Über einen Täuschungskünstler, der die Welt zu seiner Bühne machte
Die schmutzigen Tricks des Allen Dulles (Teil 1/4)
Über den berüchtigten Wallstreetanwalt Allen Dulles (1893-1969) steht in deutscher Sprache kaum Literatur zur Verfügung. Dies ist angesichts der Bedeutung dieses nie gewählten Politikers, der das Dritte Reich mitfinanzierte, die CIA aufbaute, den Kongress, seine Präsidenten sowie die gesamte Welt belog und der Familie Bush den Weg ebnete, erstaunlich. 60 Jahre nach Gründung der CIA soll im Folgenden versucht werden, die Biographie des umstrittenen Geheimdienstlers nachzuzeichnen.
Als der 21jährige Allen Welsh Dulles 1914 an Bord der MS Olympic den Atlantik überquerte, um ein Jahr an einer christlichen Missionsschule in Indien zu unterrichten, las er mit Begeisterung Rudyard Kiplings Spionageroman "Kim" (1901), in welchem ein englischer Waisenjunge unter Indern aufwächst und von einem trickreichen Geheimagenten in das "Große Spiel" eingeführt wird. Das "Große Spiel" hatte bereits Dulles’ Großvater John Watson Foster gespielt, ein Bürgerkriegsgeneral und angesehener Anwalt, der als US-Außenminister 1893 das Königreich Hawaii besetzt hatte, um dort Amerikaner vor angeblichen, tatsächlich aber selbst inszenierten Unruhen zu beschützen. Das Amt des US-Außenministers sollte 1915 auch Dulles Onkel Robert Lansing bekleiden, 1953 schließlich Allens Bruder John Foster Dulles, und auch er selbst hatte es lange angestrebt.
Allen Dulles war als Sohn eines presbyterianischen Geistlichen in einer der privilegiertesten Familien Watertowns aufgewachsen und hatte bereits als Kind allerhand von der Welt gesehen. Schon kurz vor seinem 8. Geburtstag hatte Dulles ein 26 Seiten langes Büchlein über den Burenkrieg geschrieben, von welchem sein stolzer Großvater General Foster 700 Exemplare drucken ließ, um sie zugunsten von Kriegsgeschädigten zu verkaufen. In Princeton war Dulles von Woodrow Wilson unterrichtet worden, der seit 1912 das Präsidentenamt bekleidete.
Nach seinem Indienabenteuer, in dem er wie Kiplings Mowgli auf eine gefährliche Schlange traf, Fakire bewunderte und auf einem Elefanten ritt, reiste Dulles weiter nach China, um mit seinem berühmten Großvater befreundete Machthaber zu besuchen. Diese waren jedoch während der Unruhen nach dem Zerfall des Kaiserreichs entmachtet worden. Auch für Dulles hatte nun das "Große Spiel" begonnen.
Erster Weltkrieg
Dulles trat nach seiner Heimkehr in den diplomatischen Dienst ein und nahm 1916 eine Arbeit als Botschaftssekretär in Wien auf. Dort war das diplomatische Corps gerade vom Skandal um Spionageabwehrchef Oberst Alfred Redl, schockiert, der posthum als Doppelagent des Zaren enttarnt worden war. Hier lernte Dulles nicht nur die Gepflogenheiten des diplomatischen Parketts kennen, sondern wurde auch in nachrichtendienstlichen Codes unterwiesen.
Nach dem Kriegseintritt der USA zog sich die amerikanische Delegation 1917 in die neutrale Schweiz nach Bern zurück, damals eine Hochburg ausländischer Agenten. Dulles lehnte das Gesuch eines damals unbekannten russischen Exilpolitikers namens Wladimir Iljitsch Uljanow nach einem Treffen ab, dem er ein Tennismatch mit einer jungen Dame vorzog. Noch Jahrzehnte später ärgerte sich Dulles, den später als Lenin bekannt gewordenen Mann unterschätzt zu haben und machte es sich zur Regel, nie wieder eine Chance auszuschlagen, einen potentiellen Agenten zu rekrutieren.
