USA: Städte haben noch keine Pläne für die Einführung autonomer Fahrzeuge
Stadt- und Verkehrsplaner in US-Städten erwarten sich meist positive Entwicklungen von autonomen Fahrzeugen, die in 5-10 Jahren in die Städte einziehen werden
Städte forcieren in den Zentren die Reduzierung des Autoverkehrs durch den Ausbau öffentlicher Verkehrsmittel, die Einrichtung von Fahrradwegen, die Verknappung von Parkplätzen. Nicht ganz konform wird zur Reduzierung der CO2-Emissionen der Umstieg auf E-Autos gefördert, für die eigene Parkplätz mit Tankmöglichkeiten bereitgestellt werden. In letzter Zeit war zwar die Rede, welche Folgen E-Roller und andere elektrische Fortbewegungsmittel für den Verkehr haben können. Weitgehend Stillschweigen herrscht hingegen darüber, wie sich Städte rechtzeitig auf die Ankunft von autonomen Fahrzeugen vorbereiten sollten.
Das scheint in den USA auch nicht anders zu sein. Nach einer Studie, die im Journal of the American Planning Association erschienen ist, dass man sich auch dort in den Städten noch kaum mit dem Thema beschäftigt. Es steht ja nicht unmittelbar an, könnte man einwenden, und keiner weiß, wie groß die Nachfrage sein wird und ob hier wirkliche eine Welle anrollt, die die Verkehrsverhältnisse auf den öffentlichen Wegen zu einem Zusammenspiel von Menschen, die zu Fuß, mit dem Fahrrrad oder mit anderen Fortbewegungsmitteln auf den öffentlichen Straßen und Plätzen unterwegs sind, und smarten Fahrzeugen, in denen Passagiere oder Lasten transportiert werden. Aber jetzt, so sagen die Autoren, wäre eigentlich die Zeit, sich über die Politik zu verständigen, um mögliche negative Folgen zu minimieren.
Vorausschauende Planung eher Fehlanzeige
Befragt wurden von den Wissenschaftlern leitende Verkehrs- und Stadtplanungsmitarbeiter in 120 amerikanischen Städten mit einer Bevölkerung von über 100.000 Einwohnern (angeschrieben wurden über 300, viele haben es also vorgezogen, nicht zu antworten). Zudem wurden die verkehrspolitischen und Landnutzungspläne der 25 größten Städte einbezogen. Was vorausschauende Vorbereitung oder Planung angeht, das wird in vielen anderen Bereichen auch nicht anders sein, sieht es düster aus. Man lässt es auf sich zukommen, obwohl die große Mehrheit der Befragten davon ausgeht, dass autonome Fahrzeuge in 5-10 Jahren zugelassen werden.
Kaum eine Stadt, so das Ergebnis der Befragung, hat sich auf autonome Fahrzeuge vorbereitet, weiß, wer dafür zuständig ist, oder hat entsprechende Pläne oder Politiken entwickelt. Eher wartet man auf staatliche Vorgaben, die meisten geben dennoch an, dass es für die Stadtverwaltung prioritär sei, sich an der Spitze der technischen Innovation zu befinden.
Von den Großstädten haben immerhin 36 Prozent Pläne, in denen autonome Fahrzeuge erwähnt werden, und 24 Prozent haben Pläne, um die vermuteten Vorteile der Sicherheit und der Stauvermeidung durch diese zu maximieren. Aber in der Regel werden autonome Fahrzeuge nur erwähnt, aber keine Regelungen entwickelt. Los Angeles ist mit am meisten mit dem Plan "Urban Mobility in a Digital Age" fortgeschritten, in dem Fahrspuren für autonome Fahrzeuge, autonome Busse und Daten-Sharing der Fahrzeuge zum Verkehrsmanagement angedacht sind.
Viele Fragen ungeklärt
Allerdings ist auch noch kaum absehbar, welche konkreten vorteilhaften und riskanten Veränderungen autonome Fahrzeuge im urbanen Verkehr mit sich bringen werden. Erwartet wird gemeinhin, dass der Verkehr sicherer wird, Staus weniger werden und die Luftverschmutzung sinkt. Es wird aber ganz darauf ankommen, ob autonome Fahrzeuge weiter Privatbesitz sein werden oder ob die Menschen bereit sind, diese zu teilen. Nur dann wird es in den Städten weniger Fahrzeuge und damit mehr Raum geben. Dann aber müssten die Fahrzeuge Aufladestationen anfahren können, die von den Städten oder Unternehmen im öffentlichen Raum oder auf Parkplätzen eingerichtet werden müssen.
Die große Frage wird sein, wie sich autonome Fahrzeuge von verschiedenen Anbietern mit unterschiedlicher technischer Ausstattung und KI-Programmen untereinander und mit von Menschen gesteuerten Fahrzeugen, Fahrradfahrern oder Fußgängern verhalten werden. Welche Maßnahmen müssen Städte ergreifen, damit die versprochene Sicherheit auch tatsächlich eintritt? Was muss im Stadtraum verändert werden? Müssen sich die autonomen Fahrzeuge den menschlichen Verkehrsteilnehmern anpassen oder diese den technischen Anforderungen, also ähnlich wie schon einmal die Städte dem fahrenden und ruhenden Autoverkehr angepasst wurden?
Unklar ist schon allein, ob autonome Fahrzeuge den Verkehr wirklich reduzieren werden, wenn dann auch Menschen, die kein Auto steuern wollen und dürfen, diese als Passagier nutzen können: Alte, Kinder, Kranke, Behinderte. Autofahrten könnten eine Möglichkeit werden, der Arbeit nachzugehen, also in die Arbeitszeit integriert zu werden, weswegen dann auch lange Fahrzeiten in Kauf genommen werden könnten. Man könnte autonome Fahrzeuge für Wege benutzen, für die man früher zu Fuß gegangen ist, das Fahrrad oder den öffentlichen Nahverkehr genutzt hat. Autos werden geparkt, wenn sie nicht gebraucht werden. Möglicherweise fahren autonome Fahrzeuge herum, um Parkgebühren zu vermeiden oder Mitfahrer woanders aufzugabeln, was den fließenden Verkehr auch nicht reduzieren würde.
Allgemein sind die Stadtplaner optimistisch, aber viele gehen davon aus, dass mehr gefahren wird, dass die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel zurückgeht, dass Einkünfte der Städte (Parkgebühren etc.) schrumpfen und der Sprawl, also der Gang ins Umland, wieder begünstigt wird. Ein Viertel glaubt, dass Staus zunehmen, dass die soziale Gleichheit weiter reduziert und Segregation gefördert wird. Fast zwei Drittel fürchten, dass die Einführung autonomer Fahrzeuge in den Städten zu Widerstand führen wird.
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