegen P. larvae fest.
Eine Gabe mit Probiotika könnte auch die Expression eines Gens namens Defensin-1 erhöhen, ein wichtiges antimikrobielles Peptid, das eine entscheidende Rolle bei der Abwehr von Paenibacillus-larvae-Infektionen bei Honigbienen spielt, weiß Brendan Daisley, einer der Autoren.
"In einem Bienenvolk sind unzählige Bienen nicht nur genetisch miteinander verwandt, sondern leben auch auf engstem Raum miteinander", erklärt Graham Thompson, ein weiterer Autor, der an der Studie beteiligt war. Vor diesem Hintergrund sind die Bienen anfällig für ansteckende Krankheiten. Aufgrund der üblichen Praxis, Bienen mit zusätzlichem Futter zu versorgen, könnten sich die Krankheitserreger noch vermehren, glauben die Forscher. Sie würden die Imker stattdessen gerne mit einem Futterteig beliefern, der mit Probiotika angereichert ist.
Eine gute Mikrobenflora stärkt die Immunabwehr
Bereits vor zehn Jahren sammelten schwedische Wissenschaftler wilde Honigbienen-Völker aus aller Welt. In den Honigmägen aller Bienen fanden sie überall eine ähnliche Zusammensetzung von Milchsäurebakterien - darunter bisher unbekannte Stämme, die Faulbrut bekämpfen können.
Bei Bienen wie auch beim Menschen helfen in einer gesunden Darmflora Bakterien bei der Aufnahme von Nährstoffen. So wirken die Stoffwechselprodukte der Milchsäurebakterien einerseits wie Konservierungsmittel, die verhindern, dass der Honig von Hefepilzen oder anderen Mikroben befallen wird. Zum Andern vertreiben sie Krankheitserreger aus der Bienenkolonie.
Gesunde Milchsäurebakterien seien nur in frischem oder wildem Honig aktiv, nicht jedoch in Honig mit weniger als 20 Prozent Wasseranteil, erklären die Bienen-Experten. Ohne die Milchsäurebakterien würde der Nektar im Honigmagen der Bienen vermutlich innerhalb kürzester Zeit anfangen zu gären. Der Honig würde nicht mehr als natürliches Antibiotikum wirken. Weil die Immunabwehr darunter leidet, wären die Bienen und ihre Larven nicht mehr vor Krankheiten geschützt.
Was den Zuchtbienen also fehlt, ist der natürliche Schutz durch Milchsäurebakterien, vermuten die Forscher. Ursache dafür könnten die Antibiotika-Gaben sein, wie sie in den USA erlaubt sind, aber auch die Fütterung mit synthetischem Zucker steht in Verdacht.
Eine Studie von 2018 untermauert diese These. Hier fütterten Wissenschaftler der Uni Hohenheim und Tübingen fünfzehn Bienenvölker mit Weizenstärkesirup, Saccharosesirup bzw. Blütenhonig. Bei den Bienen, die Honig oder Weizenstärkesirup erhielten, wiesen die Forscher mehr Rhizo- und Bifidobakterien nach als bei den Bienen, die mit Saccharosesirup gefüttert wurden.
Moderne Imker füttern ihre Bienen vor allem im Winter mit Zucker bzw. Sirup. Dies schädigt das Darmsystem und somit das Immunssystem der Bienen, wie in einer anderen Studie aus dem Jahr 2012 nachgewiesen wurde. Demzufolge richtet saure Invert-Zuckersirup den größten Schaden an – für die Epithelzellen im Darm und verkürzt somit die Lebensdauer der Bienen.
Mit natürlicher Fütterung bleiben Bienen gesund
Imker, die Bienen wesensgemäß halten, berücksichtigen deren natürliches Lebensumfeld. Sie geben ihren Bienen natürliches Futter. So litten Larven und Bienen, die man mit Sonnenblumenhonig fütterte, weniger unter Nosema sowie der Europäischen Faulbrut (Sauerbrut). Und die Fütterung mit Akazienhonig sowie Honige mit Anteilen von verschiedenen Blütenpflanzen reduzierte den Befall mit amerikanischer Faulbrut.
Was folgt daraus? Honig, der ausvielfältigen Trachtquellen stammt, ist für Bienen nicht nur Nahrung, sondern offensichtlich auch Heilmittel, denn er stärkt das Immunssystem. Und je nachdem, von welchen pathogenen Bakterien die Bienen befallen sind, wählen sie sogar den jeweils für sie "richtigen" Honig.
Wer seinen Bienen also möglichst viel eigenen Honig lässt, ermöglicht ihnen über das Futter eine selbständige, natürliche und wirkungsvolle Prophylaxe gegen Krankeiten, schreiben die Autoren von Mellifera Verein für wesensgemäße Bienenhaltung.
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