Versailler Vertrag
Der inzwischen zum politischen Offizier beförderte Jungdiplomat reiste 1919 nach Paris, wo er gemeinsam mit seinem Bruder John Foster Dulles Onkel Robert Lansing bei den Friedensverhandlungen zum Versailler Vertrag beriet. Da die USA damals nur Militärnachrichtendienste unterhielten, nicht jedoch einen Auslandsgeheimdienst, verfügte die Delegation nicht über ein einziges Papier über den aufkommenden Bolschewismus. Als in Ungarn die Bolschewiken an die Macht kamen, befürchtete der 26jährige Dulles Kettenreaktion anderer Staaten und arbeitete seinen ersten Plan für eine militärische Intervention aus, welcher dem US-Präsidenten vorgelegt wurde. Dulles erster Versuch zu einem gewaltsamen Eingriff in die Weltgeschichte wurde jedoch als langfristig kontraproduktiv abgelehnt. Dulles allerdings hatte seinen Kalten Krieg gegen jede Form von Kommunismus begonnen.
Nach der Unterzeichnung 1920 verbrachten die Gebrüder Dulles mehrere Monate in Deutschland, hauptsächlich im politisch gärenden Berlin. Der ältere Bruder John Foster war Anwalt in der New Yorker Industriekanzlei Sullivan & Cromwell geworden und nutzte die Zeit, um geschäftliche Kontakte anzubahnen, etwa zum Bankier Hjalmar Schacht, Hitlers späterem Reichswirtschaftminister. Allen Dulles knüpfte demgegenüber politische Kontakte und war nach dem Kapp-Putsch mit der Evakuierung von Amerikanern befasst.
Zuhause machte er seiner künftigen Frau Clover einen Heiratsantrag, nur eine Woche, nachdem er ihr vorgestellt wurde. Das Paar zog zu Dulles neuem Einsatzort Konstantinopel. Während den Versailler Verhandlungen waren unter den Delegationen die offenbar von interessierter Seite lancierten "Protokolle der Weisen von Zion" zirkuliert, die eine "jüdische Weltverschwörung" suggerieren sollten. Das Papier machte Stimmung gegen die damals diskutierte Konzeption eines eigenen jüdischen Staates. Während seiner Zeit in Konstantinopel recherchierte er nun gemeinsam mit dem Journalisten Philip Graves die angebliche Authentizität der Dokumente, die sich als Fälschung des zaristischen Geheimdienstes erwiesen. Spätestens damals hatte Dulles die Effizienz von Desinformation begriffen. Der Einsatz für die Aufklärung seiner Regierung über die Fälschungen ist insoweit bemerkenswert, als dass sich Dulles entsprechend der damaligen Mentalität der weißen amerikanischen Oberschicht über Juden meist abschätzig geäußert hatte.
Aufgrund der ersten Schwangerschaft Clovers beendete Dulles seine Auslandseinsätze und machte auf Anraten seines Bruders neben dem diplomatischen Dienst in Washington in Abendkursen ein Anwaltsexamen. Als Präsident Harding überraschend starb, war es zufällig Dulles, der zur kurzfristigen Vereidigung des neuen Präsidenten Coolidge den vorgeschriebenen Verfassungseid telefonisch diktierte. Bemerkenswert war 1924 Dulles weitsichtiger Vorschlag, im Irak, der damals keine diplomatischen Beziehungen zu den USA unterhielt, unter der Tarnung eines Geschäftsmannes einen verdeckten Agenten zu unterhalten. Seiner Erfahrungen nach bekäme man nirgends bessere Informationen über die Welt als von den Männern der Erdölindustrie.
Als man Dulles das Amt des Botschafters in China anbot, schlug er aus, quittierte wegen schlechter Bezahlung 1926 den diplomatischen Dienst und trat in die Kanzlei seines Bruders ein, der dort zum Teilhaber aufgestiegen war.
