Ukraine: Militärische Lage nach vier Wochen Krieg
Seite 2: Tatsächliche Verluste schwer zu ermitteln
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- Tatsächliche Verluste schwer zu ermitteln
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Die am schwersten zu beantwortende Frage zum Kriegsverlauf ist die zu den Verlusten der beiden Seiten, da aus Gründen der "Kampfmoral", man könnte es auch Kriegspropaganda nennen, in den Berichten beider Parteien eigene Verluste minimiert, die der Gegenseite stets überhöht werden.
So gibt es bisher nach den neusten ukrainischen Angaben 1.300 tote eigene und 16.100 tote russische Soldaten, die russische Seite wiederum spricht von 1.351 eigenen Verlusten und 14.000 toten ukrainischen Gegnern.
Generell dürften die Verluste beider Seiten wesentlich näher beieinander liegen, als sie schildern. Da Offensivaktionen stets höhere Verluste für den Angreifer bedeuten als für den Verteidiger, müssten die Verluste der russischen Seite an der Front etwas höher liegen als die der ukrainischen. Allerdings führt die russische Armee häufiger auch Schläge mit Raketen oder Luftangriffen im gegnerischen Hinterland durch, die wiederum zusätzliche Tote unter den ukrainischen Soldaten bedeuten.
Beim Fortgang des Krieges spricht Meduza von mehreren Möglichkeiten. Zum einen könnte eine größere erfolgreiche militärische Aktion der einen Seite die jeweils andere zu einem Kompromiss zwingen, der ein rascheres Kriegsende zugunsten der anderen Seite verspricht. Zum anderen kann die sich seit den letzten zwei Wochen andeutende Pattsituation an mehreren Fronten in einen sogenannten Zermürbungskrieg münden, der lange dauert und noch viele Opfer zur Folge haben würde.
Von einem baldigen Kriegsende geht Wassili Kaschin im Gespräch mit Telepolis eher nicht aus. Im Gegensatz zum Irakkrieg der USA, der innerhalb von drei Wochen geworden war, verfügt der russische Kriegsgegner über mehr Bewaffnung, Unterstützung von außen und Kampfbereitschaft. Sicher ist nur, dass mit jedem weiteren Tag Krieg die Anzahl der Opfer steigt.