Ukraine-Krieg: Warum wir den Aufstand für den Frieden brauchen

Seite 2: "Manifest für den Frieden"

Auch wenn es zu einigen Fragen im Kontext des Ukrainekrieges unterschiedliche Meinungen in der IPPNW gibt, so ist mein Eindruck aufgrund meiner Kontakte und der Teilnahme an zwei zentralen Online-Veranstaltungen der, dass eine große Zahl unserer Mitglieder dafür eintritt, dass dieser Krieg so schnell wie möglich durch eine Verhandlungslösung zwischen den Beteiligten, und das sind Russland, die Ukraine und die USA, beendet werden muss, und weitere Waffenlieferungen das Sterben und die Zerstörungen in der Ukraine nur verlängern können.

Das kommt auch darin zum Ausdruck, dass bei dem kürzlich veröffentlichten "Manifest für den Frieden" von Alice Schwarzer und Sahra Wagenknecht neben vielen prominenten VertreterInnen aus Kultur und Wissenschaft wie der evangelischen Theologin Margot Käßmann auch Angelika Claußen, IPPNW-Vizepräsidentin Europa, zum Kreis der Erstunterzeichnerinnen und -unterzeichner gehört.3

Mit diesem Aufruf hat die bisher schweigende Hälfte der Bevölkerung eine Stimme erhalten, denn 59 Prozent fürchten laut einer neuen Umfrage von Infratest dimap eine Eskalation des Ukraine-Krieges zu einem dritten Weltkrieg, ja sogar zum Atomkrieg.

Dieses Manifest, das mittlerweile über 700.000 Unterschriften erhalten hat, ist ein Hoffnungsschimmer für alle Friedenswilligen in unserem Land und dürfte auch bei IPPNW-Kolleginnen und Kollegen eine breite Zustimmung und Unterstützung finden.

Aufgerufen wurde mit dem Manifest zu einer Großkundgebung unter dem Motto "Aufstand für den Frieden" am 25. Februar 2023 am Brandenburger Tor in Berlin, an dem laut Veranstalter circa 50.000 Menschen teilgenommen haben.

In einer aktuellen Erklärung des IPPNW-Vorstands vom 21.02.2023 zum "Manifest für den Frieden" und zur Kundgebung am 25.02.2023 am Brandenburger Tor heißt es, dass die IPPNW alle demokratischen Bürgerinnen und Bürger dazu aufruft, sich lokal und bundesweit für einen sofortigen Waffenstillstand einzusetzen und für eine diplomatische Lösung zur Beendigung des Krieges.

Auch mehrere Mitglieder unserer Kieler IPPNW-Gruppe haben sich von der breiten und massiven Verunglimpfung dieser Veranstaltung in unseren Hauptmedien als rechts oder "rechtsoffen" und den gleichzeitigen widrigen Witterungsbedingungen (Temperaturen null bis drei Grad Celsius, Starkwind und teilweise Schneetreiben) nicht davon abhalten lassen, nach Berlin zu fahren.

Und sie wurden entschädigt durch ermutigende Reden von Alice Schwarzer und Sahra Wagenknecht und sehr informative und klare Ansprachen von Brigadegeneral a. D. Erich Vad, ehemaliger Sekretär des Bundessicherheitsrates und militärpolitischer Berater von Angela Merkel, und dem langjährigen Friedensaktivisten Hans-Peter Waldrich. Am Beginn wurde eine eindringliche fünfminütige Video-Botschaft von Jeffrey Sachs abgespielt, die extra für diese Veranstaltung aufgenommen worden war.

Die Stimmung war trotz aller Widrigkeiten sehr gut und von Nazis habe ich weit und breit nichts gesehen oder gehört, so dass auch ich die Hoffnung habe, am Beginn einer jetzt endlich unbedingt notwendigen neuen Friedensbewegung teilgenommen zu haben.4