Sullivan & Cromwell
Die auf Außenwirtschaft spezialisierte Industriekanzlei Sullivan & Cromwell war weitaus mehr als eine gewöhnliche Anwaltskanzlei. Zum Klientel der umtriebigen Anwälte gehörten etwa die Eisenbahnbarone, Chemiekartelle, Rohstoffimporteure, die Zuckerindustrie, der Rockefellers Standard Oil und sogar ganze Regierungen. Auch am Wiederaufbau Deutschlands verdiente Sullivan & Cromwell durch Vertrieb entsprechender Anleihen ("Heidelberg Bonds") mit. Hierzu lancierte man eigens eine PR-Kampagne, in welcher etwa deutsche Schnulzen-Opern für eine entsprechende deutschfreundliche Stimmung sorgten. Manche Manipulationen Cromwells waren weitaus weniger fein: Für die Betreibergesellschaft des Panamakanals hatte Cromwell seinerzeit verdeckt eine Revolution organisiert. Selbst den Präsidenten Taft und Roosevelt waren die Praktiken des umstrittenen Cromwell nicht geheuer. Bei seinem ersten Auftritt vor Gericht erlitt Allen Dulles eine Niederlage und betrat seither nie wieder als Anwalt einen Gerichtssaal. Seine Talente für Interessenvertretung lagen eher hinter den Kulissen.
Zu Allen Dulles Bereich gehörte insbesondere die Betreuung von Geschäfte mit der Deutschen Industrie. So saß Dulles etwa im Vorstand des Bankhauses Schroeder, das später die NSdAP finanzieren sollte. John Foster Dulles fungierte als amerikanischer Generalrepräsentant der deutschen IG Farben, dem damals größten Chemiekartell der Welt. Aufgrund seiner exzellenten Kontakte zur Politik und seiner Teilnahme an europäischen Abrüstungsverhandlungen war Allen Dulles auch für die Klientel aus der Rüstungsindustrie der geeignete Ansprechpartner. Auch der Hitlersympathisant Henry Ford gehörte zu seinen Klienten, obwohl Ford die von Dulles als Fälschung entlarvten "Protokolle der Weisen von Zion" verlegte. Dulles pflegte unter anderem mit dem Präsidentschaftskandidat John W. Davis Freundschaft, der auf Kuba windige Geschäfte mit Zuckerrohr machte.
Dulles hielt zeitlebens geheim, dass er gemeinsam mit Davis 1933 Adolf Hitler kurz nach dessen Ernennung zum Reichskanzler persönlich aufgesucht hatte. Die beiden Amerikaner waren von Hitler unmittelbar vor einer großen Rede im Berliner Sportpalast empfangen worden. Hitler verglich die Friedensbedingungen des Versailler Vertrags mit denen des US-Bürgerkriegs, wobei er sich darüber aufregte, dass dem Süden Schwarze als Richter aufgezwungen worden waren. Dulles war von Hitler wenig beeindruckt, zumal dieser nicht wusste, dass ausgerechnet Dulles an der Ausarbeitung des kritisierten Versailler Vertrags beteiligt gewesen war. Aufgrund der unklaren Lage schloss Sullivan & Cromwell sein Berliner Büro, hielt jedoch weiterhin geschäftliche Kontakte.
Nachdem die Politik Hitlers auch in den USA Kritik hervorrief, wurde Sullivan & Cromwell janusköpfig: Allen Dulles kritisierte Hitler öffentlich und empfahl sich auf diese Weise bei jüdischen Bankiers, für die er mit Gründung von allerhand Scheinfirmen Kapital aus Deutschland abzog. Sein Bruder John Foster Dulles hingegen, mit dem Allen sogar sein Büro teilte, trat gegen eine Einmischung der USA in den Krieg ein. Eine Clique führender US-Industrieller, die mit Hitler enge Geschäfte machten, sowie Sullivan & Cromwell selbst unterstützten die isolationistischen Pressure Groups America First, als deren Aushängeschild der deutschfreundliche Charles Lindbergh fungierte, und die paramilitärische American Liberty League, die 1933 gegen Roosevelt sogar hatte putschen wollen. Dulles wurde Schatzmeister der New Yorker Republikaner und kandidierte 1938 für einen Sitz im Kongress. Nach seiner hohen Niederlage stellte er sich nie wieder einer Wahl.
Zweiter Weltkrieg
Roosevelt befürwortete den Kriegseintritt der USA, vermochte einen solchen jedoch ohne Angriff des Gegners politisch nicht durchzusetzen. Um einen entsprechenden Vorwand zu vermeiden, war es den deutschen Schiffen verboten worden, sich von US-Schiffen provozieren zu lassen, erinnerte man sich doch noch gut an die mysteriösen Umstände des deutschen Angriffs auf die MS Lusitania, der Amerikaner das Leben gekostet hatte und propagandistisch verwertet worden war. Notfalls solle man sich versenken lassen, so der deutsche Befehl.
