USA wollen länger in Syrien bleiben

Seite 2: USA: Mitbestimmen, wie Syrien neu gestaltet wird

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Die USA wollen mitbestimmen, wie Syrien neu gestaltet wird, sie wollen Assads Macht beschränken, den Interessen ihrer Nahostpartner Israel, Saudi-Arabien und Jordanien dabei so viel Einfluss einräumen wie möglich. Daran hängt nicht zuletzt auch der große Geschichtsbuchtraum des wahrlich für Eitelkeiten nicht unempfänglichen Präsidenten Trump von der Friedenslösung Israel/Palästina.

Es sieht nun ganz nach einem "Wettlauf" zwischen Genf und Astana aus: Welche Abmachungen werden welche Relevanz für Syrien haben? Das Bemerkenswerte ist nun, dass die USA zwar einerseits die Vorteile der Gespräche von Genf benutzen wollen, wo Assads politische Position Angriffen einer von den "Freunden Syriens" bestimmten Opposition ausgesetzt ist, anderseits aber auch die für das tatsächliche Geschehen in Syrien sehr viel relevanteren Abmachungen von Astana für sich nutzen wollen: über Arrangements mit Russland, die in Astana berücksichtigt werden müssen.

Die Deeskalationszone

Mattis bekräftigt dies in seiner Pressekonferenz, wo er auf die "Deeskalationszone" im Süden Syriens eingeht. Die Konturen und der Inhalt dieser Pufferzone sind ziemlich vage. In der Öffentlichkeit ist weder bekannt, wie ihre Ausdehnung genau aussieht, noch ob es denn tatsächlich abgemacht wurde, dass sich in dieser Zone, die sich in der Nähe der syrischen Grenzen zu Israel und Jordanien befinden soll, keine schiitischen Milizen aufhalten dürfen.

Das wurde so in den letzten Tagen berichtet, aber schleunigst wieder dementiert. Hier sind viele Empfindlichkeiten und vor allem Interessen im Spiel. Daher auch die Geheimnistuerei. Auch darüber, wer auf die Wahrung dieser Zone aufpassen soll, gibt es keine Klarheit. Alles bewegt sich öffentlich noch im Unverbindlichen. Unübersehbar ist jedoch, dass auch Russland als erheblicher Faktor für Syriens Stabilität kein geringes Interesse daran hat, dass die USA, Saudi-Arabien und Israel in die syrische Lösung miteinbezogen werden.

Interessensausgleich?

Im Übrigen benötigt nicht nur Israel die "Lösung über Russland" (Natanjahu machte mehrmals Besuch in Moskau), sondern auch Iran, um Eskalationen "in Schach" zu halten, welche der iranischen Wirtschaft gerade jetzt gar nicht gut täten. So ist der ganze Lärm der letzten Zeit mit Kriegsdrohungen aus Saudi-Arabien, der Verbalkulisse an US-amerikanischen und israelischen Kampfansagen an den Terrorstaat Iran auch sehr nützlich, um den Interessen dieser Parteien in Syrien Nachdruck zu verleihen. Und die USA können es sich selbst im "imperialen Sinkflug" nicht - oder gerade da noch weniger - leisten, auf einen Einfluss in Syrien zu verzichten.

Inwieweit solche Kalküle, Vorstellungen, Interessensausgleichversuche dann auch aufgehen, ist gerade in Syrien allerdings schwer zu sagen. Dort ist noch immer Krieg. Baschar al-Assad will das ganze Land zurück und er hat die letzten sechs Jahre gezeigt, dass er strategisch viel weitsichtiger agieren kann, als sich das Nachbarländer wie etwa die Türkei, westliche Länder oder die Supermacht USA haben vorstellen können. Viel hängt davon ab, welchen Nenner Russland und die syrische Regierung für die Neuordnung finden.

Die vielen Häupter des Krieges

Der IS, der noch immer große Teil der Wüste als Rückzugsgebiet hat, wird den Guerillakampf aufnehmen. Selbstmordattentate durch Schläferzellen können Ängste und böses Blut wecken und Dynamiken in Gang setzen, mit denen vorher nicht zu rechnen war.

Dass die US den IS für ihre Ziele instrumentalisieren, ist ebenso wie der Verlauf dessen, was irrtümlicherweise und mit Absicht viel zu lange als Aufstand falsch etikettiert wurde, ein Hinweis darauf, dass die Option Chaos und Instabilität zur Verfügung steht. Auch damit kann man drohen, wenn Interessen nicht berücksichtigt werden.

Und ausgemacht ist auch nicht, dass Konflikte mit Beinahe-Konfrontationen zwischen den USA und Russland immer so ausgeräumt oder beschwichtigt werden können, dass die Arrangements halten. Bislang haben sie in Syrien nie lange gehalten.