Ukraine-Krieg: Warum wir den Aufstand für den Frieden brauchen

Seite 4: Folgen eines begrenzten Atomkriegs

Die IPPNW hat kürzlich einen 27-seitigen Bericht mit vielen eindrucksvollen Abbildungen und instruktiven Tabellen mit dem Titel "Nukleare Hungersnot" veröffentlicht.7

Es handelt sich um die deutsche Übersetzung einer Arbeit, die von einem Team der Physicians for Social Responsibility, der US-amerikanischen Sektion der IPPNW, erstellt worden ist.

Seit Langem ist bekannt, dass ein großer umfassender Atomkrieg zwischen den beiden atomaren Großmächten die moderne Zivilisation zerstören und einen "Nuklearen Winter" auslösen und wahrscheinlich den größten Teil aller Menschen oder die gesamte Menschheit auslöschen könnte.

Aber was ist mit einem "begrenzten" Atomkrieg, der nur in einer Region der Erde wie z. B. in der Ukraine oder Asien stattfindet oder bei dem bloß ein kleiner Teil des weltweiten Arsenals zum Einsatz kommt?

Dieser neue IPPNW-Bericht fasst die jüngsten wissenschaftlichen Studien zusammen, die zeigen, dass sich ein sogenannter "begrenzter" oder "regionaler" Atomkrieg weder begrenzt noch sich nur regional auswirken würde. Ganz im Gegenteil, er hätte Auswirkungen auf den gesamten Planeten.

Die beiden Atom-Großmächte verfügen jeweils über circa 6.000 Atomsprengköpfe. Auch wenn bei einem Krieg nur drei Prozent, d. h., weniger als ein Zwanzigstel der weltweiten Atomwaffen, detonieren würde, kämen das Klima, die globalen Nahrungsmittelketten und wahrscheinlich die öffentliche Ordnung zum Erliegen. Millionen, vielleicht sogar Milliarden von Menschen, kämen in der Folge durch Hungersnöte und Unruhen ums Leben.

Denn in einem Atomkrieg käme es durch auf Städte und Industriegebiete abgeworfene Bomben zu Feuerstürmen, und das würde riesige Mengen an Ruß in die Atmosphäre befördern, die sich dann rasch verbreiten und den Planeten abkühlen würden, heißt es in dem IPPNW-Bericht.

"Hunger könnte ein Drittel der Erdbevölkerung töten", schreiben die Autorinnen und Autoren der genannten Studie, "und das schon als Folge eines Krieges, bei dem weniger als drei Prozent des globalen atomaren Arsenals zum Einsatz kämen".

Schlussbemerkungen

Die Tatsache, dass das oben genannte "Manifest für den Frieden" in so kurzer Zeit über 700.000 Unterstützer zählt, ist ermutigend und könnte bedeuten, dass ein langsames Umdenken in weiten Teilen unserer Bevölkerung tatsächlich begonnen hat.

Auch könnte die Einladung eines Mitglieds der IPPNW zu einer Rede über den Krieg in der Ukraine am diesjährigen Aschermittwoch in das Gemeindehaus in Heikendorf Ausdruck für ein beginnendes zaghaftes Umdenken von verantwortlichen Personen in der Öffentlichkeit sein.

Abschließend sei noch auf einen Artikel des Schweizer Journalisten Guido Biland hingewiesen.9 Das in diesem Beitrag abgedruckte "Gespräch" über die für uns alle entscheidende Frage, wie der Ukraine-Krieg zu lösen ist, hat mich zunächst in großes Staunen versetzt, aber zuletzt auch ein Schmunzeln bei mir ausgelöst. Deshalb hätte ein Bericht darüber gut zu meiner Aschermittwoch-Rede gepasst, wenn ich die Zeit dafür gehabt hätte.

Autor: Klaus-Dieter Kolenda, Prof. Dr. med., Facharzt für Innere Medizin – Gastroenterologie, Facharzt für Physikalische und Rehabilitative Medizin/Sozialmedizin, war von 1985 bis 2006 Chefarzt einer Rehabilitationsklinik für Erkrankungen des Herz-Kreislaufsystems, der Atemwege, des Stoffwechsels und der Bewegungsorgane. Seit 1978 ist er als medizinischer Sachverständiger bei der Sozialgerichtsbarkeit in Schleswig-Holstein tätig. Zudem arbeitet er in der Kieler Gruppe der IPPNW e.V. (Internationale Ärztinnen und Ärzte für die Verhütung des Atomkriegs und für soziale Verantwortung) mit.

E-Mail: klaus-dieter.kolenda@gmx.de

Der vorliegende Artikel beruht auf einem Vortrag, den der Autor am Aschermittwoch, dem 22. Februar 2023, bei einer Veranstaltung der Ev.-Luth. Kirchengemeinde Heikendorf im Landkreis Plön in Schleswig-Holstein im dortigen Gemeindehaus gehalten hat und der von ihm überarbeitet und aktualisiert worden ist.