Statt einem Schiff wie die USS Maine oder die MS Lusitania sollte es diesmal eine ganze Flotte sein, deren Verlust die USA zum Kriegseintritt bewegte: Ein US-Admiral, der die Atlantik-Flotte auf Hawaii zusammenziehen sollte, verweigerte diesen Befehl, da er den Japanern keinen unwiderstehlichen Köder präsentieren wollte. Der eigenwillige Militär wurde durch einen Admiral abgelöst, der nicht darüber informiert worden war, dass sich der Stützpunkt bei einer Übung als nicht zu verteidigen herausgestellt hatte. Nach dem Angriff auf Pearl Harbour, das Dank Dulles Großvater als US-amerikanischer Boden galt, implodierte die Lobby der Kriegsgegner über Nacht. Die US-Industrie stellte auf Kriegsproduktion um. Den 3.000 in Pearl Harbour getöteten Soldaten sollte die hundertfache Anzahl weiterer amerikanischer Todesopfer in Europa folgen.
Krieg der Gaukler - Im Geheimdienst seiner Majestät
Noch immer verfügten die USA über keinen institutionellen Auslandsgeheimdienst. Führende Industrielle trafen sich unter konspirativen Umständen einmal im Monat im Rockefeller-Gebäude, um von den Auslandsposten aufgeschnappte Nachrichten auszutauschen. Mitglied in der "The Room" genannten Loge war der angesehene Kriegsheld und Anwalt William "Wild Bill" Donovan, der sich in New York während der Prohibition auch einen Namen als Staatsanwalt gemacht hatte.
Donovan wurde 1940 als Room-Emissär bei einer London-Visite von Premierminister Winston Churchill gründlich hereingelegt: In einer vom britischen Geheimdienst aufwändig organisierten Propagandaaktion wurde dem Millionär an allen Orten seines Besuchs vorgetäuscht, die Briten hätten unbändigen Kampfeswillen und zu diesem Zeitpunkt ausreichend militärischen Mittel, um Nazideutschland alleine zu besiegen, wären jedoch einem zusätzlichen Kampfgenossen gegenüber aufgeschlossen. Daraufhin empfahl Donovan seinem Präsidenten die militärische Zusammenarbeit mit den Briten. Roosevelt war ohnehin von Spionageromantik fasziniert, ließ durch geheime Büros rechtswidrig Briefe öffnen und bedauerte öffentlich das nachrichtendienstliche Defizit der USA gegenüber Ländern mit institutionellem Geheimdienst.
Überzeugungsarbeit für die Gründung eines professionellen zivilen Geheimdienstes leisteten 1940 zwei nach Washington gereiste britische Nachrichtendienstoffiziere: Spionagechef Admiral John Goodfrey und dessen rechte Hand, Bankier und Korvettenkapitän Ian Fleming, der später für seine Spionageromane über einen gewissen "James Bond" berühmt werden sollte. Um die Landsleute von der Notwendigkeit eines neuen Geheimdienstes zu "überzeugen" bediente sich die US-Regierung einer "psychologischen Operation" ("PsyOp"), einer Kollektivlüge: in der Presse, welche die konservativen Rivalen Hearst und Pulitzer dominierten, wurde erfolgreich der fiktive Mythos einer "5. Kolonne der Deutschen" über angebliche geheime Saboteure lanciert, welche für die schnellen deutschen Siege am Anfang des Zweiten Weltkriegs verantwortlich gemacht wurden und nun Amerika infiltrierten.
Tatsächlich beruhten die deutschen Eroberungen auf militärischen Ursachen. Sabotage-Aktionen waren dem deutschen Geheimdienstchef Admiral Wilhelm Canaris eigens verboten worden, um Amerika keinen Vorwand zum Kriegseintritt zu liefern. Anschläge auf Schiffe in amerikanischen Häfen verübten 1940/41 vielmehr die Briten, um US-Lieferungen an Nazideutschland zu verhindern. Die Anschläge wurden ausgerechnet den Deutschen angelastet. (Bereits der britische Geheimdienst wurde aufgrund einer Hysterie vor angeblichen deutschen Terroristen gegründet, die ein paranoider Verschwörungstheoretiker namens William LeQuex ("Spies of the Kaiser" 1909) in die Welt gesetzt hatte.)
Die von der amerikanischen Öffentlichkeit akzeptierte Lüge über die deutschen Phantomterroristen ermöglichte politisch die Durchsetzung der Gründung des "Office of the Coordinator of Intelligence (COI)", das direkt dem Präsidenten unterstand und niemandem sonst Rechenschaft schuldig war. Das von "Wild Bill" Donovan geleitete COI arbeitete so originell wie dilettantisch: Als Roosevelt gehört hatte, Japaner hätten panische Angst vor Fledermäusen, wurde ernsthaft der massenhafte Abwurf von Fledermäusen vorbereitet, was sich technisch jedoch als undurchführbar erwies.
Office for Strategic Services
1942 wurde die COI in das "Office for Strategic Services (OSS)" überführt. Die militärischen Stabschefs beeindruckte Donovan mit vorgeblich durch das Agentennetz des "Room" gewonnenen umfangreichen Informationen über die nordafrikanische Front. Tatsächlich hatte er das Material vom polnischen Geheimdienst. Anders als die dem Militär entstammenden Spione seiner Majestät scharte Donovan eine bizarre Truppe vorwiegend aus den Söhnen seiner Millionärsfreunde um sich, die wie Donovan im Krieg Ruhm und Ehre erwerben wollten. Das Führungspersonal des OSS rekrutierte sich aus den 60 "blaublütigsten Familien" der USA, zu denen neben klassischen Industriellen und Bankern auch ein Filmproduzent, Komiker sowie der künftige Erbe eines großen Zirkusunternehmens gehörten. Donovan machte kaum einen Hehl daraus, dass das OSS durchaus auch wirtschaftliche Interessen verfolgen würde.
Donovan wollte die künftige Elite der USA nicht als Kanonenfutter verheizen, sondern sann auf unkonventionelle Strategien wie subversive Aktionen, wie er sie in unrealistischem Ausmaß auch den Deutschen unterstellte. Für geheime Einsätze hinter der Front ließ Donovan allerhand trickreiche Gerätschaften entwickeln, die später an die Spielzeuge des James Bond-Waffenmeisters Major Boothroyd "Q-Branch" erinnerten: Tarnwaffen wie versteckte Messer und sogar Stiefelabsätze mit ausklappbaren Klingen, als Alltagsgegenstände maskierte Pistolen sowie schallgedämpfte Schusswaffen. Das OSS stellte zur psychologischen Kriegsführung Autoren, Schauspieler und Humoristen an, welche u.a. mit schwarzer Propaganda die Kampfmoral der Deutschen brechen sollten. Bekannteste Partnerin des OSS war Marlene Dietrich.
Dem US-Militär, dessen Waffengattungen traditionell miteinander rivalisierten, war das amateurhafte OSS von Anfang an suspekt und verhinderte erfolgreich dessen Beteiligung am Krieg gegen Japan. Donovan hingegen war der festen Überzeugung, eine Handvoll seiner Sabotage-Soldaten würden Legionen klassischer Soldaten ersetzen. Von den Zwei-Mann-Teams, die mit dem Fallschirm über Feindesland abgesetzten wurden, hatte man jedoch nur von einem je wieder etwas gehört. Das OSS kooperierte eng mit dem französischen Widerstand, jedoch wurden durch dilettantische Planung und Auswertung die meisten Mitglieder des Marquis getötet. Die Zusammenarbeit zwischen den erfahrenen Geheimdienstlern seiner Majestät und den Wallstreet-Cowboys wurde zunehmend von Misstrauen und entsprechenden Grabenkämpfen gelähmt.
Bei einem Agenten hatte Donovan jedoch eine glückliche Hand: Allen Dulles.1
Teil 2: Vom OSS zur CIA
Teil 3: Zwei Jahrhunderte Rückstand im Spionagegeschäft
Teil 4: Von Kuba über Kennedy bis Vietnam